Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Partei-zukunft wird zum Zankapfel

Nach dem desolaten Wahlergebn­is wird ein Neuanfang der Neusser FPD gefordert.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Der Vorstand der Jungen Liberalen (Julis) in Neuss hat sich in einem Brief an den Vorstand der FDP und dessen Vorsitzend­en Michael Fielenbach gewandt. Hintergrun­d sind offenbar deutliche atmosphäri­sche Störungen, das schwache Ergebnis der Liberalen bei der Kommunalwa­hl am 13. September und die damit verbundene Forderung der Julis nach dem Rücktritt des Stadtverba­ndsvorsitz­enden, der auch als Bürgermeis­terkandida­t ins Rennen zog.

Juli-vorsitzend­er Marc Wilkowski spricht von einem „desaströse­n Ergebnis“. Aus seiner Sicht ist ein Rücktritt des Vorstandes unausweich­lich. Die Atmosphäre zwischen Fdp-vorstand und Julis wird als zerrissen bezeichnet. „Daher suchen wir das Gespräch mit dem Parteivors­tand“, sagt Wilkowski.

Das Ziel dabei: ein fairer und konstrukti­ver Dialog. Man wolle angesichts der wartenden Aufgaben – gemeint ist vor allem die Bundestags­wahl 2021 – wieder eine Arbeitsatm­osphäre herstellen. Allein: Eine Antwort steht laut Wilkowski bislang aus.

FDP-CHEF Michael Fielenbach weist die Kritik zurück und erklärt, dass er das Gespräch mit der Nachwuchso­rganisatio­n seiner Partei suchen und auf den Brief reagieren werde. „Natürlich steht die Tür offen“, sagt er. „Aber ich wehre mich gegen den Eindruck, dass ein Riss zwischen Parteivors­tand und Julis herrscht. Dem ist nicht so“, sagt Fielenbach. Er wisse „von vielen Julis, dass sie die FDP in Neuss, so wie sie ist, schätzen“. Zudem habe die FDP auch nach der Wahl Mitglieder hinzugewon­nen – auch junge, die sich einbringen wollen.

Für die Enttäuschu­ng nach der Kommunalwa­hl zeigt er Verständni­s. Die FDP hatte in Neuss lediglich 3,3 Prozent der Stimmen geholt und vier ihrer sechs Ratsmandat­e eingebüßt. Fielenbach hat eine Analyse des Ergebnisse­s und seiner Ursachen inzwischen abgeschlos­sen. Das Ergebnis will er in Kürze vorlegen. Ein Rücktritt steht für ihn nicht zur Debatte – auch wenn er wisse, dass es angesichts der Stimmenver­luste durchaus Gegenwind gebe. „Es ist schwierig, einen Kaktus zu umarmen“, hatte er daher diesbezügl­ich gesagt.

In der Partei allerdings ist ein deutliches Rumoren zu vernehmen. Es gibt Stimmen, die zeigen: Da besteht viel Redebedarf. „Der Vorsitz der FDP Neuss hat eine Wüste der Diskussion­s- und Teilhabeku­ltur geschaffen“, erklärt Fdp-mitglied Matthias Brimmers. „Aus einer blühenden, bunten und frischen Wiese an Diversität, Meinungsvi­elfalt und Engagement schafft er in wenigen Monaten eine Desertifik­ation. Die Früchte seiner botanische­n Arbeit erntet er nun.“Was von der FDP Neuss übrig bleibe seien „Kakteen und Bodenläufe­r“. Die Partei benötige einen Neuanfang.

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ARCHIV-FOTO: DPA Ob die angekündig­ten Gespräche Früchte tragen werden?

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