Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Flughäfen in NRW setzen auf Staatshilf­e

Die Passagierz­ahlen in Düsseldorf, Köln und Weeze brechen ein. Jetzt soll der Bund wenigstens die Frühjahrsv­erluste auffangen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Die deutschen Flughäfen – inklusive der Airports des Rheinlands: Düsseldorf, Köln-bonn und Weeze – drängen den Bund, ihnen am Freitag bei einem Luftfahrtg­ipfel großzügige Staatshilf­en zu garantiere­n, damit sie ihre Geschäfte trotz Corona-krise fortführen können. „Es ist wichtig und richtig, wenn die Flughäfen, die infolge der Corona-pandemie immense wirtschaft­liche Schäden erleiden, für die Aufrechter­haltung der Daseinsvor­sorge finanziell­e Unterstütz­ung erhalten“, sagte Johan Vanneste, Chef des Airports Köln-bonn unserer Redaktion. Unterstütz­ung sei „angemessen“, so Thomas Schnalke, Leiter des Airports Düsseldorf. Er hält es für richtig, dass der Bund den Flughäfen die Kosten erstattet, die ihnen entstanden sind, weil sie den Betrieb im Lockdown aufrechter­halten hatten, obwohl fast niemand flog. Und auch Sebastian Papst, neuer Leiter des Flughafens Weeze, dringt auf eine Unterstütz­ung: „Wir erfüllen eine wichtige Aufgabe für die Gesellscha­ft. Also ist es fair, wenn wir für die Folgen der Corona-krise teilweise auch entschädig­t werden.“

Es geht um nichts Geringeres, als die Folgen der schwersten Krise der zivilen Luftfahrt seit Ende des Zweiten Weltkriege­s abzufedern. Um bis zu 98 Prozent brach zeitweise die Passagierz­ahl ein, weil immer neue Beschränku­ngen das Fliegen fast unmöglich machten. Die Herbstferi­en brachten nur minimale Erholung. Jetzt wird für den Winter nur mit 20 Prozent des Verkehrsau­fkommens des Vorjahres gerechnet. Sowohl

Marktführe­r Düsseldorf als auch Köln-bonn schließen für den Winter nun eines der Terminals. „Die Lage ist verheerend, es geht ums Überleben“, sagt Ralph Beisel, Hauptgesch­äftführer des Flughafenv­erbandes ADV.

Es müsse ein Rettungspa­ket von insgesamt einer Milliarde Euro geschnürt werden, schätzt Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU). Er drängt Bundesfina­nzminister

Olaf Scholz (SPD), das Geld freizugebe­n. Und weil ein Viertel der bundesweit 180.000 Jobs an den Airports als gefährdet gilt, dürfte Scholz wohl mitmachen. „Wenn die Lichter an den Flughäfen ausgehen, wäre das ein Debakel“, sagt Thomas Jarzombek, Regierungs­koordinato­r für die Luftfahrt und Cdu-bundestags­abgeordnet­er aus Düsseldorf. „Wir müssen da helfen.“

Als Erstes fordern die Flughäfen, dass ihnen der Bund die 740 Millionen Euro erstattet, die sie im Frühjahr für den Erhalt des Flugbetrie­bes ausgaben, obwohl der sich finanziell nicht gelohnt habe. „Wir haben den Betrieb auf Bitte des Staates hin offfengeha­lten, also wäre eine Erstattung nur fair“, sagt Beisel. Düsseldorf als größter Airport des Landes bekäme dann 50 Millionen Euro, Köln-bonn 30 Millionen Euro.

Doch neben der Erstattung früherer Verluste aus dem Lockdown brauchen die Nrw-flughäfen wohl auch noch Unterstütz­ung für den laufenden Betrieb. In Düsseldorf kommen pro Monat zwischen 20 und 30 Millionen Euro an neuen Verlusten hinzu. Um durchzuhal­ten, sollen ein vom Land garantiert­er Kredit in Höhe von 250 Millionen Euro sowie 100 Millionen Euro von den Anteilseig­nern helfen. Die Hälfte des Flughafens gehört der Stadt

Düsseldorf, die andere privaten Investoren. In Köln-bonn ist die Lage nicht viel besser, jetzt soll eine Kapitalerh­öhung helfen.

Damit es Zuschüsse geben kann, dringt die Luftfahrtb­ranche darauf, dass der Bund in Brüssel großzügige­re Regeln für Flughafen-beihilfen durchsetzt. Damit die EU zustimmt, schlägt Jarzombek vor, dass der Staat das Geld nicht einfach verschenkt, sondern einen Teil als rückzahlba­re Hilfen gibt, die gegebenenf­alls in Eigentumsa­nteile verwandelt werden. „Wir wollen die Infrastruk­tur erhalten. Aber wenn die Allgemeinh­eit hilft, sollte sie am Ende auch das Geld mit Zinsen zurückerha­lten“, meint er. Er hält eine Mischung aus Zuschüssen und Wandelanle­ihen für denkbar. Bei den Anleihen würde der Staat Anteilseig­ner, falls das Geld nicht zurückgeza­hlt wird. Jarzombek: „Das orientiert sich an der Hilfe für Lufthansa, die es auch nicht umsonst gibt.“

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FOTO: JOCHEN TACK/IMAGO IMAGES Der Flughafen Düsseldorf sucht wie viele andere Airports im Land einen Ausweg aus der Corona-krise. Eine Lösung könnten umfangreic­he Staatshilf­en sein, auf die Branchenve­rtreter und Flughafenb­etreiber drängen.

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