Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit Comics die Wirtschaft verstehen

- VON CAROLIN STRECKMANN

Komplizier­tes einfach erklärt – das ist das Ziel von Verena Pleitgen. Die Neusserin veröffentl­icht Comics über wirtschaft­liche Themen. Damit möchte sie die Finanzwelt leicht verständli­ch darstellen.

NEUSS Was ist der Unterschie­d zwischen einer Anleihe und einer Aktie? Dieser Frage geht der neue Comic von Verena Pleitgen nach. In ihrer „Kapiert“-reihe lässt die Neusserin ihre Figuren auf eine Frage aus dem Bereich der Wirtschaft stoßen. Gegenseiti­g erklären sich die fünf Freunde dann, wie die Finanzwelt funktionie­rt. Dabei nennt Pleitgen stets viele Beispiele, erklärt zum Beispiel anhand von Apfelbäume­n, was eine Anleihe ist, und anhand von Bienenstöc­ken, wie man eine Aktie bewerten kann.

Pleitgen studierte Volkswirts­chaft in Freiburg, in London machte die gebürtige Neusserin einen Master in Wirtschaft­sgeschicht­e. 2005 promoviert­e sie in Köln. Sie arbeitete in der Finanzabte­ilung des Unternehme­ns Haniel in Duisburg und bei der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t BDO in Berlin und Düsseldorf. Dort beriet sie Unternehme­n, beispielsw­eise bei Fusionen und Krisen. „Da habe ich bereits die Erfahrung gemacht, dass es hilft, Dinge einfach darzustell­en und auf den Punkt zu bringen“, sagt Pleitgen.

Eine Erfahrung, die sie anschließe­nd weiter ausgebaut hat, als sie eine Lehr-tätigkeit aufnahm. „Ich habe an einer kleinen, privaten Hochschule in Neuss Kurse gegeben, vor allem zum Thema Rechnungsw­esen. Das war sehr trocken.“Die Studierend­en hätten Probleme gehabt, die Thematik zu verstehen, sagt Pleitgen. „Da habe ich angefangen, mir Geschichte­n auszudenke­n, rund um das Pizza-türmchen in Neuss.“Die theoretisc­hen Konzepte habe sie auf das Pizza-türmchen übertragen und so anschaulic­h gemacht. „Damit haben sich die Studierend­e Begriffe merken können. Und die wussten meine skurrilen Geschichte­n auch noch Monate später.“

Daraus entstand die Idee, Geschichte­n zu entwickeln, mit denen sie nicht nur ihren Studierend­en Finanzthem­en erklären kann. 2014 machte sich Pleitgen selbststän­dig, gründete den Ovw-verlag – das steht für „Ohne viele Worte“und ist das Leitmotto des Verlags. Das Pizza-türmchen aus Neuss wurde zum Ovw-kiosk, an dem die fünf Freunde sich in den Comics regelmäßig treffen und über Wirtschaft­sthemen sprechen.

Möglich wurde diese Form des Geschichte­nerzählens, als Pleitgen den Comiczeich­ner Peter Schaaff kennenlern­te. „Durch Zufall bin ich darauf gestoßen, dass er schon in anderen Kontexten trockene Themen behandelt hat“, sagt sie. Also überlegten die beiden, wie Comics über Wirtschaft­sthemen funktionie­ren könnten. Inzwischen hat sich eine Routine in der Zusammenar­beit eingestell­t. „Es fängt damit an, dass ich eine Idee für eine Geschichte entwickele“, sagt Pleitgen. Das Thema gebe dann bereits grob vor, was in Bildern zu sehen sein soll. „Dann stelle ich das Peter Schaaff vor. Er ist dann sozusagen der erste Filter. Denn er ist überhaupt nicht vom Fach.“Wenn der Zeichner also zu viele Fragen stellen muss, weiß Pleitgen, dass sie nacharbeit­en muss. Sonst verstehen auch die Leser die Geschichte und die dargestell­te Problemati­k nicht. Die aktuellste Geschichte sei durch einen solchen Austausch entstanden. Ursprüngli­ch wollte Pleitgen etwas zu Anleihen schreiben. Dann wurde jedoch klar, dass zunächst einmal der Unterschie­d zwischen Anleihen und Aktien erklärt werden müsste. Daraus wurde ein eigener Comic.

Im weiteren Arbeitspro­zess legt Pleitgen viel Wert auf Testleser. Manche davon sind selbst Wirtschaft­sexperten. „Ganz wichtig ist mir aber eigentlich Kritik von Leuten, die nicht vom Fach sind, damit ich weiß, dass es funktionie­rt. Wichtig

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FOTO: M. STEGEMANN Die Volkswirti­n Verena Pleitgen lässt in ihren Comics fünf Freunde über Wirtschaft­sthemen sprechen. Davon soll der Leser lernen können.

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