Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadtelternrat fordert Anti-corona-paket
Maskenpflicht im Unterricht an den weiterführenden Schulen und regelmäßiges Lüften – darauf setzt das Schulministerium im Kampf gegen Corona. Der Stadtelternrat will mehr. Ein Beispiel: „Spuckschutz“in Klassenräumen.
NEUSS Der Stadtelternrat setzt sich dafür ein, dass Acrylglaswände („Spuckschutz“) in den Klassenräumen an den Tischen der Schüler aufgestellt werden – sozusagen als Trenn-schutz zwischen den Schülern. Dirk Jansen, Vorsitzender des Gremiums, sieht dies als Ergänzung zu den Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus. „Die Forderung kommt aus den Reihen der Schulpflegschaften und wird Bestandteil eines Maßnahmenkatalogs, den wir noch in diesem Monat als Stadtelternrat aufstellen wollen“, sagt er. Das Gremium – es setzt sich aus Vertretern der Schulpflegschaften aller städtischen Neusser Schulen zusammen – plant für den 28. Oktober eine Delegiertenkonferenz. „Wir wollen zehn Punkte formulieren, die in den Schulen umgesetzt werden müssen und hoffen parteiübergreifend
„Die Maskenpflicht im Unterricht ist nicht prickelnd, aber besser als ein Lockdown“
Achim Fischer Schulleiter auf die Unterstützung aus der Politik.“
Mit dem, was aus dem Nrw-schulministerium kommt und am Mittwoch von Schulministerin Yvonne Gebauer vorgestellt wurde, ist Jansen nicht zufrieden. „In den Schulklassen wird es im Winter eiskalt, wenn der Lüftungsplan umgesetzt wird“, sagt Jansen. „Da muss man reihenweise Erkrankungen befürchten. Und das Problem, dass die Klassen zu groß sind, wird gar nicht angesprochen.“Gebauer hat angekündigt, dass nach den Herbstferien und zunächst bis 22. Dezember wieder eine Maskenpflicht im Unterricht gilt – auch am Sitzplatz. „Diese Maßnahme ist in Ordnung, weil wir alles daran setzen müssen, dass sich das Coronavirus in den kalten Monaten nicht in den Schulen ausbreitet“, sagt Jansen. Grundschüler sind von der Maskenpflicht im Klassenzimmer ausgenommen.
Zudem empfiehlt das Schulministerium, in den Klassenräumen alle 20 Minuten Stoßlüften – sowie „Querlüften, wo immer es möglich ist“und „Lüften während der gesamten Pausendauer“. Da drohen dann laut Jansen bitterkalte Klassenräume. „Natürlich kann man sagen: Die Schüler sollen sich nach dem Zwiebel-prinzip kleiden“, sagt er. Aber da gehe ihm der Hut hoch. „Die Schüler gehen ja in die Schule und nicht in ein Tiefkühllager.“
Jansen hofft, dass der Vorschlag, in den Klassen auf Trennwände aus
Acrylglas zu setzen, aufgegriffen wird. Auf Rückenwind von Schuldezernentin Christiane Zangs kann er dabei nicht setzen. „Es gibt keinen Beleg dafür, dass das in Klassenräumen etwas bringen würde, da man damit das Problem der Aerosole nicht aus der Welt bekommt. Da hilft nur Lüften“, sagt sie. „Es gibt auch keine Empfehlung, sei es aus dem Gesundheitsministerium oder vom Gesundheitsamt, dass ein solcher ,Spuckschutz’ in den Klassen effektiv wäre.“
Hinzu kommt die Kostenfrage. „Wir haben 1000 Klassenräume in Neuss. Wenn wir davon ausgehen, dass dort im Schnitt 28, 29 Schüler sitzen und wir alle Tische ja im Grunde von beiden Seiten sowie von vorne mit einem solchen ,Spuckschutz’ abtrennen müssten, wird der Aufwand deutlich“, erklärt Zangs. „Solange die Effektivität einer solchen Maßnahme nicht nachgewiesen ist, können wir nicht einfach Steuergeld dafür ausgeben.“
Auch Achim Fischer, Leiter der Janusz-korczak-gesamtschule und Sprecher aller weiterführenden Schulen in Neuss, hat Zweifel an der Effektivität der geforderten „Spuckschutz“-maßnahme. Er begrüßt hingegen die Maskenpflicht im Unterricht. „Das ist nicht prickelnd, aber es ist besser als ein Lockdown.“Auch Lüften sei wichtig, bringe aber Probleme mit sich. „Wer bei Kälte am Fenster sitzt, hat schlechte Karten“, sagt Fischer.