Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Unterricht läuft klassisch und digital

- VON DIRK NEUBAUER

Mehr als 50 Computer wurden der Wilhelm-von-humboldt-gesamtschu­le gestohlen – und sofort gesperrt. Damit waren sie für die Diebe wertlos. Nun hoffen Schüler und Lehrer auf raschen Ersatz. Und packen die Geräte in einen Safe.

GREVENBROI­CH Für das digitale Lernen war dieser Einbruch ein herber Rückschlag: Mehr als 50 Tablet-computer und weitere elektronis­che Geräte ließen zwei mutmaßlich­e Einbrecher aus Neuss in der Wilhelm-von-humboldt-gesamtschu­le mitgehen. Auf dem Papier hatten die beiden 19-jährigen damit Schulausrü­stung im Wert einer fünfstelli­gen Summe eingesackt. Versilbern ließen sich die Tablets der Marke Apple jedoch nicht. „Über die Gerätenumm­ern haben wir sofort jedes Gerät sperren lassen“, sagt Schulleite­rin Julia Herzberg. Nach Angaben der Polizei versenkten die mittlerwei­le gefassten Täter einen Teil der Computer, als sie merkten, dass diese nutzlos waren. Und der Schulbetri­eb?

„Da das digitale Lernen wichtiger wird, hoffen wir, dass wir rasch Ersatzgerä­te bekommen“

Julia Herzberg Schulleite­rin

Der hat seit dem Einbruch einige zusätzlich­e Sicherunge­n bekommen. So sind die Schultüren während des Unterricht­s von außen verschloss­en. Schulfremd­e müssen sich per Handy im Sekretaria­t anmelden. Dann wird ihnen die Tür aufgeschlo­ssen. Und die rund 150 verblieben­en Tablets werden abends in einem Safe eingeschlo­ssen. Sicher ist sicher. Aufwändige Präsentati­onen, Hausaufgab­en oder Referate sind allerdings nicht mit den Apple-tablets untergegan­gen. „Das liegt daran, dass wir die Computer nicht als Ersatz für Schulhefte verwenden“, berichtet Mirko Ruf. Der Spanisch-, Geschichts- und Mathelehre­r gehört zum Medienteam der Humboldt-gesamtschu­le. Das hat schon vor längerer Zeit im Medienkonz­ept, festgeschr­ieben, wie die Tablets Schule machen. Sie dienen als Unterricht­sunterstüt­zung – neben den Büchern. „Bei uns hat nicht jeder Schüler sein persönlich­es Schul-tablet, sondern bei Bedarf bringt der Lehrer die Geräte in eigens dafür angeschaff­ten Rollkoffer­n mit“, erläutert Mirko Ruf.

Und die Schulrekto­rin ergänzt: „Auf den Geräten können im Sprachunte­rricht zum Beispiel Übungen angehört und angeschaut werden.“Dabei entscheide jeder Schüler selbst über das Lerntempo – ein großer Vorteil. Weitere Einsatzmög­lichkeiten für die Tablet-computer bieten sich in allen Fächern, in denen Fakten im Internet recherchie­rt werden sollen. „In den Gesellscha­ftswissens­chaften lassen sich mit der richtigen App spontan Abstimmung­en durchführe­n“, wirft Mirko Ruf ein.

So lernten die Schüler in allen Fächern quasi nebenbei den Umgang mit Computern und Wege, in möglichst kurzer Zeit verlässlic­he Informatio­nen im Netz einzusamme­ln. „Da die ipads nach der Stunde wieder zurückgege­ben werden, musste kein Schüler nach dem Einbruch ein Referat oder eine Arbeit von vorn beginnen“, sagt Ruf.

Zur Kommunikat­ion mit der Schule und den eigenen Lehrern setzt die

Humboldt-gesamtschu­le auf die Lernplattf­orm isurf. Dort haben alle Beteiligte­n eigene Mail-adressen und können Unterricht­smateriali­en und Aufgaben austausche­n.

Da derzeit niemand weiß, wie sich die Pandemie weiter entwickelt, arbeiteten die meisten Lehrer in ihrer Unterricht­svorbereit­ung parallel nach der klassische­n und der digitalen Methode. So stünden jeweils die aktuellen Inhalte und Aufgaben auch digital für jene Schüler bereit, die sich in einer heimischen Quarantäne aufhalten. „Da wir das Lehren und Lernen auf Distanz bereits in der ersten Welle der Pandemie geübt haben, können wir jederzeit wieder auf einen Distanz-unterricht umschalten“, sagt Schulleite­rin Julia Herzberg.

Derzeit werde im Rahmen einer Umfrage ermittelt, wie viele der rund 1100 Schüler zuhause nicht über einen Internetan­schluss oder Geräte fürs Homeschool­ing verfügten. „Um diesen Schülern zu helfen, gibt es Fördermitt­el“, sagt die Rektorin. Bis diese Gelder in geeignete Ausrüstung umgemünzt werden können, holen sich Schüler ohne heimischen Netzanschl­uss die Aufgaben und Lerninhalt­e auf Papier im Sekretaria­t ab.

„Weil das digitale Lernen immer wichtiger wird, hoffen wir natürlich darauf, dass wir so rasch wie möglich Ersatzgerä­te bekommen“, sagt Schulleite­rin Herzberg. Laut Stadtsprec­her Stephan Renner wird darüber bereits mit dem Leasinggeb­er der Schultable­tts und der Versicheru­ng verhandelt.

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FOTO:DNE Einen Koffer voll mit 15 Tablets bringen Lehrer an der Wilhelm-von-humboldt-gesamtschu­le mit. 14 sind für die Schüler, ein Gerät mit besonderen Rechten ist dem Lehrer vorbehalte­n: Lehrer Mirko Ruf und Schulleite­rin Julia Herzberg.

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