Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Friedrich Merz im Stile Donald Trumps
Friedrich Merz fühlt sich durch die Verschiebung des Cdu-parteitags um seine Chancen auf den Vorsitz betrogen. Vielleicht hat er nicht einmal unrecht. Parteichefin Annegret Kramp-karrenbauer hätte mit Verve einen Sonderparteitag noch in der warmen Jahreszeit im Freien einberufen können. Dann wäre die Nachfolgefrage trotz Corona-pandemie längst geklärt, die CDU hätte vor dem Superwahljahr zur Ruhe kommen können. Umfragen sehen Merz seit Monaten vor seinen Rivalen Armin Laschet und Norbert Röttgen. Für ihn wäre der Zeitpunkt jetzt günstig gewesen.
Aber den wesentlichen Grund für einen eventuellen Knick hat Merz nun selbst geliefert: Feindselig reagierte er auf die Absage des Parteitags. Das bestätigt nicht nur Gegner in ihrer Kritik, das verschreckt auch eigene Anhänger. Es haben nun alle via Fernsehen eine Kostprobe davon bekommen, welche Lust zu einer Schlammschlacht Merz verspürt, wenn etwas nicht so läuft, wie er sich das vorstellt.
Der Mann will Kanzler werden. Wie oft hätte Merkel vom Tisch aufspringen und Putin oder Trump oder Erdogan anbrüllen können, wie bescheuert sie doch Menschenrechtsverletzungen und Lügen findet. Sie hat sich aber keine Blöße gegeben und verhandelt. Man kann es Merz nun nicht unbedingt zutrauen, dass er seine Emotionen im Griff hat, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt. Das ist Trump-stil. „Beleidigte Leberwurst“, heißt es selbst in Cdu-kreisen, in denen Merz hoch geschätzt ist.
Als Vorsitzender müsste Merz die CDU zusammenhalten, jetzt treibt er einen Keil in sie. Bei der schwierigen Aufgabe, die Zäsur nach Merkels Abgang zu meistern, geht es aber nicht nur um die CDU, sondern auch darum, was sie für das Land tun kann. Dieses Vertrauen in die Christdemokraten könnte schwinden. BERICHT DIE GROSSE WUT DES FRIEDRICH MERZ, POLITIK