Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Mit Comics die Wirtschaft verstehen
Kompliziertes einfach erklärt – das ist das Ziel von Verena Pleitgen. Die Neusserin veröffentlicht Comics über wirtschaftliche Themen. Damit möchte sie die Finanzwelt leicht verständlich darstellen.
NEUSS Was ist der Unterschied zwischen einer Anleihe und einer Aktie? Dieser Frage geht der neue Comic von Verena Pleitgen nach. In ihrer „Kapiert“-reihe lässt die Neusserin ihre Figuren auf eine Frage aus dem Bereich der Wirtschaft stoßen. Gegenseitig erklären sich die fünf Freunde dann, wie die Finanzwelt funktioniert. Dabei nennt Pleitgen stets viele Beispiele, erklärt zum Beispiel anhand von Apfelbäumen, was eine Anleihe ist, und anhand von Bienenstöcken, wie man eine Aktie bewerten kann.
Pleitgen studierte Volkswirtschaft in Freiburg, in London machte die gebürtige Neusserin einen Master in Wirtschaftsgeschichte. 2005 promovierte sie in Köln. Sie arbeitete in der Finanzabteilung des Unternehmens Haniel in Duisburg und bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO in Berlin und Düsseldorf. Dort beriet sie Unternehmen, beispielsweise bei Fusionen und Krisen. „Da habe ich bereits die Erfahrung gemacht, dass es hilft, Dinge einfach darzustellen und auf den Punkt zu bringen“, sagt Pleitgen.
Eine Erfahrung, die sie anschließend weiter ausgebaut hat, als sie eine Lehr-tätigkeit aufnahm. „Ich habe an einer kleinen, privaten Hochschule in Neuss Kurse gegeben, vor allem zum Thema Rechnungswesen. Das war sehr trocken.“Die Studierenden hätten Probleme gehabt, die Thematik zu verstehen, sagt Pleitgen. „Da habe ich angefangen, mir Geschichten auszudenken, rund um das Pizza-türmchen in Neuss.“Die theoretischen Konzepte habe sie auf das Pizza-türmchen übertragen und so anschaulich gemacht. „Damit haben sich die Studierende Begriffe merken können. Und die wussten meine skurrilen Geschichten auch noch Monate später.“
Daraus entstand die Idee, Geschichten zu entwickeln, mit denen sie nicht nur ihren Studierenden Finanzthemen erklären kann. 2014 machte sich Pleitgen selbstständig, gründete den Ovw-verlag – das steht für „Ohne viele Worte“und ist das Leitmotto des Verlags. Das Pizza-türmchen aus Neuss wurde zum Ovw-kiosk, an dem die fünf Freunde sich in den Comics regelmäßig treffen und über Wirtschaftsthemen sprechen.
Möglich wurde diese Form des Geschichtenerzählens, als Pleitgen den Comiczeichner Peter Schaaff kennenlernte. „Durch Zufall bin ich darauf gestoßen, dass er schon in anderen Kontexten trockene Themen behandelt hat“, sagt sie. Also überlegten die beiden, wie Comics über Wirtschaftsthemen funktionieren könnten. Inzwischen hat sich eine Routine in der Zusammenarbeit eingestellt. „Es fängt damit an, dass ich eine Idee für eine Geschichte entwickele“, sagt Pleitgen. Das Thema gebe dann bereits grob vor, was in Bildern zu sehen sein soll. „Dann stelle ich das Peter Schaaff vor. Er ist dann sozusagen der erste Filter. Denn er ist überhaupt nicht vom Fach.“Wenn der Zeichner also zu viele Fragen stellen muss, weiß Pleitgen, dass sie nacharbeiten muss. Sonst verstehen auch die Leser die Geschichte und die dargestellte Problematik nicht. Die aktuellste Geschichte sei durch einen solchen Austausch entstanden. Ursprünglich wollte Pleitgen etwas zu Anleihen schreiben. Dann wurde jedoch klar, dass zunächst einmal der Unterschied zwischen Anleihen und Aktien erklärt werden müsste. Daraus wurde ein eigener Comic.
Im weiteren Arbeitsprozess legt Pleitgen viel Wert auf Testleser. Manche davon sind selbst Wirtschaftsexperten. „Ganz wichtig ist mir aber eigentlich Kritik von Leuten, die nicht vom Fach sind, damit ich weiß, dass es funktioniert. Wichtig