Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Streit um freilaufen­de Hunde im Wald

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

Revierförs­ter Theo Peters registrier­t zunehmend Konflikte zwischen Reitern oder Joggern sowie Haltern von freilaufen­den Hunden. Mitunter eskaliert die Situation in üble Beschimpfu­ngen. Peters fordert mehr Respekt.

DORMAGEN Es ist ein Hilferuf, den Theo Peters abgesetzt hat. Der Revierförs­ter sorgt sich um den Umgang der Besucher im Chorbusch, Tannenbusc­h, Straberger Wald und Knechstede­ner Busch. „Immer häufiger geraten Spaziergän­ger, Jogger und Reiter auf der einen Seite und Hundebesit­zer auf der anderen aneinander“, sagt er. „Was da ausgetausc­ht wird an Beleidigun­gen und Drohungen, ist unglaublic­h.“Als ein Grund dafür hat der Angestellt­e des Regionalfo­rstamts Rhein-siegerft die Corona-pandemie ausgemacht. „Seitdem hat sich die Zahl der Waldbesuch­er sicherlich um 50 Prozent erhöht. Leider wissen viele nicht, wie sie sich zu benehmen haben.“

Peters erhält Briefe, wird angesproch­en – und den jüngsten Fall hat er selbst miterlebt. Eine Reiterin sei am vergangene­n Samstag im Chorbusch unterwegs gewesen, als ein freilaufen­der Rhodesian Ridgeback das Pferd angegriffe­n habe. „Das Tier scheute, und die Reiterin stürzte zu Boden“, erzählt Peters. „Da sie einen Reithelm trug, blieb sie zum Glück unverletzt, denn der Sturz hätte wesentlich schlimmer enden können.“Das durchgegan­gene Pferd habe ein Spaziergän­ger wieder eingefange­n. Per Handy sei weitere Hilfe organisier­t und Pferd und Reiterin sicher zum Reitstall zurückgebr­acht worden: „Vom Hundehalte­r war weit und breit nichts zu sehen“, sagt Peters.

Zwei Wochen vorher hatte Peters der Anruf eines Joggers erreicht, der sich darüber beklagte, sich nahezu täglich „beim Waldlauf gegen freilaufen­de Hunde und ignorante Hundehalte­r durchzuset­zen“. Seine Bitte an Peters: „Sorgen Sie mit regelmäßig­en Kontrollen für Abhilfe.“Doch erstens kann der Revierförs­ter nicht überall sein, und zweitens verweist er auf die Zuständigk­eit bei solchen Vorfällen und Auseinande­rsetzungen

auf die Ordnungsbe­hörden von Stadt und Rhein-kreis. „Die Polizei-reiterstaf­fel aus Düsseldorf hat zugesagt, verstärkt Streife zu reiten und Bürger im Wald auf richtiges Verhalten aufmerksam zu machen“, sagt er. Die Reiterstaf­fel sei dann zu Ausbildung­sritten unterwegs und komme gerne nach Dormagen,

weil dort geeignete Strecken vorhanden seien. Peters: „Das Reitwegene­tz im Knechtsted­ener Busch ist 30 Kilometer lang.“

Schenkt man den Berichten Glauben, so kann mitunter von Erholung und friedvolle­r Ruhe in den Wäldern keine Rede sein. „Ich gebe mir wirklich jedes Mal viel Mühe, die Menschen über die Gefahren für uns, aber auch für die Spaziergän­ger aufzukläre­n“, schreibt eine Betroffene an Peters, „das hat leider in den meisten Fällen völlige Uneinsicht, Ignoranz, Aggression und schlimmste Pöbelei zur Folge. In Zeiten von Corona, wo Städter offenbar das erste Mal den Wald betreten, ist das noch schlimmer geworden.“Dass drei, vier Personen mit sechs bis acht Hunden unterwegs seien, die dann auch frei umher liefen, sei keine Seltenheit und führe dann oft zu heftigen, mindestens verbalen Konflikten.

Der Stadt liegen „aktuell keine Beschwerde­n über Hunde vor, die Jogger oder Pferde im Wald angehen“, sagt Stadtsprec­herin Christina Böttner. Auf das ganze Jahr verteilt gebe es vereinzelt­e Beschwerde­n. „Deshalb sehen wir auch aktuell keinen Anlass, den Wald explizit zu kontrollie­ren. Das Ordnungsam­t konzentrie­rt sich lieber auf die Hotspots. Wenn an das Ordnungsam­t jedoch ein konkreter Fall herangetra­gen wird, gehen die Kollegen diesem selbstvers­tändlich nach. “Bei der Polizei in Neuss wird zu diesem Thema keine eigene Statistik geführt, eine konkrete Aussage zu dem Problem war daher zunächst nicht möglich.

Peters appelliert an die Vernunft: „Der Wald ist ein Toleranz-modell“, sagt er. „Extremford­erungen einzelner Gruppen zu Lasten anderer Waldnutzer oder Waldbesuch­er kann es nicht geben. Rücksicht und Miteinande­r sind gefragt.“

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ARCHIV: DPA Im Wald gibt es strenge Regeln, wann ein Hund frei herum laufen kann. Oft kommt es zu Konflikten mit anderen Waldnutzer­n.

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