Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Partei-zukunft wird zum Zankapfel
Nach dem desolaten Wahlergebnis wird ein Neuanfang der Neusser FPD gefordert.
NEUSS Der Vorstand der Jungen Liberalen (Julis) in Neuss hat sich in einem Brief an den Vorstand der FDP und dessen Vorsitzenden Michael Fielenbach gewandt. Hintergrund sind offenbar deutliche atmosphärische Störungen, das schwache Ergebnis der Liberalen bei der Kommunalwahl am 13. September und die damit verbundene Forderung der Julis nach dem Rücktritt des Stadtverbandsvorsitzenden, der auch als Bürgermeisterkandidat ins Rennen zog.
Juli-vorsitzender Marc Wilkowski spricht von einem „desaströsen Ergebnis“. Aus seiner Sicht ist ein Rücktritt des Vorstandes unausweichlich. Die Atmosphäre zwischen Fdp-vorstand und Julis wird als zerrissen bezeichnet. „Daher suchen wir das Gespräch mit dem Parteivorstand“, sagt Wilkowski.
Das Ziel dabei: ein fairer und konstruktiver Dialog. Man wolle angesichts der wartenden Aufgaben – gemeint ist vor allem die Bundestagswahl 2021 – wieder eine Arbeitsatmosphäre herstellen. Allein: Eine Antwort steht laut Wilkowski bislang aus.
FDP-CHEF Michael Fielenbach weist die Kritik zurück und erklärt, dass er das Gespräch mit der Nachwuchsorganisation seiner Partei suchen und auf den Brief reagieren werde. „Natürlich steht die Tür offen“, sagt er. „Aber ich wehre mich gegen den Eindruck, dass ein Riss zwischen Parteivorstand und Julis herrscht. Dem ist nicht so“, sagt Fielenbach. Er wisse „von vielen Julis, dass sie die FDP in Neuss, so wie sie ist, schätzen“. Zudem habe die FDP auch nach der Wahl Mitglieder hinzugewonnen – auch junge, die sich einbringen wollen.
Für die Enttäuschung nach der Kommunalwahl zeigt er Verständnis. Die FDP hatte in Neuss lediglich 3,3 Prozent der Stimmen geholt und vier ihrer sechs Ratsmandate eingebüßt. Fielenbach hat eine Analyse des Ergebnisses und seiner Ursachen inzwischen abgeschlossen. Das Ergebnis will er in Kürze vorlegen. Ein Rücktritt steht für ihn nicht zur Debatte – auch wenn er wisse, dass es angesichts der Stimmenverluste durchaus Gegenwind gebe. „Es ist schwierig, einen Kaktus zu umarmen“, hatte er daher diesbezüglich gesagt.
In der Partei allerdings ist ein deutliches Rumoren zu vernehmen. Es gibt Stimmen, die zeigen: Da besteht viel Redebedarf. „Der Vorsitz der FDP Neuss hat eine Wüste der Diskussions- und Teilhabekultur geschaffen“, erklärt Fdp-mitglied Matthias Brimmers. „Aus einer blühenden, bunten und frischen Wiese an Diversität, Meinungsvielfalt und Engagement schafft er in wenigen Monaten eine Desertifikation. Die Früchte seiner botanischen Arbeit erntet er nun.“Was von der FDP Neuss übrig bleibe seien „Kakteen und Bodenläufer“. Die Partei benötige einen Neuanfang.