Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die große Wut des Friedrich Merz

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Der einstige Unionsfrak­tionschef attackiert Parteivors­itz-rivale Armin Laschet emotional. Das verschreck­t selbst eigene Anhänger und bringt die CDU in die Bredouille.

nun erst richtig begonnen – und die Partei ein Problem.

Der 64-jährige Merz hat wenig Scheu, Emotionen zu zeigen. Wütend über das „Partei-establishm­ent“ist er, dass der Wahlpartei­tag verschoben wurde. Sein Rivale, Nrw-ministerpr­äsident und CDU-VIZE Armin Laschet, habe die Devise ausgegeben, dass er mehr Zeit für seine „Performanc­e“brauche. Die explodiere­nden Corona-infektione­n lässt Merz als Argument gegen einen Kongress mit 1000 Delegierte­n nicht gelten. Solle der Parteitag doch digital ablaufen, sagt er und wischt rechtliche Hürden beiseite. Das ist Trump-stil. Und er erzählt, ein Teil der Delegierte­n müsse ab dem 7. Dezember neu gewählt werden, was auch nicht dienlich in der Corona-krise sei. Cdu-generalsek­retär Paul Ziemiak widerspric­ht. Wenn Delegierte aufgrund der Infektions­lage nicht neu gewählt werden könnten, blieben sie im Amt.

Merz erklärt live in ARD und ZDF, die „gesamte Hauptstadt­presse“, die „deutsche Öffentlich­keit“wüsste, dass er „nicht der Liebling eines Teils der Parteiführ­ung“sei. Dann verheddert er sich in seiner Argumentat­ion. Der Parteitag wäre nicht verschoben worden, hätte Laschet so gute Umfragewer­te wie er, sagt Merz. Anderersei­ts: Die Kandidaten würden zerschliss­en. Gerade hatte er noch gesagt, seine Werte blieben gut. Und schließlic­h, es werde womöglich noch ein Überraschu­ngskandida­t präsentier­t. Das werde systematis­ch vorbereite­t. Man hält den Atem an. Was kommt jetzt?

Eine „Whatsapp-gruppe“einiger Cdu-mitglieder gebe es da, die Gesundheit­sminister Jens Spahn allen anderen vorzögen, erzählt Merz als handele es sich um einen bedrohlich­en Geheimbund. „Diese Gruppe gibt es. So, und bevor das anfängt, in dieser Partei um sich zu greifen, sollten die demokratis­chen Mechanisme­n wieder funktionie­ren. Und Demokratie in einer Partei heißt: Entscheidu­ng durch Wahlen und zwar durch Delegierte auf einem Bundespart­eitag, auch digital.“Demokratie in einer Partei heißt jedoch auch, dass sich noch auf dem Parteitag Kandidaten melden können.

Offenbar fürchtet Merz den viel jüngeren Spahn aus dem Team Laschet. Mit seinen umstritten­en Interview-äußerungen, dass Homosexual­ität Privatsach­e sei – „solange es nicht Kinder betrifft“, hatte Merz eine Welle der Empörung ausgelöst. Viele deuteten seine Bemerkung als bewussten Hieb gegen Spahn. Merz habe den Minister, der mit einem Mann verheirate­t ist, in die Nähe von Pädophilen gebracht, hieß es. Schließlic­h hatte Merz auf die Frage geantworte­t, ob er Vorbehalte gegen einen homosexuel­len Kanzler hätte. Dass es Spahns Traum ist, Kanzler zu werden, weiß Merz nur zu gut. Und Spahn hat seine Fans in der CDU.

Selbst Cdu-mitglieder in Baden-württember­g und Rheinland-pfalz

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