Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadt schnürt neues Corona-hilfspaket
Einige Vereine sollen in Bürger- und Schützenhäusern nach dem Lockdown ein neues Domizil für Proben erhalten.
DORMAGEN Die Stadt will Vereine während der Corona-pandemie noch stärker unterstützen. Sie legt den Mitgliedern des Stadtrates in der Sitzung am 12. November eine Unterlage zur Entscheidung vor, in der Vereine finanzielle Unterstützung bei Mietkosten erhalten. Eine Grundlage von 20.000 Euro steht bereits zur Verfügung, da diese Mittel aus dem Rettungsfonds nicht abgerufen wurden und somit in 2021 zur Verfügung stehen.
Konkret geht es um Vereine, die infolge der Corona-pandemie ihre bisherigen Räume nicht mehr nutzen können und erhebliche Mehrkosten für eine Ersatzlösung aufbringen müssen. Die Stadt will diese Fälle prüfen und bei Bewilligung einen Zuschuss von bis zu maximal 80 Prozent der Mietkosten zahlen, „um die Fortführung des Vereinslebens zu ermöglichen und das Wegbrechen von Mitgliedern zu verhindern“, sagt Bürgermeister Erik Lierenfeld. Ein Mindestbeitrag des Vereins ist dabei immer in Höhe der Nutzungsgebühren zu leisten, die vergleichbar in einer städtischen Räumlichkeit anfallen würden.
Neben finanziellen Verlusten, zum Beispiel durch den Ausfall von Veranstaltungen, machen den Vereinen jedoch auch andere Probleme zu schaffen. So können beispielsweise Räumlichkeiten in den Schulen aufgrund der geltenden Corona-schutzvorkehrungen nicht mehr genutzt werden. Andere Vereine sind auf der Suche nach einem Ersatz-domizil, weil die bisher genutzten Räume wegen ihrer Größe oder auch Belüftungsmöglichkeiten nicht geeignet sind, um erforderliche Hygienekonzepte umzusetzen.
„Die Verwaltung konnte hier vielfach durch die Bereitstellung von Räumen im Bürgerhaus Hackenbroich, in Sporthallen oder auch in der Kulturhalle Dormagen helfen“, erklärt der Bürgermeister. „Dort sind die Kapazitäten inzwischen aber erschöpft.“Nach einer Bedarfsabfrage des Büros für Bürgerschaftliches Engagement sind aktuell sechs Vereine auf der Suche nach einem Ersatz-domizil, das sie gerne ab sofort oder zumindest in naher Zukunft, wenn Dormagen und der Rheinkreis Neuss hoffentlich nicht mehr Risikogebiete sind, für regelmäßige Angebote nutzen würden. Zu den betroffenen Gemeinschaften gehören beispielsweise Chöre, Tambourcorps oder Karnevalstanzgruppen.
Das Hauptproblem dieser Vereine und die Sorge der Vorsitzenden neben dem Finanziellen ist: Mitglieder brechen weg, wenn das gesamte Vereinsleben mit Proben, Trainings, Versammlungen und Treffen über einen längeren Zeitraum zum Erliegen kommt. Auch daraus können sich letztlich existenzbedrohliche Situationen ergeben.
Die Verwaltung schlägt daher am Donnerstag nächster Woche vor, die derzeit „obdachlosen“Vereine im Rahmen des Corona-hilfepakets zu unterstützen. Im Bürgerhaus Horrem und mindestens zwei Schützenhäusern sind beispielsweise noch freie Kapazitäten vorhanden. Lierenfeld: „Dort müssen die Betreiber unter den jeweiligen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen jedoch im Regelfall deutlich höhere Mieten und Reinigungspauschalen verlangen, als dies in den städtischen Einrichtungen der Fall ist.“Beabsichtigt ist deshalb, den raumsuchenden Vereinen einen Zuschuss zu gewähren, um Mehrkosten in den Ausweichquartieren schultern zu können. Das wäre eine „Win-win-situation“, denn: Diese
Zuschüsse kämen indirekt auch den Schützenvereinen und dem Verein „Haus für Horrem“zugute, die derzeit erhebliche Verluste erleiden, weil ihnen Mieterlöse durch den Ausfall privater Feiern und vieler weiterer Veranstaltungen entfallen.
Dass der Trägerverein „Haus für Horrem“unter ausfallenden Treffen oder abgesagten privaten Feiern
Fördersatz Ein einheitlicher Fördersatz für die Anmietung von Ersatzräumen für Vereine lässt sich schwer festlegen, da in den bereitstehenden Einrichtungen völlig unterschiedliche Konditionen gelten. Einzelfall Im Rahmen einer Einzelfallprüfung soll den Vereinen daher – je nach Mehrbelastung und wirtschaftlicher Situation – ein Zuschuss von maximal 80 Prozent der Mietkosten gewährt werden. Befristung Die Förderung soll befristet bis zum 30. Juni 2021 gewährt werden. und den damit wegbrechenden Einnahmen leidet, hatte der Vorsitzende Christian Clemens Ende Oktober auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt:. „Unsere Einnahmeverluste liegen bei 80 Prozent.“Nur noch Erste-hilfe-kurse und Blutspenden dürfen dort stattfinden.
In seiner Sitzung am 12. Mai hat der Hauptausschuss, stellvertretend für den Stadtrat, ein Corona-hilfepaket für die Dormagener Vereine beschlossen. Dazu gehörten als Sofortmaßnahmen der Verzicht des Eigenbetriebs auf alle Nutzungsgebühren für städtische Räumlichkeiten bis zum 31. August sowie die Fortzahlung der bewilligten Vereinszuschüsse auch dann, wenn der Förderzweck infolge der Corona-pandemie nicht im vorgesehenen Umfang erfüllt werden kann. Lierenfeld: „Diese Hilfen sind vielen Vereinen zu Gute gekommen und positiv aufgenommen worden.“
Darüber hinaus hat der Hauptausschuss vorsorglich einen Rettungsfonds für gemeinnützige Vereine eingerichtet, die wegen der Corona-krise in Zahlungsschwierigkeiten und eine existenzgefährdende Situation geraten. Hierfür wurden in einem ersten Schritt 20.000 Euro bereitgestellt. In der weiteren Entwicklung stellte sich jedoch heraus, dass bisher kein Dormagener Verein in eine derart bedrohliche Kassenlage geraten ist, dass er diese Hilfe in Anspruch nehmen musste.