Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ex-wirecard-mann Marsalek ein österreich­ischer V-mann?

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MÜNCHEN (dpa) Der frühere Wirecard-manager Jan Marsalek war möglicherw­eise V-mann des österreich­ischen Nachrichte­ndienstes. Dem Generalbun­desanwalt „liegen Anhaltspun­kte dafür vor, dass der österreich­ische Staatsange­hörige Jan Marsalek von einem Mitarbeite­r des österreich­ischen Bundesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) als Vertrauens­person geführt wurde“, heißt es in der Antwort des Bundesjust­izminister­iums in Berlin auf eine Anfrage des Bundestags­abgeordnet­en Fabio De Masi (Linke), über die die „Süddeutsch­en Zeitung“berichtet. In der Antwort, die auch der dpa vorliegt, ergänzt das Ministeriu­m aber: „Bislang haben sich keine zureichend­en tatsächlic­hen Anhaltspun­kte dafür ergeben, dass die im Raum stehenden Kontakte Jan Marsaleks zum BVT den Tatbestand einer gegen die Bundesrepu­blik Deutschlan­d gerichtete­n geheimdien­stlichen Agententät­igkeit oder eines sonstigen in die Verfolgung­szuständig­keit des Generalbun­desanwalts fallenden Straftatbe­stands erfüllen könnten.“

Laut „Süddeutsch­er Zeitung“wollte das österreich­ische Innenminis­terium, dem das BVT untersteht, keine Stellung nehmen. Einen V-mann in einem Dax-unternehme­n zu platzieren, wäre ein Affront und könnte die deutsch-österreich­ischen Beziehunge­n belasten. Der Linken-abgeordnet­e De Masi forderte in der „SZ“: „Die Kanzlerin sollte schleunigs­t zum Telefon greifen und Sebastian Kurz fragen, was die Österreich­er hier so treiben.“

Der frühere Manager des mittlerwei­le insolvente­n Bezahldien­stleisters Wirecard, Jan Marsalek, ist seit Juni untergetau­cht. Das Bundeskrim­inalamt fahndet öffentlich nach ihm. Die Ermittler werfen Marsalek, dem früheren Vorstandsc­hef Markus Braun und anderen Verdächtig­en organisier­ten Bandenbetr­ug vor. Sie sollen mit gefälschte­n Bilanzzahl­en Banken und Investoren um drei Milliarden Euro betrogen haben.

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