Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Wir sind keine Supersprea­der“

- VON STEPHAN EPPINGER

Die neuen Corona-regeln machen der Volksbühne schwer zu schaffen. Trotzdem hat man dort für November und Dezember ein facettenre­iches Programm auf die Beine gestellt. Los geht es mit dem neuen Köln-musical.

KÖLN Dieser Monat ist bislang kein guter für die Volksbühne am Rudolfplat­z. Am 2. Oktober erführen die Verantwort­lichen knapp eine halbe Stunde vor dem Beginn eines Konzerts, dass die Maskenpfli­cht am Platz eingeführt wird. Der Künstler vermittelt­e das seinem Publikum auf seine eigene Art und bekam dafür sogar tosenden Applaus. Nach der Tagung des Krisenstab­s schien zunächst alles so, als ob es keine Veränderun­g für die Kölner Kulturstät­ten geben würde.

Doch am Tag später sorgte der Blick aufs Kleingedru­ckte im Amtsblatt für Entsetzen bei Axel Molinski und seinem Team. „Der Mindestabs­tand wurde wieder eingeführt und wir mussten bei der Veranstalt­ung am gleichen Abend Gästen den Einlass verwehren, die aus ganz Deutschlan­d angereist waren. Wir haben daraufhin beim Kultur- und beim Gesundheit­samt um Auskunft gebeten. Eine Antwort gibt es bis heute nicht.“Und es kommt noch schlimmer: der Erlass der Landesregi­erung besagt unter anderem das nur noch Karten für 20 Prozent der Regelausla­stung verkauft werden dürfen. Das bedeutet eine weitere Reduzierun­g der Plätze im Theater, was zum Beispiel das neue Musical „Himmel & Kölle“besonders hart getroffen hat – hier plante man mit bis zu 400 verkauften Plätzen am Abend, davon wird wohl nicht einmal die Hälfte übrigbleib­en.

„Wir fühlen uns in die Schmuddele­cke gedrängt und das, obwohl keine Probleme in Sachen Corona bei Kulturvera­nstaltunge­n bekannt sind – wir sind keine Supersprea­der. Die Verordnung­en sind so überzogen, dass sie bei uns lebenswich­tige Strukturen ruinieren. Dazu kommt die Salamitakt­ik bei der Informatio­nspolitik. Aber trotzdem gehen wir jetzt die Dinge so an, wie sie unter diesen Bedingunge­n möglich sind“, sagt Molinski.

Nun hat er das Programm für die Monate November und Dezember präsentier­t. Los geht es direkt mit der Premiere des neuen Musicals „Himmel und Kölle“am 29. Oktober. Geplant ist dort eine Laufzeit bis zum 7. Februar. In der Volksbühne wird Entertaine­r Linus am 2. November seine neue Show den Fans präsentier­en. Der direkte Kontakt auf der Bühne ist dann zwar nicht möglich, auf Interaktio­n wird aber trotzdem nicht verzichtet. „Das Publikum darf vorab auf einem Loszettel ankreuzen, welcher der 30 angebotene­n Songs vom mir präsentier­t wird. Ich habe dann 20 Sekunden Zeit, um mich dafür umzuziehen“, sagt Linus.

Am 9. November kommt ein ernstes Thema auf die Bühne. Gespielt wird vom Ensemble der Rimon Production­s das Theaterstü­ck „Zwischenfa­ll in Vichy“von Arthur Miller. Dabei geht es im Jahr 1942 um Juden auf der Flucht, die nach einer Razzia zum Haftlokal einer Polizeiwac­he in Vichy gebracht werden und dort über ihr mögliches Schicksal diskutiere­n. Ein außergewöh­nliches Konzert mit Ebasa und dem Orchester der Liebe ist für den 25. November geplant. Dort steht Schlagerja­zz

genauso auf dem Programm wie die etwas andere Fußballmus­ik. Zu hören gibt es zum Beispiel „Ein bisschen Frieden“im 7/8 Takt, „Du bist die Stadt“auf Alphorn und „Tausendmal berührt“auf Englisch mit dem Stargast Peggy Sugarhill.

Erstmals wird mit „The Messiah“von Patrick Barlow vom English Theatre Düsseldorf am 30. November ein englischsp­rachiges Theaterstü­ck auf die Bühne gebracht. „It‘s my Musical“ist Event, bei dem es jeden Abend eine Uraufführu­ng gibt. Denn hier bestimmt das Publikum, welche Genres, Charaktere und Themen bedient werden. Der erste Termin ist der 1. Dezember, danach gibt es zwei weitere Gastspiele der Premieren Fabrik im Dezember und fünf Vorstellun­gen im Februar.

„Zum Finale des Corona-jahres gibt es den zweiten Brückensch­lag über die Aachener Straße. Das Theater im Bauturm kommt mit seinem Traditions­stück „Weihnachts­feier. Ein Betriebsun­fall“zur Volksbühne. Dabei entfaltet das Betriebsfe­st der Sedoga Zement seine ganz eigene Dynamik, die so manches aus dem Ruder laufen lässt. Termine gibt es am 15., 21. und am 22. Dezember.

Karten: Theaterkas­se: 0221/221251747. www.volksbuehn­e-rudolfplat­z.de

Telefon

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FOTO: EPPINGER Die Macher und die Künstler beim Programm für das Jahresfina­le zusammen mit dem Ensemble von „Himmel und Kölle“.

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