Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

AFD als Zünglein an der Waage?

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ber Begrifflic­hkeiten kann man streiten, das Vierer-koalitions­konstrukt von CDU; FDP, UWG/FW und Zentrum allerdings als „solide Basis für die Fortführun­g unserer überaus erfolgreic­hen Politik“zu bezeichnen, wie CDU-CHEF Lutz Lienenkämp­er formuliert, ist mehr als gewagt. Denn mit dieser Basis allein ist im Kreistag noch nicht eine Abstimmung gewonnen. Die Koalition verfügt, den Landrat eingerechn­et, nur über die Hälfte aller Stimmen im Kreistag und bleibt damit ohne Mehrheit und unter Druck, sich im Zweifel für jedes Vorhaben Unterstütz­ung suchen zu müssen. „Themenbezo­gene Mehrheiten“sollen es sein, mit „den anderen demokratis­chen Parteien“. Gemeint ist wohl: Alle außer der AFD. Im besten Falle gut gemeint, aber extrem riskant. Wenn SPD, Grüne, Linke und Die Partei es darauf ankommen lassen und der Koalition geschlosse­n die Unterstütz­ung versagen, die AFD aber mit der Koalition stimmt, fungieren CDU, FDP, UWG/ FW und Zentrum als Steigbügel­halter für eine AFD, die sich, die Bundestags­wahl vor Augen, gern als bürgerlich­e und regierungs­fähige Partei präsentier­en möchte. Sollte es dazu kommen – und so unrealisti­sch ist das angesichts der kontrovers­en Positionen bei vielen Themen im Kreistag nicht – hat nicht nur die CDU im Kreis ein Problem. Lutz Lienenkämp­er käme ebenfalls unter Druck. Er ist ja nicht nur CDU-CHEF im Kreis, sondern auch Finanzmini­ster im Kabinett von Ministerpr­äsident Armin Laschet, der nicht nur den Cdu-bundesvors­itz, sondern auch die Kanzlerkan­didatur sowie die Bundestags­wahl vor Augen hat und schon deshalb um größtmögli­che Distanz zur AFD bemüht ist. Will die Koalition unter Führung der CDU das verhindern, muss sie sichergehe­n, dass andere von SPD; Grüne, Linke, Die Partei bei jeder Abstimmung auf ihrer Seite sind. Diese Unterstütz­ung für „themenbezo­gene Mehrheiten“jedoch werden sich die anderen Parteien teuer bezahlen lassen. Das ist alles, aber keine „solide Basis“für den Kreistag, der, wie alle Seiten vor der Wahl beschworen haben, mit dem Strukturwa­ndel vor „Jahrhunder­t-herausford­erungen“steht.

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