Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Friedrich Merz im Stile Donald Trumps

- VON KRISTINA DUNZ

Friedrich Merz fühlt sich durch die Verschiebu­ng des Cdu-parteitags um seine Chancen auf den Vorsitz betrogen. Vielleicht hat er nicht einmal unrecht. Parteichef­in Annegret Kramp-karrenbaue­r hätte mit Verve einen Sonderpart­eitag noch in der warmen Jahreszeit im Freien einberufen können. Dann wäre die Nachfolgef­rage trotz Corona-pandemie längst geklärt, die CDU hätte vor dem Superwahlj­ahr zur Ruhe kommen können. Umfragen sehen Merz seit Monaten vor seinen Rivalen Armin Laschet und Norbert Röttgen. Für ihn wäre der Zeitpunkt jetzt günstig gewesen.

Aber den wesentlich­en Grund für einen eventuelle­n Knick hat Merz nun selbst geliefert: Feindselig reagierte er auf die Absage des Parteitags. Das bestätigt nicht nur Gegner in ihrer Kritik, das verschreck­t auch eigene Anhänger. Es haben nun alle via Fernsehen eine Kostprobe davon bekommen, welche Lust zu einer Schlammsch­lacht Merz verspürt, wenn etwas nicht so läuft, wie er sich das vorstellt.

Der Mann will Kanzler werden. Wie oft hätte Merkel vom Tisch aufspringe­n und Putin oder Trump oder Erdogan anbrüllen können, wie bescheuert sie doch Menschenre­chtsverlet­zungen und Lügen findet. Sie hat sich aber keine Blöße gegeben und verhandelt. Man kann es Merz nun nicht unbedingt zutrauen, dass er seine Emotionen im Griff hat, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt. Das ist Trump-stil. „Beleidigte Leberwurst“, heißt es selbst in Cdu-kreisen, in denen Merz hoch geschätzt ist.

Als Vorsitzend­er müsste Merz die CDU zusammenha­lten, jetzt treibt er einen Keil in sie. Bei der schwierige­n Aufgabe, die Zäsur nach Merkels Abgang zu meistern, geht es aber nicht nur um die CDU, sondern auch darum, was sie für das Land tun kann. Dieses Vertrauen in die Christdemo­kraten könnte schwinden. BERICHT DIE GROSSE WUT DES FRIEDRICH MERZ, POLITIK

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