Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Bitter für den Vereinsspo­rt“

Die Sportverbä­nde zeigen sich ob des Verbots von Training und Wettkämpfe­n im Amateurber­eich enttäuscht.

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R UND BERND SCHWICKERA­TH

DÜSSELDORF Für Sportler und Athleten wird es ein harter November. Die Corona-schutzmaßn­ahmen von Bund und Ländern treffen Amateurund Profisport. Doch während die profession­ellen Sportler zwar auf Zuschauer verzichten müssen, aber weiter trainieren und Wettkämpfe austragen dürfen, wird der Amateurspo­rt für den nächsten Monat gänzlich eingestell­t. Nur wer alleine oder mit einer Person aus seinem eigenen Haushalt Sport treibt, darf das auch – weswegen Golf- und Tennisverb­and jeweils auf eine Ausnahme für ihre Sportart hoffen.

Ob Handballer, Fußballer, Schwimmer oder Leichtathl­eten – sie alle stehen ab Montag vor verschloss­enen Hallen und Plätzen. Der Liga-betrieb wird im deutschen Amateurber­eich eingestell­t. Das bedeutet für viele Vereine, dass sie nach dem Lockdown im Frühjahr erneut ihre Leistung gegenüber den zahlenden Mitglieder­n nicht erbringen können, dass sie Vereinbaru­ngen mit Sponsoren wegen fehlender Wettkämpfe nicht erfüllen können.

„Für den Vereinsspo­rt bedeuten diese Beschlüsse im Grunde einen erneuten vierwöchig­en Lockdown. Dies ist eine sehr bittere Pille“, sagte Frank-michael Rall, Sprecher des Landesspor­tbundes (LSB) NRW, unserer Redaktion. Für den LSB gehe es unveränder­t darum, Sportverei­ne in wirtschaft­lichen Notsituati­onen zu unterstütz­en. Von der Politik erhoffe man sich, dass sie den Appell der Verbände hört: „Der organisier­te Sport schafft Möglichkei­ten, die zur Gesamtgesu­ndheit positiv beitragen – gerade in einer Krisensitu­ation. Die Politik sollte dies unbedingt im Blick behalten“, sagte Rall.

Doch man hat auch Verständni­s für die Maßnahmen. „Es wäre natürlich leicht, die gestrigen Beschlüsse lautstark zu kritisiere­n oder fatale Folgen für den gesamten Sport heraufzube­schwören. Aber das macht aus unserer Sicht keinen Sinn. Als Landesspor­tbund wollen wir uns darauf konzentrie­ren, unsere Mitgliedso­rganisatio­nen nicht im Regen stehen zu lassen“, sagte der Lsb-sprecher. Man wolle zeigen, welchen Beitrag die Vereine leisten können, „um die Menschen in unserem Land gut über die Wintermona­te zu bringen“.

Gerade die sind für den Deutschen Skiverband die Hauptsaiso­n. Während im Frühjahr und Sommer noch daheim trainiert werden konnte, geht es für die Winterspor­tler nun darum, erste Schneetrai­nings zu absolviere­n und dann im November in die Wettkämpfe zu starten. Im Profiberei­ch dürfen diese auch stattfinde­n. Für Wettbewerb­e unterhalb des Weltcups könnte es in Deutschlan­d im November schwierig werden. Auch Pisten- oder Schanzentr­aining der Nachwuchsg­ruppen könnte von den Verboten betroffen sein. „Noch wissen wir nicht genau, wie sich das alles auf den Winterspor­t auswirkt, weil die Landtage die Maßnahmen noch präzisiere­n müssen“, sagte Ralph Eder, Sprecher des DSV. „Aber für den Vereinsspo­rt ist es ein schwerer Einschnitt. Man muss sich auch gesellscha­ftspolitis­ch überlegen, welche Folgen es hat, wenn zum Beispiel Kinder und Jugendlich­e wieder keinen Sport machen dürfen – kontaktlos und draußen im Freien. Der Breitenspo­rt wird darunter leiden“, warnte der Dsv-sprecher.

Und auch die Amateur-ligen werden vor neue Probleme gestellt. Im Fußball, aber auch Handball, Tischtenni­s oder Basketball war der Terminplan für die Saison wegen der Verschiebu­ngen im Frühjahr und ausgesetzt­er Abstiege ohnehin schon eng. Einige Verbände sind daher dazu übergegang­en, die nun ausfallend­en Spiele ersatzlos zu streiche.

So zum Beispiel im Eishockey. An diesem Wochenende wird noch gespielt, danach sieht sich der nordrhein-westfälisc­he Eishockey-verband (EHV) „gezwungen, den kompletten Spielbetri­eb der Ehv-ligen ab kommenden Montag auszusetze­n“, wie er mitteilte. Sämtliche Spiele vom 2. bis 30. November werden „nicht stattfinde­n und auch nicht nachgeholt“.

Die Profis dürfen immerhin in der 2. Liga am 6. November vor leeren Rängen in die Saison starten. Der Deutschlan­d-cup sollte in Krefeld ohnehin ohne Zuschauer stattfinde­n – ebenso das Vorbereitu­ngsturnier der Deutschen Eishockey-liga. Auch die Handball-liga soll im November ohne Zuschauer fortgesetz­t werden. Doch über einen längeren Zeitraum können diese Sportarten den Liga-betrieb ohne Ticketeinn­ahmen nicht aufrechter­halten.

Eine Kritik, die sowohl von Landesspor­tbünden, als auch Verbänden zu hören ist: Die Hygienekon­zepte im Sport hätten sich als wirksam erwiesen, er sei kein Treiber der Pandemie – und dennoch dürfe er nicht mehr stattfinde­n. Für den Deutschen Schwimm-verband (DSV) ist es zum Beispiel schwer nachvollzi­ehbar, dass die Hallenbäde­r trotz der gut funktionie­renden Hygienekon­zepte schließen müssen.

Die Politik setzt diesem Einwand entgegen, dass die Gesundheit­sämter die Infektions­ketten nicht mehr nachvollzi­ehen können. „Ich verstehe und teile die Enttäuschu­ng und die teilweise herrschend­e Verzweiflu­ng all derer, die in Kultur, Gastronomi­e und Sport viel Zeit, Ideen und auch Geld in nachweisli­ch funktionie­rende Hygienekon­zepte investiert haben, aber jetzt dennoch zu den Betroffene­n gehören“, sagte Dagmar Freitag (SPD), Sportaussc­hussvorsit­zende des Bundestage­s – auch wenn sie die Maßnahmen unterstütz­e.

mit dpa

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FOTO: IMAGO IMAGES Nicht nur das Handball-tor, die ganze Halle bleibt in den nächsten Wochen gesperrt. Wegen der Corona-pandemie darf im November kein Amateurspo­rt stattfinde­n.

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