Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt prüft Kita-neubauten aus Holz

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

Die Zentrumsfr­aktion setzt sich dafür ein, dass in Dormagen künftig keine „Blech“-container mehr an Kitas und Schulen aufgestell­t werden, sondern stattdesse­n Lösungen aus Holz gewählt werden. Die Stadt geht einen Schritt weiter.

DORMAGEN Marode und sanierungs­bedürftige Kindertage­sstätten, Grund- und weiterführ­ende Schulen – in Dormagen muss in den nächsten Jahren viel Geld in die Hand genommen werden, um die Situation zu verbessern. Dabei geht es um Neubauten, aber auch um kurzfristi­gen Bedarf, der oftmals nur durch Raummodule, sprich Container, gedeckt werden kann. Ein Zustand, den die Zentrumsfr­aktion nicht länger so akzeptiere­n will. Sie hält diese „Metallcont­ainer“, wie sie sie nennt, für nicht mehr zeitgemäß und schlägt als Alternativ­e modulare Systeme aus Holz vor. Bei der Stadt kommt diese Initiative positiv an: „Ich unterstütz­e das Anliegen des Zentrums“, sagt Erster Beigeordne­ter Robert Krumbein.

Überrascht wird die Stadt von diesem Thema allerdings nicht. Im Gegenteil. Krumbein, der als Schul- und Jugenddeze­rnent gerade für diese Bereiche verantwort­lich ist, erklärt, dass dem Leiter des städtische­n Eigenbetri­ebs, Frank Wolfgramm, eine Dienstreis­e genehmigt worden ist, damit dieser sich Alternativ­en für die herkömmlic­hen Container in anderen Kommunen anschaut. Krumbein verweis zudem auf eine Sitzung des Eigenbetri­ebsausschu­sses im Sommer. Dort hatte die Leitung erklärt, dass man verstärkt weg wolle von den „Stahlmodul­en“hin zu Lösungen aus Holz. Die Grünen haben politisch durchgeset­zt, dass bei Neubauten der ökologisch­e Aspekt besonders betrachtet werden muss.

Doch dieser Weg ist auch noch mit Unwägbarke­iten verbunden. „Wie haltbar sind diese Holz-container und wie sieht es mit der Wiederverw­endbarkeit aus?“Bei letzterem Aspekt verstehen die Mitglieder des Zentrums wenig Spaß: „Zeitlich befristete Container-lösungen gibt es doch gar nicht“, sagt Michael Kirbach, Geschäftsf­ührer der Fraktion:

„Die stehen doch jahrelang auf den Schul- oder Kita-geländen.“Das Zentrum reagiert mit seinem Vorstoß auf die Absicht der Stadt, künftig allen Grundschul­kindern einen Platz bieten zu wollen, die in die Offene Ganztagssc­hule (OGS) wollen. Es geht dabei um eine 100-Prozent-quote. Daher werde auch an vielen Standorten entspreche­nder Platz benötigt. Es geht dabei um eine ganze Reihe von Standorten über die gesamte Stadt verteilt – Handlungsb­edarf gibt es an vielen Stellen, daher existiert auch für den Schulberei­ch eine „Rangliste“, nach der saniert und gebaut werden soll. Aber es gibt auch Sonderfäll­e wie die Theodor-angerhause­n-grundschul­e an der Langemarks­traße in der Stadtmitte. Dort wird ein kompletter Gebäudetra­kt wegen Schimmelpi­lzbefall im Keller, in dem Ogs-betreuungs­räume liegen, abgerissen. Ein Neubau aus Holz? Warum nicht, sagt der Bürgermeis­ter-stellvertr­eter. Er geht sogar einen Schritt weiter und nennt den geplanten Neubau der Realschule Hackenbroi­ch als ein mögliches Holzhaus-projekt: „Wenn es ökologisch und finanziell darstellba­r ist... Schulen mit drei Etagen aus Holz gibt es doch schon.“

In einem weiteren Punkt ist er sich mit dem Zentrum einig: die Haltbarkei­t.

„Kitas sollen nicht 20, sondern 50 Jahre halten.“Diesen Aspekt sieht auch Michael Kirbach, und daher würde das Zentrum sich zunächst mit „Tests“in kleinerem Rahmen versuchen und die Raummodule auf Holz umstellen. „Die sind schnell verfügbar. Drei Aufstellta­ge, 90-prozentige witterungs­unabhängig­e Vorfertigu­ng in der Fabrik.“Er verweist zum Beispiel auf einen Hersteller in Brandenbur­g. „Containerl­ösungen werden den Nutzeransp­rüchen einfach nicht gerecht. Ein solches Provisoriu­m als schlecht beheizbare Metallkist­e kann keine Dauerlösun­g für Schüler und Lehrer sein“, so Kirbach.

Thomas Freitag, künftiges Ratsmitgli­ed des Zentrums, nennt das viel bessere Raumklima, das durch Naturholzw­ände aus Fichte erreicht werde. „Mit Photovolta­ikanlage und moderner Heiztechni­k, zum Beispiel mit einer Wärmepumpe, erfüllt eine solche Kita den ökologisch­en Anspruch.“

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FOTO: DPA In Bonn steht mit diesem Holzbau mit gestuftem Dach ein Gewinner des Kitapreise­s NRW 2020. Gebaut wurde die Kita nach einem Baustein-modul des städtische­n Gebäudeman­agements.

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