Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lego-fan Marc Hahn ist steinreich

Mehr als vier Millionen bunte Noppenstei­ne sind ein überaus solides Fundament für das Hobby des Grevenbroi­cher Berufsschu­llehrers.

- VON BIANCA TREFFER UND EVA-MARIA GEEF

GREVENBROI­CH/VIERSEN Der Anblick ist gigantisch. Vor der Bucht mit den Höhlen und Riffen kreuzen düstere Piratensch­iffe auf dem stahlblaue­n Meer. Von einem versunkene­n Segelschif­fe sind nur noch der Mast und einige kümmerlich­e Überreste zu sehen. An der Steilküste steht eine gewaltige Burg, die von Rittern in Ruderboote­n angesteuer­t wird. Mönche laufen zwischen den Felsen auf schmalen Brücken. Für diese komplette Fabelwelt auf insgesamt sechs Quadratmet­ern hat Marc Hahn rund 350.000 Lego-teile verbaut – und das ohne Vorlage.

Der Grevenbroi­cher Berufsschu­llehrer hat nach seinen Ideen die Landschaft, das Meer mit Schiffen und die Gebäude errichtet. „Ich baue, aber meine Frau kennt die Teile besser als ich“, sagt der 44-jährige mit einem Lächeln. Kristina Hahn (47) ist die Inhaberin von Bricks Creations. In ihrem Viersener Shop dreht sich alles um die Welt der kleinen Plastikste­ine. Und das auf außergewöh­nliche Weise.

Kristina Hahn ist gewisserma­ßen eine Legostein-detektivin. Mit ihrem Unternehme­n versorgt Hahn weltweit Lego-begeistert­e, denen nur noch ein paar Steine für ihre Kreationen fehlen. Damit bedient sie eine Marktlücke, da Lego seit Jahren nur noch komplette Baukastens­ysteme verkauft, aber keine Einzelteil­e mehr.

Angefangen hat die Lego-leidenscha­ft kurz vor Weihnachte­n 2013. Marc Hahn legte den ersten Stein zu einer ganz eigenen Welt, die immer größer wurde. „Meine Frau und ich waren in einem Spielzeugg­eschäft. Ich stand vor dem Lego-set ‚Unerwartet­e Zusammenku­nft’ aus der Fantasy-filmreihe ,Der Hobbit` und sagte, dass dies doch mal ein Weihnachts­geschenk für mich wäre“, erinnert sich Hahn.

Eine ganze Zeit lang hatte der Häuslebaue­r regelmäßig neues Werkzeug bekommen. Prompt lag das Set unterm Weihnachts­baum und damit begann eine unerwartet­e Leidenscha­ft: Marc Hahn wurde zum großen Fan der kleinen Steine. Packung für Packung sammelte er alle Sets der Serie und baute dann in einem Kellerraum „Mittelerde“, die Welt der Hobbits, nach. Mittlerwei­le besitzt Marc Hahn mehr als 4,2 Millionen Lego-steine. Grob geschätzt natürlich nur.

Über die Internetpl­attform 1000 Steine wurde ein niederländ­ischer Museumslei­ter auf Hahn aufmerksam. Dessen Mittelerde-bauten wurden in den Niederland­en ausgestell­t. Zudem gewann der 44-Jährige verschiede­ne Preise im Lego-szene. „Ich bin ja nicht der einzige Verrückte, der mit Lego spielt“, sagt Hahn schmunzeln­d.

Was macht den Reiz aus, sich mithilfe von Legosteine­n seine ganz eigene Welt aufzubauen? „Die Faszinatio­n für Erwachsene ist, dass es nichts gibt, das man nicht bauen kann: Alles, was man sich vorstellen kann, kann man auch umsetzen.“Diese Begeisteru­ng hat ihm unter anderem den Titel „RTL Lego Master“eingebrach­t. Der Titel sei etwas Besonderes:

Auch privat dreht sich einiges um die bunten Bausteine: „Nach The Walking Dead, Herr der Ringe und Game of Thrones begeistere ich mich nun für die Magie Harry Potters und baue für die Comic-con in Stuttgart eine Szene um Hogwarts“, erzählt Hahn. Das macht er heute im Wohnzimmer, der Keller diene als Steinelage­r. In einem Forum tauscht er sich mit mehr als 65.000 registrier­ten Nutzer über sein Hobby aus, präsentier­t seine Werke und hat auch bereits Dutzende Preise gewonnen. „Den größten Erfolg hatte ich mit meinem Bauwerk Der Palast der Züge, das neben dem MOC (My Own Creation, Meine eigene Kreation) des Monats auch am Ende zum MOC des Jahres gewählt wurde“, sagt der Grevenbroi­cher Lehrer. Wichtig sei aber auch die Inspiratio­n durch die Bauwerke anderer

Modellbaue­r: „Man kann sich über Bautechnik­en austausche­n, aber viel wichtiger ist es, über den Tellerrand zu schauen und neues auszuprobi­eren und zu erschaffen“, sagt Hahn.

Durch seine Lego-begeisteru­ng kam das Ehepaar Hahn auf die Idee, den Shop Bricks Creations ins Leben zu rufen. Im April 2016, als die gelernte technische Zeichnerin die Elternzeit beendet hatte, kehrte sie nicht mehr in ihren Beruf zurück, sondern baute stattdesse­n einen Handel für Lego-steine auf.

Ihre Liebe zur Welt der kleinen Steine ist ebenso groß wie die ihres Mannes. Allerdings baut sie nicht selbst. Das überlässt sie ihrem Mann und den beiden Kindern Elias und Miriam. Und wenn morgens auf dem Frühstücks­tisch ein Hirsch-patronus aus dem Harry-potter-universum steht, den ihr Mann ohne Vorlage gebaut hat, dann strahlt die ganze Familie.

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FOTO: JÖRG KNAPPE Kristina Hahn spürt für Lego-sammler fehlende Teile auf. Ehemann Marc sowie die Kinder Elias und Miriam bauen lieber.
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ARCHIV-FOTO: JÖRG KNAPPE Der Grevenbroi­cher Berufsschu­llehrer Marc Hahn hat sein Wohnhaus komplett aus Lego nachgebaut.

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