Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wallraff-reportage: DRK verteidigt Kollegen
Vorsitzender des Ortsvereins Kaarst-büttgen befürchtet Image-schaden durch „einseitigen Bericht“.
KAARST Die am Montagabend auf dem Privat-sender RTL ausgestrahlte Reportage von Journalist Günter Wallraff, in der Missstände innerhalb des Deutschen Roten Kreuzes aufgedeckt wurden, schlägt auch beim Drk-ortsverein Kaarst-büttgen hohe Wellen. „Einige bei uns sind ziemlich sauer“, sagt der erste Vorsitzende Jeremias Mameghani auf Nachfrage unserer Redaktion. Seine Sorge: Durch die „einseitige Darstellung“in dem Bericht werde ein falsches Bild von der Arbeit des DRK erzeugt – das viele seiner Kollegen nun unter Generalverdacht stellen könnte.
Das Team rund um Enthüllungsjournalist Wallraff zeigte unter anderem Missstände in der Pflege und Versorgung: In Stuttgart zum Beispiel dokumentiert ein Reporter undercover, wie hochqualifizierte Sanitäter einfache Krankentransporte in Rettungswagen übernehmen, die in der Folge bei akuten Notfällen
ausfallen könnten. „Das kommt vor, wird aber von der Leitstelle koordiniert und nicht von der jeweiligen Hilfsorganisation“, sagt Mameghani.
In Köln wird eine als Teilzeitbeschäftigte zudem in der Notrufzentrale getarnte Reporterin mehrmals alleine zum Einsatz geschickt, obwohl sie keinerlei medizinische Kenntnisse besitzt und auch nicht die vorgeschriebene Ersthelfer-ausbildung erhalten hat. Eine Reporterin dokumentiert in einer Berliner
Kleiderkammer darüber hinaus, wie diese offenbar als Selbstbedienungsladen für Mitarbeiter genutzt wird.
Der erste Vorsitzende des Drk-ortsvereins Kaarst-büttgen möchte in diesem Zusammenhang nicht falsch verstanden werden: „Es ist gut, dass Missstände aufgedeckt werden. Investigativer Journalismus ist nur zu unterstützen.“Es sei jedoch falsch, diese Missstände exklusiv dem Deutschen Roten Kreuz zuzuweisen. In einem am Montag
veröffentlichten Facebook-post nimmt Mameghani seine Kollegen in Schutz. „Dass es (nicht nur) im DRK Missstände, sogenannte schwarze Schafe und Reformbedarf gibt, wird gar nicht bestritten. Allerdings wurde trotz gegenteiliger Beteuerungen das DRK so dargestellt, als wären hiervon sämtliche haupt- und ehrenamtlichen Kräfte und damit über eine halbe Million Menschen in unserem Land betroffen“, heißt es in der Stellungnahme.
Mamaghani leite den Ortsverein, der aus rein ehrenamtlichen Helfern besteht, seit elf Jahren und sei „tagtäglich für den Einsatz eines jeden einzelnen zum Wohle der Allgemeinheit dankbar“. Aber auch der Ortsverein Kaarst-büttgen könne ohne entsprechende finanzielle Mittel nicht existieren. „Bricht die Spendenbereitschaft weg, so können wir unsere Einsatzbereitschaft, die Ausbildung und die Deckung der laufenden Kosten nicht mehr sicher stellen“, schreibt Jeremias Mameghani.