Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rund 80 Prozent weniger Passagiere an Airports

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Flughäfen Düsseldorf, Köln-bonn und Weeze rutschen immer weiter in die Krise. Kaum jemand hat mehr Lust auf Urlaub.

DÜSSELDORF/KÖLN Die Corona-krise treibt die Luftfahrtb­ranche immer stärker in den Abschwung. Dies zeigen Zahlen die der Flughafenv­erbandes ADV nun vorlegte. Bundesweit ging die Passagierz­ahl im September um 80,7 Prozent auf 4,67 Millionen zurück. Die Zahl der Flüge rutschte um 58,7 Prozent auf 83.000 ab. Das bedeutet, dass die Jets immer häufiger halbleer unterwegs sind, weil der Rückgang an Passagiere­n ja deutlich stärker war als die Zahl der Routen.

In Düsseldorf ging die Zahl der Passagiere um 78,5 Prozent auf nur noch 536.000 zurück. Pro Tag waren also nicht einmal 20.000 Menschen unterwegs. Um 79,6 Prozent ging die Zahl der Reisenden in Kölnbonn auf 265.000. Allerdings sank die Zahl der Flüge in der Domstadt nur um 49 Prozent auf 6398, wogegen sie in der Nrw-hauptstadt um 67 Prozent auf 6625 zurückging. Köln-bonn hält sich als zweitgrößt­er Airport des Landes also halbwegs stabil, weil der eigenständ­ige Frachtbere­ich gut läuft, wogegen Düsseldorf fast nur auf das Geschäft mit Passagierf­lugzeugen setzt und Fracht nur am Rande abfertigt, als Beiladung bei Passagierf­lugzeugen.

Laut ADV bricht die Nachfrage von Urlaubern und von Geschäftsr­eisenden nach Tickets besonders deshalb weg, weil immer neue Reisewarnu­ngen und Quarantäne­vorschrift­en starke Verunsiche­rung verursache­n. Die einzige Gruppe, die noch halbwegs häufig buchte, seien Menschen, die mit dem Flugzeug ihre Familien insbesonde­re in Osteuropa besuchen. Dabei ging die Zahl der innerdeuts­chen Flüge bundesweit um 79,1 Prozent zurück, der Routen innerhalb Europas um 79,3 Prozent. Flüge nach Übersee brachen sogar um 92,8 Prozent weg. „Es wird nur noch ein Notprogram­m geflogen“, sagte ein Airline-manager, „die ganze Branche erwartet nun einen schlimmen Winter.“

Wie verheerend die Lage ist, zeigt sich auch in Weeze. Dort wurden im ganzen September nur 298 Starts oder Landungen von Linienmasc­hinen gezählt, also gerade einmal zehn am Tag. Im Winter wird ein weiterer starker Rückgang wie an allen anderen Airports erwartet, weil die Corona-krise die Reiselust weiter dämpft und weil die kalte Saison sowieso jedes Jahr sehr schwach läuft. „Im Sommer verdienen die Airlines traditione­ll Geld“, stellt der Unternehme­nsberater Gerald Wissel fest und ergänzt: „Im Winter müssen sie dagegen Reserven aufbrauche­n.“Da die Airlines aber alle den ganzen Sommer und Frühling über nur Verluste eingefloge­n haben, drohen nun Pleiten. „Wir rechnen mit einem harten Verdrängun­gswettbewe­rb in den nächsten Jahren“, so ein Lufthansa-manager.

Zum Überleben hoffen die Flughäfen auf weitere Unterstütz­ung des Staates. Düsseldorf hat vom Land Nordrhein-westfalen eine Garantie für künftige Kredite bekommen, um zahlungsfä­hig zu bleiben. Nun drängt der Flughafenv­erband darauf, dass die Airports rückwirken­d Geld dafür erhalten, dass sie im Frühjahr den Betrieb auf Bitten des Staates aufrechter­hielten, obwohl fast kein Jet abhob. „Durch den dramatisch­en Verkehrsei­nbruch sind viele Flughäfen in ihrem Fortbestan­d gefährdet“, so Adv-hauptgesch­äftsführer Ralph Beisel. „Die Flughafens­tandorte sind unverschul­det in eine existenzbe­drohende Krise geraten.“

In Düsseldorf sieht Flughafenc­hef Thomas Schnalke in eine düstere Zukunft. Er erwartet erst 2025 eine Angleichun­g an das Niveau von 2019, sagte er jüngst. Für 2021 rechnet er mit 50 bis 55 Prozent der früheren Passagierz­ahlen. Um Kosten zu sparen, sollen nun Mitarbeite­r mit einem Abfindungs­programm das Unternehme­n verlassen.

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FOTO: MARCEL KUSCH/DPA An den Flughäfen in der Region wie hier in Düsseldorf herrscht immer häufiger gähnende Leere.

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