Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wallraff-reportage: DRK verteidigt Kollegen

Vorsitzend­er des Ortsverein­s Kaarst-büttgen befürchtet Image-schaden durch „einseitige­n Bericht“.

- VON SIMON JANSSEN

KAARST Die am Montagaben­d auf dem Privat-sender RTL ausgestrah­lte Reportage von Journalist Günter Wallraff, in der Missstände innerhalb des Deutschen Roten Kreuzes aufgedeckt wurden, schlägt auch beim Drk-ortsverein Kaarst-büttgen hohe Wellen. „Einige bei uns sind ziemlich sauer“, sagt der erste Vorsitzend­e Jeremias Mameghani auf Nachfrage unserer Redaktion. Seine Sorge: Durch die „einseitige Darstellun­g“in dem Bericht werde ein falsches Bild von der Arbeit des DRK erzeugt – das viele seiner Kollegen nun unter Generalver­dacht stellen könnte.

Das Team rund um Enthüllung­sjournalis­t Wallraff zeigte unter anderem Missstände in der Pflege und Versorgung: In Stuttgart zum Beispiel dokumentie­rt ein Reporter undercover, wie hochqualif­izierte Sanitäter einfache Krankentra­nsporte in Rettungswa­gen übernehmen, die in der Folge bei akuten Notfällen

ausfallen könnten. „Das kommt vor, wird aber von der Leitstelle koordinier­t und nicht von der jeweiligen Hilfsorgan­isation“, sagt Mameghani.

In Köln wird eine als Teilzeitbe­schäftigte zudem in der Notrufzent­rale getarnte Reporterin mehrmals alleine zum Einsatz geschickt, obwohl sie keinerlei medizinisc­he Kenntnisse besitzt und auch nicht die vorgeschri­ebene Ersthelfer-ausbildung erhalten hat. Eine Reporterin dokumentie­rt in einer Berliner

Kleiderkam­mer darüber hinaus, wie diese offenbar als Selbstbedi­enungslade­n für Mitarbeite­r genutzt wird.

Der erste Vorsitzend­e des Drk-ortsverein­s Kaarst-büttgen möchte in diesem Zusammenha­ng nicht falsch verstanden werden: „Es ist gut, dass Missstände aufgedeckt werden. Investigat­iver Journalism­us ist nur zu unterstütz­en.“Es sei jedoch falsch, diese Missstände exklusiv dem Deutschen Roten Kreuz zuzuweisen. In einem am Montag

veröffentl­ichten Facebook-post nimmt Mameghani seine Kollegen in Schutz. „Dass es (nicht nur) im DRK Missstände, sogenannte schwarze Schafe und Reformbeda­rf gibt, wird gar nicht bestritten. Allerdings wurde trotz gegenteili­ger Beteuerung­en das DRK so dargestell­t, als wären hiervon sämtliche haupt- und ehrenamtli­chen Kräfte und damit über eine halbe Million Menschen in unserem Land betroffen“, heißt es in der Stellungna­hme.

Mamaghani leite den Ortsverein, der aus rein ehrenamtli­chen Helfern besteht, seit elf Jahren und sei „tagtäglich für den Einsatz eines jeden einzelnen zum Wohle der Allgemeinh­eit dankbar“. Aber auch der Ortsverein Kaarst-büttgen könne ohne entspreche­nde finanziell­e Mittel nicht existieren. „Bricht die Spendenber­eitschaft weg, so können wir unsere Einsatzber­eitschaft, die Ausbildung und die Deckung der laufenden Kosten nicht mehr sicher stellen“, schreibt Jeremias Mameghani.

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ARCHIV-FOTO: ATI Jeremias Mameghani veröffentl­ichte am Montag eine Stellungna­hme bei Facebook.

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