Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadt prüft Kita-neubauten aus Holz
Die Zentrumsfraktion setzt sich dafür ein, dass in Dormagen künftig keine „Blech“-container mehr an Kitas und Schulen aufgestellt werden, sondern stattdessen Lösungen aus Holz gewählt werden. Die Stadt geht einen Schritt weiter.
DORMAGEN Marode und sanierungsbedürftige Kindertagesstätten, Grund- und weiterführende Schulen – in Dormagen muss in den nächsten Jahren viel Geld in die Hand genommen werden, um die Situation zu verbessern. Dabei geht es um Neubauten, aber auch um kurzfristigen Bedarf, der oftmals nur durch Raummodule, sprich Container, gedeckt werden kann. Ein Zustand, den die Zentrumsfraktion nicht länger so akzeptieren will. Sie hält diese „Metallcontainer“, wie sie sie nennt, für nicht mehr zeitgemäß und schlägt als Alternative modulare Systeme aus Holz vor. Bei der Stadt kommt diese Initiative positiv an: „Ich unterstütze das Anliegen des Zentrums“, sagt Erster Beigeordneter Robert Krumbein.
Überrascht wird die Stadt von diesem Thema allerdings nicht. Im Gegenteil. Krumbein, der als Schul- und Jugenddezernent gerade für diese Bereiche verantwortlich ist, erklärt, dass dem Leiter des städtischen Eigenbetriebs, Frank Wolfgramm, eine Dienstreise genehmigt worden ist, damit dieser sich Alternativen für die herkömmlichen Container in anderen Kommunen anschaut. Krumbein verweis zudem auf eine Sitzung des Eigenbetriebsausschusses im Sommer. Dort hatte die Leitung erklärt, dass man verstärkt weg wolle von den „Stahlmodulen“hin zu Lösungen aus Holz. Die Grünen haben politisch durchgesetzt, dass bei Neubauten der ökologische Aspekt besonders betrachtet werden muss.
Doch dieser Weg ist auch noch mit Unwägbarkeiten verbunden. „Wie haltbar sind diese Holz-container und wie sieht es mit der Wiederverwendbarkeit aus?“Bei letzterem Aspekt verstehen die Mitglieder des Zentrums wenig Spaß: „Zeitlich befristete Container-lösungen gibt es doch gar nicht“, sagt Michael Kirbach, Geschäftsführer der Fraktion:
„Die stehen doch jahrelang auf den Schul- oder Kita-geländen.“Das Zentrum reagiert mit seinem Vorstoß auf die Absicht der Stadt, künftig allen Grundschulkindern einen Platz bieten zu wollen, die in die Offene Ganztagsschule (OGS) wollen. Es geht dabei um eine 100-Prozent-quote. Daher werde auch an vielen Standorten entsprechender Platz benötigt. Es geht dabei um eine ganze Reihe von Standorten über die gesamte Stadt verteilt – Handlungsbedarf gibt es an vielen Stellen, daher existiert auch für den Schulbereich eine „Rangliste“, nach der saniert und gebaut werden soll. Aber es gibt auch Sonderfälle wie die Theodor-angerhausen-grundschule an der Langemarkstraße in der Stadtmitte. Dort wird ein kompletter Gebäudetrakt wegen Schimmelpilzbefall im Keller, in dem Ogs-betreuungsräume liegen, abgerissen. Ein Neubau aus Holz? Warum nicht, sagt der Bürgermeister-stellvertreter. Er geht sogar einen Schritt weiter und nennt den geplanten Neubau der Realschule Hackenbroich als ein mögliches Holzhaus-projekt: „Wenn es ökologisch und finanziell darstellbar ist... Schulen mit drei Etagen aus Holz gibt es doch schon.“
In einem weiteren Punkt ist er sich mit dem Zentrum einig: die Haltbarkeit.
„Kitas sollen nicht 20, sondern 50 Jahre halten.“Diesen Aspekt sieht auch Michael Kirbach, und daher würde das Zentrum sich zunächst mit „Tests“in kleinerem Rahmen versuchen und die Raummodule auf Holz umstellen. „Die sind schnell verfügbar. Drei Aufstelltage, 90-prozentige witterungsunabhängige Vorfertigung in der Fabrik.“Er verweist zum Beispiel auf einen Hersteller in Brandenburg. „Containerlösungen werden den Nutzeransprüchen einfach nicht gerecht. Ein solches Provisorium als schlecht beheizbare Metallkiste kann keine Dauerlösung für Schüler und Lehrer sein“, so Kirbach.
Thomas Freitag, künftiges Ratsmitglied des Zentrums, nennt das viel bessere Raumklima, das durch Naturholzwände aus Fichte erreicht werde. „Mit Photovoltaikanlage und moderner Heiztechnik, zum Beispiel mit einer Wärmepumpe, erfüllt eine solche Kita den ökologischen Anspruch.“