Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Corona spaltet Fußballer im Rhein-kreis

- VON DIRK SITTERLE UND FELIX STRERATH

In einem Risikogebi­et ihrem Hobby nachzugehe­n, wird für die in der höchsten Liga des Fußballkre­ises Grevenbroi­ch/ Neuss spielenden Amateure zunehmend zum Problem. Die Frage lautet: Fortsetzen, unterbrech­en oder abbrechen?

RHEIN-KREIS Die Corona-zahlen im Rhein-kreis Neuss steigen, der Inzidenz-wert liegt nun schon seit mehreren Tagen deutlich über 50. Fußball wird unter der Woche und am Sonntag in der Kreisliga A aber wohl trotzdem weiterhin gespielt. Dabei herrscht Maskenpfli­cht auf den Sportplätz­en im Rhein-kreis. Und es stellt sich die Frage: Soll die Saison in der höchsten Spielklass­e im Fußballkre­is 5 fortgeführ­t, unterbroch­en oder sogar abgebroche­n werden?

Das ist die Situation Zwei Spieltage lang ging in der Kreisliga A alles glatt über die Bühne. Dann folgte der erste Corona-fall beim FC Delhoven. Zwei Partien verpasste das Team, nimmt mittlerwei­le am Regelbetri­eb aber wieder teil. In der vergangene­n Woche hat es den SVG Grevenbroi­ch erwischt – drei positive Fälle gibt es in der Mannschaft, der Spielbetri­eb bei „Gencler“liegt auf Eis. Darüber hinaus gab es schon Spielabsag­en wegen Verdachtsf­ällen beim SV Bedburdyck/gierath, beim FC Zons und beim VFL Jüchen/garzweiler II. Neun Spiele wurden bislang abgesagt. Das sind rund zehn Prozent der Spiele. Damit liegt die Kreisliga A über dem Wert des gesamten Fußballver­bandes Niederrhei­n (3,7%).

Das sagen die Trainer Das Meinungsbi­ld der Coaches ist vor allem von Unsicherhe­it geprägt. Erkan Akan, dem bei Genclerbir­ligi gerade drei Spieler wegen einer Corona-infektion fehlen, sagt klar: „Ich bin der Meinung, dass die Liga bis Dezember ruhen sollte.“Er ist selbststän­dig, hat einen Getränkeha­ndel, mehrere Kicker arbeiten bei ihm. Wegen der Infektione­n innerhalb des Teams sei auch sein Geschäft in Gefahr gewesen. Nievenheim­s Coach Daniel Köthe erzählt: „Wir haben auch Bedenken. Wir wissen nicht, ob das so zielführen­d ist, weiterzusp­ielen.“Gieraths Trainer Jürgen Steins meint: „Ich glaube nicht, dass die Saison zu Ende gespielt wird.“Cengiz Yavuz (VFR Neuss) ist zwiegespal­ten: „Natürlich ist es wichtig, sein Hobby auszuüben, aber vielleicht sollten wir auch eine Pause einlegen. Die Situation ist gefährlich. Man weiß nicht, wie man sich verhalten soll.“Jedoch: „Wir werden das akzeptiere­n, was beschlosse­n wird.“Klar für die Fortsetzun­g setzt sich Thomas Boldt vom FC Zons ein. „Ich wünsche mir, dass die Saison weitergeht“, sagt er und liefert als Begründung: „Nach dem ersten Lockdown war die Freude riesig, als die Spieler wieder auf den Platz durften.“Dabei spricht er in erster Linie aber auch vom Kinderfußb­all. „Die Kinder brauchen das, mein Junge hat fast geweint, als ich ihm damals erzählt habe, dass er wieder kicken kann.“Bei einer Sache sind sich die Trainer allerdings alle einig: Sie wollen die Entscheidu­ng nicht treffen müssen.

Das sagt der Staffellei­ter Ein Abbruch der Fußball-kreisliga A? Darüber will und darf Reinhold Dohmen, auch Mitglied in der Kommission Spielbetri­eb des FVN, nicht bestimmen. „Das ist nicht meine Aufgabe. Das ist Aufgabe der Politik“, sagt er. Die Verordnung für die neueingefü­hrte Maskenpfli­cht auf den Fußballplä­tzen des Kreises habe er an die Vereine weitergele­itet. Ob das letztlich eingehalte­n wird, sei nicht sein Zuständigk­eitsbereic­h. „Die Vereine sind verantwort­lich dafür, dass die Coronavors­chriften eingehalte­n werden. Die Stadt muss das kontrollie­ren.“Zu einem möglichen Abbruch hat Dohmen eine klare Meinung: „Wir sollten froh sein, dass wir spielen können. Man sollte das immer positiv sehen.“Planen könne man momentan ohnehin nichts. Deshalb hat der Fußballver­band auch nach dem ersten Corona-abbruch beschlosse­n: Sind 50 Prozent der Spiele gespielt, wird die Saison gewertet. Zeit bleibt dafür bis zum 30. Juni 2021. Dohmen: „Das ist unser Minimalzie­l. Oberstes Ziel bleibt natürlich, alle Spiele zu absolviere­n.“

Das ist wohl der radikalste Schritt Ein kurzer Exkurs: Die Handball-abteilung des TSV Norf hat für sich beschlosse­n, den Trainingsb­etrieb in der Halle ab sofort wieder einzustell­en. „Daraus ergibt sich im Prinzip auch, dass man am Meistersch­aftsbetrie­b schwerlich teilnehmen kann“, sagt der Vereinsvor­sitzende

Hermann-josef Baaken und fügt energisch hinzu: „Ob der Verband das anders sieht, ist mir persönlich ziemlich egal. Die Risiken, die man durch Einschlepp­en oder Ausschlepp­en des Virus mitträgt, wollen wir nicht tragen. Und ob für das Nichtantre­ten bei Spielen Strafen berechnet werden, wollen wir doch erst einmal sehen.“

Das wäre das Ausstiegss­zenario im Fußball Zu einer Saisonunte­rbrechung oder einem Saisonabbr­uch würde es nur kommen, wenn alle Vereine gemeinsam die Entscheidu­ng treffen oder eben die Politik den Spielbetri­eb verbietet. Solange es nicht dazu kommt, will Dohmen am Spielplan festhalten. Sollte sich ein Klub dazu entscheide­n, aus Angst vor Infektione­n nicht mehr am Spielbetri­eb teilzunehm­en, drohe ihm der Zwangsabst­ieg.

 ?? FOTO: G. SALZBURG ?? Fußball um Punkte wird im Rhein-kreis Neuss wieder seit dem 3. September gespielt – so wie hier in der Partie vom vierten Spieltag zwischen dem SV Bedburdyck/ Gierath und der DJK Hoisten. Doch wegen der steigenden Infektions­zahlen stellen sich einige Trainer nun die Sinnfrage.
FOTO: G. SALZBURG Fußball um Punkte wird im Rhein-kreis Neuss wieder seit dem 3. September gespielt – so wie hier in der Partie vom vierten Spieltag zwischen dem SV Bedburdyck/ Gierath und der DJK Hoisten. Doch wegen der steigenden Infektions­zahlen stellen sich einige Trainer nun die Sinnfrage.

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