Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neue Fangquoten sollen den Ostsee-hering retten

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HAMBURG (epd) Um die Heringsbes­tände in der westlichen Ostsee zu retten, haben die Eu-fischereim­inister in der Nacht zum Dienstag in Luxemburg beschlosse­n, die Fangmenge für 2021 um 50 Prozent zu senken. Die Fangquote für den Dorsch in der Region steige dagegen um fünf Prozent, teilte das Bundesland­wirtschaft­sministeri­um mit. Freizeitan­gler dürfen maximal fünf Dorsche pro Tag fangen.

Der WWF kritisiert­e, die Überfischu­ng der Ostsee werde damit nicht beendet. Meeresbiol­ogen des Kieler Geomar-zentrums hatten Ende vergangene­r Woche Alarm geschlagen und einen kompletten Fangstopp für Hering und Dorsch in den betreffend­en Gewässern gefordert. Der dortige Heringsbes­tand ist nach Wwf-angaben mittlerwei­le so klein, dass er sich verdoppeln müsste, um rein rechnerisc­h überhaupt eine Überlebens­chance zu haben. Dem Bundesland­wirtschaft­sministeri­um zufolge will die EU mit Norwegen verhandeln, um dessen Fangquoten für die Meeresregi­onen Skagerrak und Kattegat zu senken. Ursache für die geringen Fischbestä­nde

in der Ostsee seien unter anderem der anhaltende Klimawande­l, ein zu hoher Nährstoffg­ehalt, die Vermüllung des Meeres und industriel­le Verschmutz­ungen. In der östlichen Ostsee dürfen Dorsche weiter nicht gezielt gefangen werden. Allerdings dürfen sie als Beifang mitgefisch­t werden. Deutsche Fischer könnendadu­rch 2021 bis zu 54 Tonnen Dorsch zu fischen.

Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU), die das Treffen geleitet hatte, sprach angesichts der erzielten Einigung von einem „guten Gleichgewi­cht“. Zu hohe Quoten würden die Fischbestä­nde bedrohen. Vom Fischfang und vom Angeltouri­smus hänge anderersei­ts die wirtschaft­liche Existenz vieler Familien an den Küsten ab. Vom WWF kam nur verhaltene­s Lob. Der von Klöckner angestrebt­e Kompromiss sei „überrasche­nderweise in weiten Teilen erreicht“worden, sagte die Wwf-fischereie­xpertin Stella Nemecky. Die wissenscha­ftlichen Fangempfeh­lungen seien nicht zu 100 Prozent umgesetzt worden. „Aber es hätte durchaus schlimmer kommen können.“

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