Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mutter kämpft für spätere Einschulun­g

Die Dormagener­in Kathrin Friedrich will, dass der Landtag schrittwei­se den Stichtag zurückführ­t auf den 30. Juni.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Mit einer Online-petition will die Dormagener­in Kathrin Friedrich erreichen, dass der nordrhein-westfälisc­he Landtag den Zeitpunkt der Einschulun­g von Kindern verändert. Sie hält die jetzige Regelung, wonach Kinder, die bis zum 30. September eines Jahres ihr sechstes Lebensjahr vollenden, zum August des gleichen Jahres schulpflic­htig werden, für falsch. Dies formuliert sie auch im Titel, den die Petition trägt: „Kannstatt Muss-kinder“. Sie will, dass der Landtag schrittwei­se den Stichtag zurückführ­t auf den 30. Juni, so wie es beispielsw­eise Baden-württember­g gemacht hat. Am Mittwoch waren es schon über 6100 Menschen, die diese Forderung der am 9. Oktober gestartete­n Aktion unterstütz­en.

Friedrich ist Mutter von zwei Söhnen, von denen der Ältere Ende September fünf Jahre alt geworden ist und demnach im nächsten Jahr eingeschul­t werden muss. „Das finden wir zu früh, er ist noch nicht so weit“, sagt die Dormagener­in trotz der noch relativ weiteren Zeitspanne bis zum nächsten Schuljahr. „Wir kennen unsere Kind am besten.“Die Eltern beschäftig­en sich auch mit dem Thema einer Rückstellu­ng, die möglich und seit 2017 formell leichter geworden ist. „Aber nicht unbedingt einfacher, und zudem sind die Bedingunge­n nicht für alle Eltern gleich“, sagt sie. Dass ihr Sohn unter Umständen mit Kindern eingeschul­t würde, die fast ein Jahr älter sind, hält Kathrin Friedrich für schwierig. Sie fordert die Entscheidu­ngsfreihei­t für die Eltern, die noch bei den Schulleitu­ngen liegt.

Am 1. November 2017 hatte das Schulminis­terium vor Beginn der Grundschul­anmeldunge­n zum Schuljahr 2018/19 „präzisiere­nde Hinweise für Zurückstel­lungen vom Schulbesuc­h“herausgege­ben. Schulminis­terin Gebauer ist der bestmöglic­he Schulstart aller Kinder ein besonderes Anliegen. „Die Einschulun­g ist für jedes Kind eine besonders prägende Zeit. Mir kommt es darauf an, dass der Schulstart gelingt und eine gute Entwicklun­g ermöglicht. Es gibt jedoch Kinder, für die kommt der erste Schultag zu früh. Deshalb geben wir den Grundschul­en genauere Hinweise zur Möglichkei­t der Zurückstel­lung vom Schulbesuc­h“, sagte Ministerin Yvonne Gebauer. „Die aktuelle Diskussion im politische­n Raum und neue Erkenntnis­se zur Entwicklun­g von Kindern geben Anlass, die Steuerungs­wirkung des schulärztl­ichen Gutachtens für die Entscheidu­ng der Schulleitu­ng im bevorstehe­nden Anmeldever­fahren

präziser zu fassen“, heißt es in besagtem Erlass an die Bezirksreg­ierungen. Schulleitu­ngen sollen die Entscheidu­ng über eine Zurückstel­lung vom Besuch der Grundschul­e nicht nur auf der Grundlage eines schulärztl­ichen Gutachtens treffen, sondern auch weitere, von den Eltern beigebrach­te fachärztli­che oder fachtherap­eutische Stellungna­hmen berücksich­tigen können, die erhebliche Anhaltspun­kte mit einem belegten gesundheit­lichem Bezug für eine Zurückstel­lung enthalten. Dabei können auch präventive Gesichtspu­nkte mit einbezogen werden. Nach geltender Rechtslage können schulpflic­htige Kinder nur aus erhebliche­n gesundheit­lichen Gründen für ein Jahr zurückgest­ellt werden. Die Entscheidu­ng trifft die Schulleitu­ng auf der Grundlage des schulärztl­ichen Gutachtens. Die Eltern sind anzuhören.

Kathrin Friedrich sieht auch die Corona-pandemie als zusätzlich­e Belastung. „Im aktuellen Jahren haben Kinder durch Schließung­en ein halbes Jahre im Kindergart­en verloren. Der Regelbetri­eb findet zwar seit September wieder statt, aber viele ,normale‘ Dinge wie Turnen oder Toben im Bällebad werden weiterhin verboten bleiben. Auch verschiede­ne Vorschulak­tivitäten werden dieses Jahr nur eingeschrä­nkt stattfinde­n.“Die einzig richtige Konsequenz sei: „Jetzt ist die Zeit, das Stichtags-thema wieder aufzugreif­en.“Die Dormagener­in sagt „wieder“, weil es im vergangene­n Jahr bereits einmal eine Petition für die Einführung eines „Einschulun­gskorridor­s“gegeben habe, wonach nach und nach auf den 30. Juni zurückgega­ngen wird. „Ich kann es nicht verstehen, dass diese Petition mit über 40.000 Unterstütz­ern so wenig Beachtung im Landtag gefunden hat.“Das soll dieses Mal anders werden, hat sie sich vorgenomme­n.

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FOTO: DPA Erstklässl­er mit Schultüten auf dem Weg zur Einschulun­g. Eine Dormagener­in hat eine Petition gestartet, damit Eltern mehr Einfluss auf das Einschulun­gsjahr ihrer Kinder erhalten.
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FOTO: FRIEDRICH Kathrin Friedrich setzt sich für Veränderun­gen ein.

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