Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Streit um freilaufende Hunde im Wald
Revierförster Theo Peters registriert zunehmend Konflikte zwischen Reitern oder Joggern sowie Haltern von freilaufenden Hunden. Mitunter eskaliert die Situation in üble Beschimpfungen. Peters fordert mehr Respekt.
DORMAGEN Es ist ein Hilferuf, den Theo Peters abgesetzt hat. Der Revierförster sorgt sich um den Umgang der Besucher im Chorbusch, Tannenbusch, Straberger Wald und Knechstedener Busch. „Immer häufiger geraten Spaziergänger, Jogger und Reiter auf der einen Seite und Hundebesitzer auf der anderen aneinander“, sagt er. „Was da ausgetauscht wird an Beleidigungen und Drohungen, ist unglaublich.“Als ein Grund dafür hat der Angestellte des Regionalforstamts Rhein-siegerft die Corona-pandemie ausgemacht. „Seitdem hat sich die Zahl der Waldbesucher sicherlich um 50 Prozent erhöht. Leider wissen viele nicht, wie sie sich zu benehmen haben.“
Peters erhält Briefe, wird angesprochen – und den jüngsten Fall hat er selbst miterlebt. Eine Reiterin sei am vergangenen Samstag im Chorbusch unterwegs gewesen, als ein freilaufender Rhodesian Ridgeback das Pferd angegriffen habe. „Das Tier scheute, und die Reiterin stürzte zu Boden“, erzählt Peters. „Da sie einen Reithelm trug, blieb sie zum Glück unverletzt, denn der Sturz hätte wesentlich schlimmer enden können.“Das durchgegangene Pferd habe ein Spaziergänger wieder eingefangen. Per Handy sei weitere Hilfe organisiert und Pferd und Reiterin sicher zum Reitstall zurückgebracht worden: „Vom Hundehalter war weit und breit nichts zu sehen“, sagt Peters.
Zwei Wochen vorher hatte Peters der Anruf eines Joggers erreicht, der sich darüber beklagte, sich nahezu täglich „beim Waldlauf gegen freilaufende Hunde und ignorante Hundehalter durchzusetzen“. Seine Bitte an Peters: „Sorgen Sie mit regelmäßigen Kontrollen für Abhilfe.“Doch erstens kann der Revierförster nicht überall sein, und zweitens verweist er auf die Zuständigkeit bei solchen Vorfällen und Auseinandersetzungen
auf die Ordnungsbehörden von Stadt und Rhein-kreis. „Die Polizei-reiterstaffel aus Düsseldorf hat zugesagt, verstärkt Streife zu reiten und Bürger im Wald auf richtiges Verhalten aufmerksam zu machen“, sagt er. Die Reiterstaffel sei dann zu Ausbildungsritten unterwegs und komme gerne nach Dormagen,
weil dort geeignete Strecken vorhanden seien. Peters: „Das Reitwegenetz im Knechtstedener Busch ist 30 Kilometer lang.“
Schenkt man den Berichten Glauben, so kann mitunter von Erholung und friedvoller Ruhe in den Wäldern keine Rede sein. „Ich gebe mir wirklich jedes Mal viel Mühe, die Menschen über die Gefahren für uns, aber auch für die Spaziergänger aufzuklären“, schreibt eine Betroffene an Peters, „das hat leider in den meisten Fällen völlige Uneinsicht, Ignoranz, Aggression und schlimmste Pöbelei zur Folge. In Zeiten von Corona, wo Städter offenbar das erste Mal den Wald betreten, ist das noch schlimmer geworden.“Dass drei, vier Personen mit sechs bis acht Hunden unterwegs seien, die dann auch frei umher liefen, sei keine Seltenheit und führe dann oft zu heftigen, mindestens verbalen Konflikten.
Der Stadt liegen „aktuell keine Beschwerden über Hunde vor, die Jogger oder Pferde im Wald angehen“, sagt Stadtsprecherin Christina Böttner. Auf das ganze Jahr verteilt gebe es vereinzelte Beschwerden. „Deshalb sehen wir auch aktuell keinen Anlass, den Wald explizit zu kontrollieren. Das Ordnungsamt konzentriert sich lieber auf die Hotspots. Wenn an das Ordnungsamt jedoch ein konkreter Fall herangetragen wird, gehen die Kollegen diesem selbstverständlich nach. “Bei der Polizei in Neuss wird zu diesem Thema keine eigene Statistik geführt, eine konkrete Aussage zu dem Problem war daher zunächst nicht möglich.
Peters appelliert an die Vernunft: „Der Wald ist ein Toleranz-modell“, sagt er. „Extremforderungen einzelner Gruppen zu Lasten anderer Waldnutzer oder Waldbesucher kann es nicht geben. Rücksicht und Miteinander sind gefragt.“