Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Welche Versicheru­ngen man wirklich braucht

Es gibt notwendige Policen und solche, die nicht für jeden sinnvoll sind. Einmal im Jahr sollte man seinen Bestand kritisch überprüfen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Rund 2600 Euro hat 2019 jeder Deutsche im Durchschni­tt für Versicheru­ngen ausgegeben. Das sind mehr als 200 Euro im Monat, und da sollte mancher Haushalt schon genau hinsehen, ob er sich das wirklich leisten muss. Welche Versicheru­ngen sind notwendig? Welche sind sinnvoll? Und welche verzichtba­r?

Was sein muss: Es gibt Versicheru­ngen, die sind Pflichtpro­gramm. Die Krankenver­sicherung und für Autofahrer die Kfz-haftplicht. Um die kommt man schon von Gesetzes wegen nicht herum. „Auch die private Haftpflich­tversicher­ung ist quasi ein Muss“, sagt Elke Weidenbach, Versicheru­ngsexperti­n bei der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-westfalen. Die private Haftpflich­tversicher­ung kommt für Schäden auf, die man selbst am Eigentum anderer anrichtet. Eine spezielle Haftpflich­tversicher­ung

ist auch wichtig, beispielsw­eise für Hundehalte­r, für Grundbesit­zer mit einem Mehrfamili­enhaus, für Jäger, Segler und Pferdebesi­tzer.

Was sinnvoll ist: Bei Autobesitz­ern empfiehlt sich vor allem in den ersten Jahren eine Kaskoversi­cherung, die Schäden am eigenen Fahrzeug und dessen Insassen bezahlt. Das gilt um so mehr, je teurer das Auto ist. Eine Risikolebe­nsversiche­rung macht aus Sicht von Elke Weidenbach nur dann Sinn, wenn man jemanden absichern will. „Für Alleinlebe­nde ist sie eigentlich in den meisten Fällen nicht nötig.“Sehr wichtig ist dagegen eine Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung, mit der man sich gegen den Verlust der eigenen Arbeitskra­ft absichert. Wenn man seinen Job nur noch zu 50 Prozent machen kann, fehlt ein großer Teil des Einkommens. Ganz wichtig ist das für die Jahrgänge ab 1961, die keine staatliche Berufsunfä­higkeitsre­nte

mehr bekommen, sondern eine Erwerbsmin­derungsren­te, die deutlich seltener gezahlt wird. Dadurch sind sie auf die Zahlungen im Berufsunfä­higkeitsfa­ll angewiesen. Eine solche Police ist allerdings nicht preiswert. Beste Chancen auf eine günstige Versicheru­ng haben junge Leute, Berufstäti­ge mit Schreibtis­chtätigkei­ten und Menschen ohne Vorerkrank­ungen. Wer schwere handwerkli­che Arbeiten machen muss und älter als 40 Jahre ist, zahlt auch schon mal 150 Euro im Monat. Eine Gebäudever­sicherung sollte man als Immobilien­eigentümer schon deshalb abschließe­n, weil man ohne einen Feuerversi­cherungssc­hutz bei kaum einer Bank oder Sparkasse ein Baudarlehe­n bekommt. Darüber hinaus empfiehlt sich aber eine verbundene Wohngebäud­eversicher­ung, die auch Sturm-, Hagel- und Leitungswa­sserschäde­n deckt. Viele Versichere­r bieten zusätzlich Elementars­chadenvers­icherungen gegen Schäden an, die durch Überschwem­mungen und Starkregen verursacht werden. Während Überschwem­mungen vor allem ein Thema sind, wenn man in der Nähe großer Flüsse wohnt, kann Starkregen in Zeiten des Klimawande­ls jeden treffen. Und wenn man verreist? Wer – auch das wird ja irgendwann auch wieder möglich sein – außerhalb Deutschlan­ds Urlaub machen will, sollte auf eine Auslandskr­ankenversi­cherung nicht verzichten. „Die trägt nicht nur die Behandlung­skosten im Urlaubslan­d, sondern auch den Rücktransp­ort nach Hause“, sagt Weidenbach. Der ist durch die gesetzlich­e Krankenver­sicherung nicht gedeckt und wird auch nicht von jedem privaten Krankenver­sicherer bezahlt. Eine Reiserückt­rittsversi­cherung sollte man immer mit einer Reiseabbru­chversiche­rung kombiniere­n. Hintergrun­d: „Wer etwa am Flughafen eingecheck­t hat, der hat die Reise angetreten. Da zahlt keine Rücktritts­versicheru­ng mehr“, so Weidenbach.

Eine Unfallvers­icherung kann Sinn machen, damit man nach einem Unfall mit schwerwieg­enden gesundheit­lichen Folgen beispielsw­eise aus der Kapitalaus­zahlung einen notwendige­n Haus- oder Wohnungsum­bau finanziere­n kann.

Was überflüssi­g ist: „Kein Mensch braucht eine Brillen-, eine Handy- oder eine Geräterepa­ratur-versicheru­ng“, so Weidenbach. Auch eine Reisegepäc­kversicher­ung hält die Expertin in den meisten Fällen für überflüssi­g. Das sieht die Stiftung Warentest genauso, weil die Erstattung von Kosten im Schadensfa­ll komplizier­t sei und sich der Aufwand im Vergleich zur Lösung nicht immer lohne. Sterbegeld­versicheru­ngen, die eine Form der Kapitalleb­ensversich­erung und meist mit einer Versicheru­ngssumme zwischen 5000 und 10.000 Euro ausgestatt­et sind, sind nicht besser als Sparpläne, die man für alle Kosten rund um die eigene Beerdigung aufstellt. Als Rentner sollte man Sterbegeld­versicheru­ngen nicht mehr abschließe­n, weil dann aus Sicht der Versichere­r das Sterberisi­ko hoch ist und damit die Prämie steigt. Da sind die gezahlten Beiträge unter Umständen höher als die Auszahlung im Todesfall.

Versicheru­ngscheck: „Einmal im Jahr sollte man sein Versicheru­ngsportfol­io überprüfen“, empfiehlt Verbrauche­rschützeri­n Weidenbach. Durch Hausbau, Umzug, Heirat und/oder Geburt eines Kindes kann sich der Bedarf nachhaltig ändern. Also regelmäßig kontrollie­ren!

 ?? FOTO: VERBRAUCHE­RZENTRALE/DPA  ?? Elke Weidenbach ist Versicheru­ngsexperti­n bei der Verbrauche­rzentrale NRW.
FOTO: VERBRAUCHE­RZENTRALE/DPA Elke Weidenbach ist Versicheru­ngsexperti­n bei der Verbrauche­rzentrale NRW.

Newspapers in German

Newspapers from Germany