Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
LVR fördert Konzept für Römer-welterbestätte
Die Ausstellungsideen, um das Kastell „Durnomagus“sichtbarer zu machen, werden mit mehr als 40 Prozent vom LVR unterstützt.
DORMAGEN Die römische Geschichte könnte bald sichtbarer werden: Auf dem Weg zum Welterbe kann die Stadt Dormagen einen ersten Erfolg verzeichnen. Das Ausstellungskonzept, mit dem das einstige Römerkastell in der Innenstadt erlebbar gemacht werden soll, wurde von der Landschaftsversammlung Rheinland als förderwürdig beurteilt.
Der Landschaftsausschuss gewährte einen Zuschuss von insgesamt 200.000 Euro in den nächsten beiden Jahren. „Das hilft uns sehr, wenn die Unesco Mitte 2021 hoffentlich beschließt, den Niedergermanischen Limes entlang der antiken Reichsgrenze zum Welterbe zu erheben“, sagt Kulturdezernentin Ellen Schönen. Dormagen wäre dann als einer von 27 besonderen Fundorten in NRW dabei. Der städtische Kulturausschuss hatte im März 2019 den Auftrag erteilt, ein Präsentationskonzept für die künftige Welterbestätte zu erarbeiten.
Die Gesamtkosten des Projekts sind mit 484.000 Euro veranschlagt. Der Landschaftsverband Rheinland wird davon mehr als 40 Prozent übernehmen. „Das ist ein fachliches Kompliment für alle Mitwirkenden, zumal für die Kulturpflege in der Regel weitaus mehr Förderanträge vorliegen, als Geld vorhanden ist“, sagt Erster Beigeordneter Robert Krumbein. Die Stadtverwaltung schlägt dem Rat in den Haushaltsberatungen für 2021 vor, den Eigenanteil von 284.000 Euro zu bewilligen.
„In Abstimmung mit den anderen Ausstellungsorten wird es bei uns in Durnomagus um das Kernthema Ross und Reiter gehen“, erläutert der städtische Denkmalschutzbeauftragte Harald Schlimgen. Mitten in der heutigen Innenstadt war seit etwa 85 nach Christus eine Reitereinheit mit 480 Soldaten stationiert
– eine „Ala“. Diese bewachte als schnelle Eingreiftruppe die Rheingrenze. Das dazugehörige Kastell erstreckte sich über eine Fläche von rund drei Hektar und ist besonders gut erforscht. Archäologen entdeckten dort, dass sich die Pferdeställe mit in den Wohnbaracken befanden. Mensch und Tier lebten unter einem Dach. Mit dieser Erkenntnis, die aus den Ausgrabungen von Gustav Müller in den 1970-er Jahren resultierte, wurde Dormagen in Fachkreisen international bekannt.
Beim Welterbe-konzept soll die Römerausstellung im ersten Obergeschoss des Historischen Rathauses
erweitert werden. Auch der Eingangsbereich und zwei weitere Räume im Erdgeschoss werden in die Präsentation einbezogen. Es geht vor allem um die Ausbildung und Ausrüstung der in Dormagen stationierten Reiter, die Versorgung von Mensch und Tier durch die umgebende Landwirtschaft, das Alltagsleben im Kastell und auch dessen bauliche Geschichte. „Wir werden hier viele spannende Details bieten können – so etwa, dass die Reiter damals trainierten, in voller Montur auf ein rennendes Pferd aufzuspringen“, berichtet Schlimgen.
Um das Leben im Lagerdorf, das zu dem Kastell gehörte, dreht sich die Ausstellung im Römerkeller neben St. Michael. Sie ist in den 1980-er Jahren entstanden und soll ebenfalls neu gestaltet werden. Die Besucher können dort mehr über das kulturelle Miteinander von Römern und Einheimischen, die religiösen Bräuche, alltägliche Gebrauchsgegenstände und auch die einstige Militärziegelei auf dem heutigen Gelände des Freibads „Römer-therme“erfahren. Unabhängig von Öffnungszeiten können die Besucher das Welterbe in einem kleinen „Römerpark“erleben. Dieser soll um die vorhandene „Römer-wand“neben dem Historischen Rathaus entstehen. Auch spielerische Elemente für Kinder wie etwa eine „archäologische Buddelzone“sind vorgesehen.
Das Ausstellungskonzept wurde vom Kölner Planungsbüro „res d“in Kooperation mit einem Arbeitskreis entwickelt, dem der Geschichtsverein Dormagen, weitere ehrenamtliche Experten, das Stadtmarketing und die Untere Denkmalbehörde angehören. „Ein großer Dank gilt den ehrenamtlich Mitwirkenden, die in Workshops und weiteren Treffen sehr viel Zeit für die Planungen aufgebracht haben“, sagt Krumbein.