Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auf der Suche nach der Rolle von E-sports

Der Sportbund Rhein-kreis Neuss bat sechs Experten zu einer Diskussion über das Streitthem­a.

- VON SOPHIE SEGBERS

RHEIN-KREIS Geschlosse­ne Sportstätt­en sind wegen Corona auch außerhalb der Ferien keine Seltenheit mehr, ab Montag wieder für einen Monat. Viele Kinder und Jugendlich­e wenden sich dennoch einem Thema zu, das mit Sport zu tun hat, aber vom Sofa aus gespielt werden kann. Die Rede ist von E-sports – also Computersp­iele als Wettkampf. Genau diesem Thema hat sich nun der Sportbund Rheinkreis Neuss in seiner zweiten Ausgabe von „Sport im Dialog“gewidmet. Mit sechs Experten diskutiert­e Gastgeber Hermann-josef Baaken nun verschiede­ne Aspekte des umstritten­en Hobbys.

Zu Beginn galt es, eine grundlegen­de Frage zu erläutern: Was ist überhaupt E-sports? Schnell stellte sich heraus: Eine konkrete Definition gibt es nicht. Es wird leidenscha­ftlich über die Frage diskutiert, welche Spiele zum E-sports gezählt werden dürfen. Die einen sagen, dass man nur Sport-spiele hinzuzähle­n darf, andere sind davon überzeugt, dass es auf den Inhalt der Spiele nicht ankommt, sondern das der Wettkampfc­harakter im Vordergrun­d steht.

„Für mich ist E-sports definitiv ein Sport“, sagt Nikolas Ehm, Lehrer am Gymnasium Norf. Schon seit vier Jahren ist eine Arbeitsgem­einschaft an der Schule etabliert. Inzwischen konnte in der Disziplin „League of Legends“sogar die Deutsche Schülermei­sterschaft geholt werden. Seine Schüler, so Ehm, hätten dies nicht geschafft, wenn sie sich nicht detaillier­t mit den Taktiken der gegnerisch­en Mannschaft auseinande­rgesetzt hätten. Dies stellt Ehms Meinung nach eine Parallele zu etablierte­n Sportarten dar. Die Gegenposit­ion nahm Jens Wortmann ein. Der Vorsitzend­e der Sportjugen­d NRW zeigte klare Kante: „E-sports ist kein Sport“. Jedoch fügte er hinzu, dass es dennoch ein Thema sei, mit dem es sich zu befassen gelte. Daher startet nun ein Pilotproje­kt, das zwölf Sportverei­ne beim Aufbau einer E-sport-abteilung unterstütz­t. Der TSV Norf konnte sich bei einem Bewerbungs­verfahren gegen 60 Mitbewerbe­r durchsetze­n und sich nun auf finanziell­e Unterstütz­ung

wie auch Hilfe bei der Qualifikat­ion von Trainern freuen. Andere Vereine, wie beispielsw­eise der TUS Hackenbroi­ch, bieten schon jetzt E-sports-teams an.

E-sports in Sportverei­nen zu etablieren sei von großer Relevanz, wie Umut Ali Öksüz, Trägervors­tand der Interkultu­relle Projekthel­den und des Jugendzent­rums „Das Inkult“, sowie Venka Koglin, Vorsitzend­e der Sportjugen­d, erklärten. Den Schülern müsse dennoch ein gewisser Rahmen gegeben werden, in denen die negativen Aspekte einiger Computersp­iele aufgezeigt werden: Kommerzial­isierung, Suchtpoten­tial und Gewaltdars­tellung. Einige Spiele sind beispielsw­eise darauf ausgelegt, den Spieler für sehr lange Spielzeite­n zu belohnen und erhöhen so das Suchtpoten­zial. Andere Spiele können nur erfolgreic­h gespielt werden, wenn man hohe Summen investiert.

„Ich hätte mir eine kontrovers­ere Debatte gewünscht, fand die Diskussion im Großen und Ganzen aber sehr gelungen“, resümierte Jens Wortmann im Nachgang die Veranstalt­ung. Baaken kündigte eine weitere Debatte an, in der auch Kinder und Jugendlich­e, die selbst E-sports betreiben, zu Wort kommen sollen.

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ARCHIVFOTO: NORBERT PRÜMEN Ein Bild von den Niederrhei­nischen E-sports-meistersch­aften in Moers aus dem vergangene­n Jahr.

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