Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Corona-opfer: Das Bohai meldet Insolvenz an
Bislang wurde vor Insolvenzen in der Gastronomie infolge der Corona-pandemie nur gewarnt, jetzt treten sie ein. Als erstes Unternehmen hat die Hafenspelunke Gmbh, Träger der „Bohai“Hafenbrasserie an der Hansastraße, wegen Zahlungsunfähigkeit den Gang zum Insolvenzgericht angetreten.
Der Betrieb laufe zumindest bis zum Jahresende weiter, betont Rechtsanwalt Dirk Hammes, der vom Amtsgericht Düsseldorf als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt wurde. Er werde alles versuchen, kündigt er an, eine Lösung für das nächste Jahr zu finden. Aber er fügt hinzu: Angesicht des ab Montag geltenden neuerlichen Lockdowns für die Gaststätten sei das doppelt und dreifach schwierig. Hammes: „Für die Abwendung der Insolvenz ist das der denkbar schlechteste Zeitpunkt.“
Der erste Lockdown im Frühjahr hatte keine Spuren in der städtischen Gastronomieszene zurückgelassen. Einer Schließung stand nach Angaben der Stadt eine Neueröffnung gegenüber. Hilfsprogramme, Unterstützung durch die Stadt und eigene Anstrengungen der Wirte, die mit Initiativen wie der Gründung des Vereins „Neuss vereint“zur Rettung der Gastronomie und dem Start einer Crowdfunding-aktion reagierten, halfen bei allen Umsatzeinbrüchen, Schlimmstes zu verhindern. Auch aktuell läuft ein Programm zur Unterstützung von Investitionen der Gastronomie, um die Lokale „winterfest“zu machen.
Zu spät für das Bohai? Die 2016 eröffnete Hafenbrasserie habe sich als gehobenes Speiserestaurant und Event-location einen Namen gemacht, sagt Hammes. Doch das Eventgeschäft sei nahezu vollständig zusammengebrochen, die Geschäftsessen, zu denen Unternehmen aus dem Hafenumfeld ihre Geschäftspartner gerne ins Bohai einluden, drastisch zurückgegangen. Hinzu kam eine allgemeine Zurückhaltung der Gäste. Unter dem Strich reichte es nicht mehr.
Das Bohai, in dem Uwe Müller als geschäftsführender Gesellschafter mit sieben Angestellten und zwei Auszubildenden arbeitet, will nun zunächst den Außer-haus-service aufnehmen, der schon im ersten Lockdown angeboten wurde. Hammes überlegt aber auch, Rechtsmittel gegen die Coronaschutzverordnung einzulegen. Die Schließung der Lokale sei unverhältnismäßig und ungeeignet. „Ich bin nicht bereit, dieses Spiel mitzuspielen“, sagt er. -nau