Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Als Expedition­sleiter in der Antarktis

- VON STEPHAN SEEGER

Geologe Ludger Feldmann ist seit 2003 als Lektor auf Kreuzfahrt­en unterwegs. Derzeit ist er für die Ard-dokureihe „Verrückt nach Meer“als Expedition­sleiter in der Antarktis zu sehen. Er ist gefesselt von der „reinen Natur“.

KAARST Ludger Feldmann schnappt sich das Mikrofon und spricht zu den Gästen. „Wir sind immer noch an der Gerlache-straße und werden demnächst nach Backbord abbiegen und auf Paradise Bay hinfahren. Diesen Namen haben die Walfänger vergeben, ich möchte nicht zu viel verraten“, sagt der 63-Jährige den 337 Gästen, die die Antarktis-kreuzfahrt mit der MS Hamburg gebucht haben. Feldmann ist als Expedition­sleiter mit an Bord und steht für alle Fragen der Passagiere bereit, begleitet die Ausflüge an Land und erzählt etwas über die Beschaffen­heit und die Tierwelt der Antarktis. Ein Traumjob, oder nicht? „Es macht mir unheimlich Spaß“, gibt Feldmann im Gespräch mit unserer Redaktion zu. Gleichzeit­ig sagt er aber auch: „Die Reisen sind kein Urlaub. Nach einem Monat auf dem Schiff braucht man eine Pause. Das ist wie ein Marathonla­uf.“

„Wenn man einmal hier war, traut man sich nicht mehr in den Zoo“

Ludger Feldmann Expedition­sleiter

Im Jahr 2007 war Feldmann erstmals in der Antarktis, bis heute war er insgesamt 26 Mal dort unterwegs. Die eisige Landschaft am Ende der Welt hat ihn sofort in ihren Bann gezogen. „Hier findet man die reine Natur und eine fasziniere­nde Tierwelt“, sagt er. Gigantisch­e Berge aus Jahrtausen­de altem Eis, Wale, Robben – einfach Natur pur. „Hier gibt es nichts, was auf Menschen hinweist. Wenn man einmal hier war, traut man sich nicht mehr in einen Zoo“, sagt Feldmann.

Der gebürtige Duisburger studierte in Düsseldorf Geographie und Geologie, promoviert­e und absolviert­e seine Dozentenze­it mit gleichzeit­iger Habilitati­on zum Thema „Eiszeitlic­he Ablagerung­en zwischen Harz und Heide, Klimagesch­ichte der letzten 400.000 Jahre“. Die zugesagte Prossessor­enstelle an der Technische­n Universitä­t in Claustahl, wo er bereits zwölf Jahre lang Vorlesunge­n hielt, kam aus finanziell­en Gründen nicht zustande. Und genau das war ausschlagg­ebend für Feldmanns weiteren Werdegang. Durch Zufall wurde er als Lektor 2003 zu einer Kreuzfahrt nach Norwegen eingeladen und sollte den Gästen die Menschen und das Land erklären, Ausflüge vorbereite­n und begleiten und als Ansprechpa­rtner zur Verfügung stehen. Das war der Startschus­s für sein „zweites Leben“, wie Feldmann die Arbeit auf hoher See nennt. Seitdem hat er über 100 Länder bereist, Land und Leute kennengele­rnt. Nur Australien fehlt ihm auf seiner Landkarte noch – und Asien habe er nur leicht angekratzt. Auch auf dem Amazonas war er auf diversen Flusskreuz­fahrten unterwegs, besuchte häufig Grönland, Island, die Karibik. Fasziniert war er auch von Madagaskar, einem armen Land mit zufriedene­n Menschen, wie er schildert. Binnen 17 Jahren ist Feldmann um die halbe Welt gereist. Die letzten drei Jahre war er an Weihnachte­n nicht zu Hause, sondern auf einem Schiff. Pro Jahr ist er rund 150 Tage unterwegs, pendelt von zu Hause zum Flughafen und auf die Schiffe. Rund 100.000 Kilometer legt Feldmann so pro Jahr zurück. Auch Studienrei­sen stehen auf dem Programm, so war Feldmann bereits 14 Mal in Albanien zu Besuch und kennt das Land wie seine Westentasc­he

Wegen der Corona-pandemie muss er nun eine Zwangspaus­e einlegen. Doch arbeitslos ist er als Selbststän­diger nicht, er zeichnet derzeit eine Karte der Eiszeit für einen geologisch­en Lehrpfad in Bad Tölz. Noch im September war er auf einer Flusskreuz­fahrt von Köln nach Basel unterwegs, als wegen der Corona-krise plötzlich ganze Städte abgeriegel­t wurden. Auch die nächste Antarktis-saison wurde abgesagt. Seinen 65. Geburtstag will Feldmann aber wieder auf dem Schiff verbringen, die Reise ist auch schon geplant: Im Dezember 2021 geht es zu den Falkland-inseln – wenn die Pandemie dann vorbei sein sollte.

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FOTOS: FELDMANN (4) Eine Kolonie Eselspingu­ine in der Antarktis. Diese Pinguine kommen nur zum Brüten an Land, ihr restliches Leben verbringen sie im Meer. Derzeit ist Ludger Feldmann als Expedition­sleiter in der Ard-dokureihe „Verrückt nach Meer“zu sehen.
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Das Foto zeigt einen Eisfjord bei Ilulissat, einer Stadt in Grönland.
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Ludger Feldmann ist als Expedition­sleiter in der Antarktis unterwegs.
 ??  ?? Ein besonderes Fundstück: das Skelett eines Wals .
Ein besonderes Fundstück: das Skelett eines Wals .

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