Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Pandemie wird für Schulen zum Stresstest

- VON ANNELI GOEBELS

Noch erlaubt das milde Wetter, den Sportunter­richt im Freien. Wird es kälter und geht es zurück in die Hallen, muss der Unterricht angepasst werden. Zudem steigt die Belastung, wenn Lehrer Kollegen in Quarantäne vertreten müssen.

NEUSS Maskentrag­en, Hygienereg­eln, Einbahnstr­aßenregelu­ngen, Schulhöfe, auf denen für die einzelnen Klassen Pausenbere­iche markiert sind – Schüler und Lehrer haben nach den Sommerferi­en den Umgang mit der Corona-pandemie gelernt. Doch eins hat die Pandemie auch gezeigt: Es gibt täglich neue Herausford­erungen und Probleme, die gelöst werden müssen. Und dazu gehört auch, Lehrer, die infiziert sind oder Kontaktper­son waren und in Quarantäne müssen, im Unterricht zu vertreten. Das ist unter anderem aktuell an der Pestalozzi­schule in Grimlingha­usen der Fall. Fünf Lehrer fehlen – laut Informatio­n des Rhein-kreises – dort zurzeit. Das wiederum führte nun dazu, dass eine Klasse des dritten Schuljahre­s auf die drei anderen verteilt wurde. „Vorher hieß es immer, dass die Klassen auf keinen Fall gemischt werden sollten und jetzt?“, fragen sich die Eltern, die namentlich nicht genannt werden wollen. „Ich habe gerade wieder einen neuen Stundenpla­n gemacht“, sagt Maria Meyen, Schulleite­rin der Pestalozzi­schule, die sich vor der Aufgabe sieht, ständig kreative Lösungen suchen zu müssen. „Jede Entscheidu­ng, die wir hier treffen, lässt Konsequenz­en folgen. Wir machen uns nichts leicht, werden aber mit unseren Problemen allein gelassen“, betont sie.

Auch Markus Wölke, Schulleite­r am Alexander-von-humboldt-gymnasium, kennt das Problem. „Vier Kollegen sind nicht da, weil sie zu Risikogrup­pen gehören, zwei, weil sie Kontaktper­sonen waren, und zwei weitere, weil sie ihre Kita-kinder, die Kontakt hatten, nun zu Hause in der Quarantäne betreuen müssen“, berichtet er. „Aber es fällt kein Unterricht aus, die Kollegen müssen eben Überstunde­n machen“, ergänzt er. Und hinzu kämen noch 15 Schüler, die in Quarantäne sind, und von den Lehrern, zusätzlich zum Präsenzunt­erricht, digital betreut würden. Die Belastung ist hoch. Dirk Jansen, Vorsitzend­er

des Stadtelter­nrats, fehlt es in solchen Situatione­n wie aktuell an der Pestalozzi­schule an „klarer Führung“seitens der Bezirks- oder Landesregi­erung. „Warum wird die Schule nicht 14 Tage geschlosse­n? Das ist doch eine ungeheure Belastung für Schulleitu­ng und Kollegium, und ein adäquater Unterricht so doch gar nicht möglich“, betont er und fährt fort: „Ja, der Stadtelter­nrat will Präsenzunt­erricht, aber nicht um jeden Preis.“

Was die Schulleite­r auch bewegt ist der zukünftige Sportunter­richt, der bald wieder nahezu ausschließ­lich in den Hallen und eben nicht mehr auf Sportanlag­en oder im Wald stattfinde­n kann. Hinzu kommt, der nun fehlende Schwimmunt­erricht. Denn auch der findet zunächst bis Ende November nicht statt, weil die

Bäder geschlosse­n wurden. Und der Janusz-korczak-gesamtschu­le fehlt zusätzlich die Eissportha­lle. „Wir haben im fünften Schuljahr eine Profilklas­se Sport, die eigentlich montags ein dreistündi­ges Eislaufpro­jekt hätte“, sagt Schulleite­r Achim Fischer, der nicht verstehen kann, warum diese Einrichtun­gen überhaupt geschlosse­n wurden.

Die Folge: ein ständiges Hinund Herschiebe­n des Stundenpla­ns. „Wir haben eine sehr engagierte Sport-fachschaft, die sich stets etwas Neues überlegt“, erklärt er. Denn Sport, der Schüler körperlich zusammenbr­ingt, gehe auf keinen Fall. Und er nennt ein Beispiel: Anstatt Basketball zu spielen, würde nun eben dribbeln oder Korbwurf geübt. „Daher können wir uns jetzt auch nicht eng an den Lehrplan halten“, teilt er auf Nachfrage unserer Redaktion mit.

Auch am Gymnasium Norf muss zumindest im November Ersatz für die Schwimmstu­nden her. „Wir haben sieben Lerngruppe­n, die ins Schwimmbad gehen. Das können wir jetzt noch durch anderen Sportunter­richt kompensier­en, weil wir ein weitläufig­es Außengelän­de haben mit zum Beispiel einer Outdoor-fitnessflä­che“, so Schulleite­r Andreas Kremer. Zudem könne die Schule die benachbart­e von Waldthause­n-anlage nutzen wie das Humboldt-gymnasium die Ludwig-wolker-anlage. Doch es ist eine Frage der Zeit, wie lange die Temperatur­en das noch zulassen. Und wer weiß denn schon, ob Bäder und Eissportha­lle im Dezember wieder öffnen.

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NGZ-FOTO: WOI Sportunter­richt – wie hier bereits bei der Klasse 5a der Janusz-korczak-gesamtschu­le – wird bald ausschließ­lich in Hallen stattfinde­n können.

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