Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Aus einer Viehweide wird ein Biotop
Mitten in Wallrath soll in den nächsten Monaten eine Aue entstehen, wo sich Tiere und Pflanzen wohl fühlen. Die Stadt ruft die Bürger zum Mitwirken am „Gestaltungskonzept Wallrather Bachaue“auf.
WALLRATH Rund 7500 Quadratmeter groß ist eine Grünlandfläche mitten in Wallrath zwischen Stessener Weg und Brückenstraße, die die Stadt Jüchen kürzlich erworben hat und ökologisch aufwerten will. „Das Gestaltungskonzept Wallrather Bachaue soll unter großer Beteiligung der Bevölkerung entwickelt werden“, sagt Stefan Weyerstrass, der in der Stadtverwaltung für Naturschutz und Grün zuständig ist. Die gesamte Fläche sei noch von einem „nicht mehr zeitgemäßen Stacheldrahtzaun“eingefriedet, der entfernt werde, so die Verwaltung. Der Kelzenberger Bach teilt die Fläche auf einer Länge von 100 Metern, wobei er als so genanntes temporäres Fließgewässer nur nach extremen Niederschlägen Wasser führt. Nach der Zustandsbeschreibung säumen einige 30-jährige Eschen und drei junge Ebereschen das Gebiet. Sie bilden zurzeit die einzigen prägenden Gehölzstrukturen neben der Lindenallee am Stessener.
Wallrath habe wiederholt erfolgreich am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“auf der Ebene des Rhein-kreises Neuss teilgenommen, weil es in puncto „Einbindung in die Landschaft“, „Durchgrünung des Ortes“und „bürgerschaftliches Engagement“zu überzeugen wusste, erläutert Weyerstrass. „In diesem Bewusstsein wollen wir die Bewohner bei der Planung zur Umgestaltung der innerörtlichen Wiese einbeziehen.“Es gelte vor allem, den Charakter der gewachsenen Kulturlandschaft zu erhalten und die vorhandenen Strukturen zu ergänzen. Die Tal-aue wurde bis zum Sommer noch als Viehweide genutzt. Aufgrund dieser intensiven Nutzung war die biologische Vielfalt sehr begrenzt. Jetzt soll die Weide extensiv und naturnah genutzt werden. „Da die Flächen im Landschaftsschutzgebiet liegen und Teilbereiche als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen sind, orientieren sich die Planungen weitgehend an naturschutzfachlichen Aspekten“, erläutert Weyerstrass.
Die Umwandlung in Bauland oder eine Aufforstung, die den offenen Charakter der Auenlandschaft beeinträchtigen würden, sind weder gewollt noch möglich. Ziel ist die ökologische Aufwertung der Fläche. Dazu könnten nach den bisherigen Überlegungen im Rathaus die Pflanzung von sieben Flatterulmen, 14 Wildobstbäumen und fünf Kopfweiden, die Anlegung einer wildkräuterreichen Wiese sowie die Anlegung eines kleinen Amphibienlaichgewässers im Profil des Kelzenberger Baches dienen. Außerdem sollen ein Insektenhotel und Kleinbiotope errichtet werden. „Um eine nachhaltige Entwicklung der Fläche im Sinne des Natur-und Artenschutzes zu gewährleisten, ist eine auf die Bedürfnisse der dort lebenden Tier- und Pflanzenarten abgestimmte Pflege und Bewirtschaftung erforderlich“, sagt Weyerstrass. Dabei sollen die Bedürfnisse der Dorfbevölkerung jedoch nicht gänzlich untergeordnet und auch optische Aspekte mitberücksichtigt werden, denn auch naturnahe Flächen seien bedeutsame Elemente der historisch gewachsenen Kulturlandschaft und benötigen eine angemessene Pflege.
„Keinesfalls soll in dieser dörflichen Umgebung die natürliche Entwicklung ihren eigenen Gang nehmen, sondern behutsam auf naturschutzfachlicher Basis gesteuert werden“, versichert der Fachmann. Damit sich langfristige viele Pflanzenarten in der Wiese etablieren können, werde eine zweimalige Mahd pro Jahr angestrebt. Daneben wäre auch die temporäre Beweidung mit Schafen eine Option zur Landschaftspflege. Die für die Bepflanzung vorgesehenen Wildobstbäume benötigen im Gegensatz zu Kulturobstsorten keine intensive Pflege in Form von regelmäßigen Erziehungsschnitten und wären vor diesem Hintergrund die bessere Wahl. Die Kopfweiden hingegen benötigen in den Anfangsjahren einen jährlichen Rückschnitt, damit sich die für diverse Brutvögel wichtigen Höhlen herausbilden können. Schon in den Wintermonaten soll es die ersten Anpflanzungen von Bäumen und Büschen geben. „Es gibt schon Ideen für Baumspenden“, verrät Weyerstrass.