Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Bürgerhäuser mit 80 Prozent Verlust
Die Corona-krise trifft die Träger der Bürger- und Vereinshäuser stark, die bisher auch durch Vermietungen für Feiern ihre Einnahmen erzielten. So gibt es nun kaum mehr Veranstaltungen in 2020.
DORMAGEN Keine Geburtstagsfeier, keine Hochzeit, kein Vereinsfest und keine Weihnachtsfeier: Wer in die Buchungsbücher der Bürgerund Vereinshäuser im Dormagener Stadtgebiet bis Ende des Jahres blickt, sieht vor allem eins: Leere.
Was zum Schutz vor der Ausbreitung des Coronavirus richtig ist, zieht negative wirtschaftliche Folgen nach sich: Wie auch die Gastronomie und andere Veranstalter leiden auch die Trägervereine der Bürgerhäuser unter ausfallenden Treffen oder abgesagten privaten Feiern und den damit wegbrechenden Einnahmen. „Unsere Einnahmeverluste liegen bei 80 Prozent“, schätzt Christian Clemens, Vorsitzender des Trägervereins Haus für Horrem. Im ehemaligen Pfarrheim der katholischen Kirche herrscht normalerweise reger Besuch, geben sich die Gruppen, Vereine und Feiernden fast die sprichtwörtliche Klinke in die Hand. Doch im Corona-jahr 2020 ist alles anders: „Fast alle Veranstaltungen bis Ende des Jahres sind abgesagt, nur noch Blutspenden, Erste-hilfe-kurse und ein Tanzkurs finden im Moment bei uns statt“, berichtet Clemens. Das betrifft auch das Bürgerhaus Horrem schräg gegenüber an der Knechtstedener Straße.
„Wegen der fehlenden Buchungen arbeiten wir zurzeit nur auf Sparflamme“, beschreibt er, dass zum Beispiel die Heizung für die Räume im Haus für Horrem individuell per Handy heruntergedreht werden kann. So sollen Fixkosten gespart werden, wie auch durch Kurzarbeit für die Mitarbeiterin. Auch Dank der Überbrückungshilfen steht der Verein noch nicht vor dem Aus, wie Christian Clemens betont: „Im Moment kommen wir klar.“Von der Stadt erhofft er sich
Hilfe über das überregionale Förderprogramm für Lüftungsverbesserungen für das Bürgerhaus.
Unterstützung wünscht sich auch Roswitha Kremers vom Trägerverein Johanneshaus Delrath, ebenfalls ein ehemaliges katholisches Pfarrheim, das übernommen wurde, um Vereinen und Feiernden eine Heimat zu geben. „Bisher können wir uns noch so halten, aber wer weiß, wie lange wir keine Feiern zulassen dürfen“, gibt sie zu bedenken. Sie schätzt den Verlust gegenüber dem Vorjahr sogar noch auf „mehr als 80 Prozent“, angesichts der zahlreichen Absagen der Feiernden und des Vereins: „Wegen der Corona-schutzverordnung können wir ja nicht jede Gruppe hier tagen lassen“, weist Kremers darauf hin, dass sie einigen das bereits gezahlte Geld zurückgeben mussten.
Die Kegelbahn im Delrather Johanneshaus ruht komplett, ansonsten dürfen sich noch Gruppen wie die Pfadfinder oder die Karateschule mit wenigen Leuten auf Abstand treffen. „Vor zwei Wochen sah es noch danach aus, dass wir den großen Saal wieder für Veranstaltungen öffnen könnten, das ist natürlich nun wieder hinfällig geworden“, sagt Roswitha Kremers.
In der Pfarrscheune Zons ebenso wie im Pfarrheim Hackenbroich und im Römerhaus St. Michael sind alle fremden Veranstaltungen und Feiern bis Ende des Jahres abgesagt. Ebenso ist der Heimatverein Rheinfeld mit seinen Veranstaltungen und der Vermietung seiner „Ahl Schull“verfahren: „Seit dem 19. Oktober 2020 ist die Vermietung unseres Vereinsheimes erneut ausgesetzt“, informiert Vorsitzender Thomas Stube seine Mitglieder von der Regelung bis 31. Dezember.
Die Nöte der Bürgerhaus-betreiber sieht auch der Erste Beigeordnete Robert Krumbein: „Da müssen wir als Stadt gegebenenfalls Hilfe anbieten, wie wir ja schon im Frühjahr nachgesteuert haben“, sagte er auf Anfrage unserer Redaktion.