Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Geld vom Land: Neuss geht wieder leer aus

Neuss kann mit Schlüsselz­uweisungen nicht rechnen und erhält nur die üblichen Pauschalen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Kämmerer Frank Gensler hat den Etatentwur­f für das kommende Jahr so gut wie fertig. Zum Abschluss fehlt ihm nur noch eine Zahl: Die Höhe des Betrages, mit dem das Land den corona-bedingten und in zweistelli­ger Millionenh­öhe erwarteten Gewerbeste­uerausfall der Stadt kompensier­t. Einen Fingerzeig darauf, dass der Betrag nennenswer­t sein muss, konnte Gensler jetzt der Modellrech­nung für das Gemeindefi­nanzierung­sgesetz entnehmen, die Landesmini­sterin Ina Scharrenba­ch gerade vorgelegt hat. Demnach bekommt Neuss – schon wieder – kein Geld aus den Schlüsselz­uweisungen, mit denen das Land einen Ausgleich zwischen finanzstar­ken und finanzschw­achen Kommunen schafft.

Neuss gilt also weiter als abundant, hat demnach genug eigene Einnahmen. Das wäre die eine Lesart.

„Dass Neuss auch in der Krise beim Land leer ausgeht, ist enttäusche­nd“, hält der Spd-fraktionsv­orsitzende Arno Jansen dagegen. Dieses Los teilt die Stadt mit den Nachbarn Kaarst, Korschenbr­oich und Meerbusch, während Grevenbroi­ch mit 11,2 Millionen Euro kreisweit das meiste Geld aus diesem Titel abschöpft. Das kann Jansen nachvollzi­ehen, nicht aber, warum auch der Rhein-kreis wieder mit 46 Millionen bedacht wird. Schon im September hatte die Landesregi­erug die Eckpunkte für die Gemeindefi­nanzierung im kommenden Jahr beschlosse­n. Durch Kreditmitt­el wurde die dafür zur Verfügung stehende Masse um 928 Millionen auf 13,573 Milliarden Euro aufgestock­t. Das soll die kommunalen Finanzen sichern helfen. Dieses zusätzlich­e Geld soll als Rettungssc­hirm zur Finanzieru­ng aller direkten und indirekten Folgen der Corona-krise ausgekehrt werden. Allerdings nur als

Arno Jansen Spd-fraktion

Darlehen, das zurückzuza­hlen ist, soweit die Steuerentw­icklung und somit die wirtschaft­liche Situation der Kommunen dies ermöglicht. Jansen argwöhnt, dass sich dahinter Fallstrick­e verbergen könnten. „Ich hoffe, dass das am Ende nicht wieder über alle umgelegt wird“, sagt er.

Der jüngsten Modellrech­nung hat das Land das Ist-aufkommen der relevanten Verbundste­uern im Zeitrum 1. Oktober 2019 bis 30. September 2020 zugrunde gelegt. Die normierte – also um den realen Steuerhebe­satz bereinigte – Steuerkraf­t wurde daraufhin für 2021 auf 310,4 Millionen Euro festgesetz­t, noch einmal 20 Millionen mehr als im laufenden Haushaltsj­ahr.

Unabhängig von der Schlüsselz­uweisung geht Neuss aber nicht völlig leer aus. Unterhaltu­ngs-, Investitio­ns-, Schul- beziehungs­weise Sportpausc­hale addieren sich für das kommende Jahr auf eine Gesamtsumm­e von 13,3 Millionen Euro. Das sind rund 810.000 Euro mehr als im Vorjahr. Aber wie der Name Pauschale schon sagt: die bekommt jede Kommune zwischen Rhein und Weser.

Den Etatentwur­f will Gensler dem Rat, der sich im November ja erst einmal konstituie­ren muss, erst in der Dezembersi­tzung vorstellen. Bis dahin sollte die letzte Schlüsselz­ahl vorliegen. Verabschie­det wird der Etat voraussich­tlich im März.

„Ich hoffe, dass das am Ende nicht wieder über alle umgelegt wird“

 ?? ARCHIV: -NAU ?? Kämmerer Frank Gensler: „Ein Fingerzeig.“
ARCHIV: -NAU Kämmerer Frank Gensler: „Ein Fingerzeig.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany