Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

In Baesweiler ist die Inzidenz höher als in Berchtesga­den

- VON CLAUDIA HAUSER

84 Infektione­n in der Stadt bei Aachen bedeuten einen Sieben-tages-wert von 321. Mit einem Lockdown wie in Oberbayern rechnet man dennoch nicht.

BAESWEILER Noch eine Woche, dann geht Willi Linkens in den Ruhestand. „Das hab’ ich mir natürlich anders vorgestell­t“, sagt der 67-Jährige. Linkens ist hauptamtli­cher Bürgermeis­ter der Stadt Baesweiler in der Städteregi­on Aachen, Cdu-mitglied, und seine Kommune hat diese Woche eine höhere Sieben-tage-inzidenz erreicht als der Kreis Berchtesga­dener Land in Bayern.

Dort gibt es 272 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche und einen Lockdown bis Anfang November – in Baesweiler liegt der Inzidenz-wert am Mittwoch bei 321, wie die Städte-region Aachen mitteilt. Konkret heißt das: In der 28.000-Einwohner-stadt ist das Virus bei 84 Menschen nachgewies­en.

„Das sind zu viele“, sagt Linkens. Die Gründe für den Anstieg der Zahl der Corona-infektione­n seien unterschie­dlich. „Es sind Einzelpers­onen erkrankt, aber wir führen etliche Infektione­n auf private Feiern innerhalb von Familien zurück, es gab außerdem eine Beerdigung, wo sich einige Bürger angesteckt haben“, sagt Linkens. Die Stadt reagiert mit verstärkte­n Kontrollen. „Drei Teams sind von morgens bis in die Nacht unterwegs, auch in den Gaststätte­n.“Das schaffe das Ordnungsam­t nicht allein. „Wir haben aber eine tolle Mannschaft in der Verwaltung, andere Ämter haben Mitarbeite­r zur

Unterstütz­ung abgestellt“, sagt Linkens. Die Teams klingelten auch bei Personen an, die sich in Quarantäne begeben mussten, um zu überprüfen, ob sie tatsächlic­h zu Hause sind. „Die meisten Bürger sind aber hellwach im Thema, sensibilis­iert und zeigen Verständni­s für die Maßnahmen“, sagt Linkens.

Droht denn nun ein Lockdown, wie er Anfang der Woche in Berchtesga­den verhängt wurde? „Man kann Baesweiler nicht mit Berchtesga­den

vergleiche­n“, sagt Linkens. So dürfe die hohe Inzidenz-zahl nicht einzeln betrachtet werden, sondern als Teil der Städteregi­on Aachen. Auch das Robert-koch-institut rechnet den Wert in die Infektions­zahlen der Region ein – die Sieben-tage-inzidenz für die Städteregi­on liegt demnach bei 117. Und ein Lockdown müsste auf Kreis- und Landeseben­e beschlosse­n werden.

„Die Krisenstäb­e sind der Auffassung, dass es sich bei den Neuinfekti­onen

in Baesweiler nicht um ein diffuses Bild handelt“, sagt Detlef Funken, Sprecher der Städteregi­on Aachen. Sämtliche Kontakte könnten gut nachverfol­gt werden. Man gehe davon aus, dass sich die Situation in Baesweiler in zehn Tagen wieder deutlich entspannt habe.

Der Krisenstab appelliert derweil an die Vernunft der Bürger: „Bleiben Sie zu Hause und reduzieren Sie erneut die Zahl Ihrer Kontakte auf ein Mindestmaß.“

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