Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Martin ist Teil unserer Identität
Dorf machen möchte, gehört Kalkum. Allerdings soll es auch dort keinen Zug in der gewohnten Form geben. Dem Kaltblüter werden voraussichtlich nur ein Tambourcorps und die Polizei folgen. Die Zuschauer stehen dagegen am Wegesrand. Aktuell prüft das Rathaus die eingereichten Anträge. „Stand heute könnten die Züge stattfinden“, sagt Stadtsprecher Volker Paulat. Nach den Ferien werde es einen erneuten Austausch geben.
Welche Alternativen sind geplant? Viele Düsseldorfer blicken an Sankt Martin in die Altstadt. Auch hier ist der Zug abgesagt. „In normalen Jahren kommen zwischen 3500 und 5000 Menschen, das wäre angesichts der engen Straßen in der historischen Altstadt mit Blick auf Corona einfach nicht verantwortbar“, sagt Sabine Ilbertz aus dem Leitungsteam der Martinsfreunde. Komplett streichen will sie die Brauchtumsveranstaltung („eine Herzensangelegenheit“) aber nicht. „Angesichts der Neuinfektionen diskutieren wir natürlich darüber, was noch geht und was nicht – teilweise auch kontrovers“, sagt Ilbertz. Wenn irgend möglich, soll Sankt Martin seinen Mantel am späten Nachmittag des 10. November vor dem historischen Rathaus teilen. Die Ordnungsbehörden halten das – bislang – für machbar. „St. Martin kommt dann nicht über die Bolkerstraße herangeritten, sondern befindet sich bereits im Innenhof“,
sagt Ilbertz. Auch Martinslieder, die von einer Kapelle vorgespielt werden, soll es nach dem fast fertigen Konzept geben. Rund 200 angemeldete Zuschauer, darunter viele Kinder, können sich das Ritual – hinter einer Absperrung stehend – aus nächster Nähe anschauen. „Singen dürfen wir coronabedingt leider nicht“, sagt Ilbertz.
Ein Wermutstropfen. Trotzdem ist sie froh, dass der Verein bislang nicht alles Liebgewonnene absagen musste. „Wir werden auch Martinstüten in das Anna-stift und in ein Altenheim am Gallberg bringen und die Laternen der Kinder aus den Schulen und Kitas, die am Wettbewerb teilnehmen, vor Ort prämieren“, kündigt die Altstädterin an.
Etwas Besonderes haben sich die Bilker Martinsfreunde für das durch Corona einschneidend veränderte Fest einfallen lassen. „Da die Lampenausstellung im Pfarrsaal wegen der Pandemie nicht funktioniert, werden wir zwischen dem 6. und dem 11. November rund 200 Exemplare in den Geschäften rund um die Bilker Allee, die Loretto- und die Gladbacher Straße zeigen“, sagt Vereinschef Kramp. Jedes Kind und jedes Geschäft, das an der Ausstellung im Quartier teilnimmt, erhalte einen Weckmann. „Eine Spende von drei Bäckereien aus dem Viertel“, sagt Kramp.
Was passiert in Schulen und Kitas? Umzüge wird es an den meisten
joerg.janssen@ rheinische-post.de ankt Martin ist in Düsseldorf mehr als Brauchtum. Er gehört zur rheinischen Identität der Metropole wie Altbier, Karneval und Kö. Die Laternen, das Gripschen, das Singen der bekannten Lieder: Das Fest im November prägt seit Generationen die Kindheit derer, die hier groß werden. Und es integriert all jene, die neu in die Stadt kommen. Deshalb ist es gut, dass Komitees und Vereine das Martinsfest auch in Pandemiezeiten lebendig halten. Auch wenn es – im besten Fall – nur acht von 140 Zügen im gewohnten Format geben wird. Sankt Martin lebt. Gut ist auch, dass die Stadt hier ihren engagierten Bürgern Spielräume lässt. Natürlich muss das alles verantwortbar sein und steht deshalb unter Corona-vorbehalt. Am Ende entscheidet die Inzidenz. Drücken wir Martin und seinen zahlreichen Freunden die Daumen!
SStandorten nicht geben. Dennoch dreht sich in diesen Tagen vieles um den Heiligen, der zum Teilen und zur Nächstenliebe inspiriert. „Wir üben in jeder Gruppe ein Martinsspiel ein, bei dem ein Holzpferdchen zum Einsatz kommt. Ein Kind ist dann der Martin, das andere der Bettler. Auch ein Martinsfrühstück wird es geben“, sagt Angelika Braun, Vize-leiterin der Kita St. Bruno in Unterrath. Außerdem werde bereits fleißig an den Laternen gebastelt. Zum Fest werde dann die Turnhalle abgedunkelt. „Die Kinder gehen dort mit ihren Lampions hinein, weil es so schön leuchtet – allerdings streng nach Gruppen getrennt. Corona bestimmt auch hier die Regeln“, betont die Erzieherin.