Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadtbibliothek auf dem Weg zum Wohlfühlort
Vor 25 Jahren zog die Einrichtung an den Markt. Längst will sie mehr sein als ein Ort zum Bücher-ausleihen. Es gibt einige Pläne.
DORMAGEN Heute genau vor 25 Jahren bekam die Stadtbibliothek nach Jahren in beengten Räumlichkeiten und mehreren Umzügen ihr eigenes Gebäude. Aus der alten Feuerwache entstand am Marktplatz nach umfangreichem Um- und Anbau ein großes, helles und modernes Gebäude. „Das war und ist auch heute nach so langer Zeit noch ein sehr ansprechender Bau“, findet Leiterin Claudia Schmidt.
Der Dormagener Architekt Heinz Krücken hatte das Gebäude geplant, mit dem der neuen Bibliothek 1600 Quadratmer Fläche auf drei Etagen zur Verfügung stehen sollten. An die alte Feuerwache erinnert der Schlauchturm, der bis heute noch von der Feuerwehr genutzt wird – Mitarbeiter und Nutzer der Bibliothek
CORONA-TICKER
haben dort keinen Zutritt. Mit dem Einzug in das neue Gebäude verknüpft war auch der Einzug der Digitalisierung. Das alte System mit Karteikarten wurde durch ein Verbuchungssystem per EDV ersetzt. „Die modernsten Medien, die wir damals im Bestand hatten, waren CD- und DVD-ROMS“, erinnert sich Claudia Schmidt. Seit 1992 ist sie Mitarbeiterin der Stadtbibliothek, seit 1998 Leiterin.
In den letzten 25 Jahren liegen die größten Veränderungen sicherlich im digitalen Bereich. 1997 gab es den ersten Internetanschluss für Kunden: Fernleihebestellungen konnten somit erstmals online gemacht werden. Heute verfügt die Bibliothek selbstverständlich über Wlan, das Kunden auch mit ihren eigenen Endgeräten nutzen können. Seit 2014 ist es möglich, selbst
Medien auszuleihen, zurückzugeben oder zu verlängern. Durch die Außenrückgabe ist die Rückgabe von Medien auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich – die Medien werden automatisch eingelesen und zurückgebucht, ohne dass die Mitarbeiter alles nochmal eingeben müssen. Neben Büchern, Hörspielen, Spielen und Zeitschriften kann man in der Bibliothek auch ebooks ausleihen. Über die „Onleihe“können Leser die gewünschten Bücher auf ihren ebook-reader oder via App auf ihr Smartphone laden. „Der Bereich ebook wird sehr stark nachgefragt und während der Pandemie hat sich das nochmal verstärkt“, erzählt Schmidt. Stolz ist die Diplom-bibliothekarin auf das neueste Angebot: Mit dem Pressreader steht den Nutzern eine digitale Plattform zur Verfügung, auf der über 7000 internationale Zeitungen und Zeitschriften gelesen werden können. „Das ist eine tolle Sache und wird gut angenommen“, sagt sie. Die Ausleihe der ganz „normalen“, analogen Bücher geht insgesamt zugunsten der ebooks etwas zurück, wird aber gerade im Kinder-und Jugendbereich noch stark genutzt. Die größte Nachfrage besteht konstant bei den Kinder-hörbüchern. „Die gehen super“, so Schmidt.
Anders als noch vor 25 Jahren geht der Trend weg vom reinen Ausleihgeschäft hin zur Bibliothek als Aufenthaltsort. Neben der Wohnung und der Arbeit soll der Mensch in der Stadt einen dritten Ort haben, an dem er sich aufhalten kann. „Die Stadtbibliothek ist ein Raum für die Menschen in einer Stadt. Es ist zunehmend wichtig, dass wir nicht nur digital und virtuell unterwegs sind, sondern auch real Leute treffen und uns direkt austauschen können“, ist Schmidt überzeugt. „Und wir merken hier auch, dass die Bibliothek dafür sehr stark frequentiert wird und der Trend geht noch nach oben“, sagt sie. Dafür müsse man in Zukunft vielleicht auch baulich nochmal etwas verändern. „Das Gebäude ist zwar sehr schön, hell und offen, aber Rückzugsorte zu schaffen wäre durchaus auch sinnvoll“, meint Schmidt. Wichtig in den letzten 25 Jahren war es ihr und den Mitarbeitern und ist es auch in Zukunft, dass die Menschen sich wohlfühlen, auf ihre Wünsche eingegangen wird und die Bibliothek weiter attraktiv bleibt. Die vielen Veranstaltungen und Aktionen, von Lesungen über Workshops bis hin zu Büchertrödeln, zeigen, wie umtriebig Schmidt und ihr Team sind. Coronabedingt
muss in diesem Jahr vieles ausfallen, so auch der geplante Tag der offenen Tür anlässlich des Jubiläums, der nun im Frühjahr nachgeholt werden soll. Die internen Planungen für Aktionen laufen trotz Corona wie immer auf vollen Touren. Jedes Jahr werden Projekte zu einem bestimmten Thema erarbeitet, die sich dann schwerpunktmäßig an unterschiedliche Zielgruppen wenden, um möglichst viele Menschen anzusprechen. In diesem Jahr ist es das Thema #Makerspace: ein Trend, Dinge selbst zu machen, zu reparieren, zusammen zu machen. In diesem Zusammenhang bekommt die Bibliothek bald einen 3D-drucker, der dann auch den Nutzern zur Verfügung steht. Für das nächste Jahr sind schon einige Aktionen mit dem neuen Thema Nachhaltigkeit in Arbeit.