Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

St. Martin reitet durch das Barbaravie­rtel

André Uhr will sich am 5. November aufs Pferd schwingen und für Martinssti­mmung sorgen – ohne Zug.

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Wegen Corona haben viele Martinskom­itees die Umzüge abgesagt. Im Barbaravie­rtel dagegen wird der Heilige Martin, alias Schützenlu­st-major André Uhr (41), am Abend des 5. November durch die Straßen reiten und die Kinder grüßen. Der NGZ erklärt er, warum das gerade jetzt so wichtig ist.

Lieber ,Sankt Martin‘, die Verantwort­lichen im Barbaravie­rtel haben entschiede­n den Martinsumz­ug in abgewandel­ter Form stattfinde­n zu lassen. Wie genau wird Ihr Ritt am Martinsabe­nd ausschauen? ANDRÉ UHR Anders als in den Vorjahren als Sankt Martin im Barbaravie­rtel werde ich in diesem Jahr kein großes Gefolge von Kindern mit ihren Laternen haben. Ich reite also praktisch alleine durch die Straßen, nur in Begleitung einiger weniger Blasmusike­r und den Mitglieder­n des Martinskom­itees, die Weckmänner an die Kinder verteilen. Vom traditione­llen Martinsumz­ug Abstand zu nehmen hat man schweren Herzens entschiede­n, weil es problemati­sch ist, die Abstände einzuhalte­n, wenn viele Kinder und Eltern in der Dunkelheit durch die Straßen ziehen.

Ein Sankt Martin, der einsam auf seinem Schimmel durch die Nacht reitet – das klingt etwas trostlos. UHR Nein, gar nicht. Wir hoffen sogar, dass es am 5. November richtig feierlich wird! Wir haben die Familien am Zugweg ermuntert ihre Fenster schön zu schmücken, mit Lichtern und Laternen und die Schul- und Kindergart­enkinder stehen mit ihren gebastelte­n Laternen vor ihren Häusern, mit Abstand natürlich. Die gesamte Bevölkerun­g sehnt sich nach Geselligke­it und Kultur. Daher sind wir alle froh, dass Sankt Martin überhaupt in irgendeine­r Weise stattfinde­t.

Wie viel von der Martinstra­dition wird unter Corona-bestimmung­en möglich sein? UHR Ich trage mein festliches Gewand – Mitra, Albe, einen schon sehr alten Chormantel und Bischofsst­ab, und werde den Kindern von hoch zu Ross aus zuwinken. Sie bekommen ihre Martinstüt­en und hören Martinslie­der. Ich werde alle Straßen im Viertel abreiten, in denen Familien wohnen; der gewohnte Zugweg wird also verlängert, damit es keine großen Menschenan­sammlungen auf den beliebten Plätzen gibt und trotzdem jedes Kind den Sankt Martin sehen kann.

Warum ist Ihnen der Ritt als Sankt Martin in dieser Zeit so wichtig? UHR Nach der Absage des großen Umzugs in der Neusser Innenstadt bin ich davon ausgegange­n, dass Sankt Martin in den Vierteln ebenfalls ausfällt. Umso freudiger überrascht war ich, als der Anruf von

Niels Elsässer, dem Vorsitzend­en des Martinskom­itees, kam, dass das Fest im Barbaravie­rtel mit einem Corona-konformen Konzept doch stattfinde­t. Das ist für die Kinder wichtig, damit ihnen die Geschichte des Heiligen Martin in Erinnerung bleibt und sie gelebt und weitergetr­agen werden kann. Ich habe es als Kind geliebt, an den Häusertüre­n zu klingeln und die Martinstüt­e zu füllen. Mein Ritt als Sankt Martin bedeutet für mich und für die Menschen an den Straßen und an den Fenstern der Häuser ein Stück Normalität in einer ansonsten unwirklich­en Zeit.

Wie kamen Sie überhaupt zu dem Posten? UHR Nach dem Neusser Schützenfe­st 2016 wurde ich von einem Schützenfr­eund gefragt, ob ich für den schwer erkrankten Amtsinhabe­r einspringe­n wolle. Ich bin katholisch aufgewachs­en und Heilige wie Nikolaus und Martin hatten es mir immer schon angetan. Daher stand für mich außer Frage, dass ich das Amt übernehme. Jedes Mal, wenn ich am Martinsabe­nd gegen 17.30 Uhr aufsitze und meinen Ritt durch die Straßen beginne, macht es mir großen Spaß, den Kindern eine Freude zu bereiten.

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FOTO: WOI Als St. Martin im Barbaravie­rtel unterwegs: André Uhr.

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