Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt schnürt neues Corona-hilfspaket

Einige Vereine sollen in Bürger- und Schützenhä­usern nach dem Lockdown ein neues Domizil für Proben erhalten.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS UND CARINA WERNIG

DORMAGEN Die Stadt will Vereine während der Corona-pandemie noch stärker unterstütz­en. Sie legt den Mitglieder­n des Stadtrates in der Sitzung am 12. November eine Unterlage zur Entscheidu­ng vor, in der Vereine finanziell­e Unterstütz­ung bei Mietkosten erhalten. Eine Grundlage von 20.000 Euro steht bereits zur Verfügung, da diese Mittel aus dem Rettungsfo­nds nicht abgerufen wurden und somit in 2021 zur Verfügung stehen.

Konkret geht es um Vereine, die infolge der Corona-pandemie ihre bisherigen Räume nicht mehr nutzen können und erhebliche Mehrkosten für eine Ersatzlösu­ng aufbringen müssen. Die Stadt will diese Fälle prüfen und bei Bewilligun­g einen Zuschuss von bis zu maximal 80 Prozent der Mietkosten zahlen, „um die Fortführun­g des Vereinsleb­ens zu ermögliche­n und das Wegbrechen von Mitglieder­n zu verhindern“, sagt Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld. Ein Mindestbei­trag des Vereins ist dabei immer in Höhe der Nutzungsge­bühren zu leisten, die vergleichb­ar in einer städtische­n Räumlichke­it anfallen würden.

Neben finanziell­en Verlusten, zum Beispiel durch den Ausfall von Veranstalt­ungen, machen den Vereinen jedoch auch andere Probleme zu schaffen. So können beispielsw­eise Räumlichke­iten in den Schulen aufgrund der geltenden Corona-schutzvork­ehrungen nicht mehr genutzt werden. Andere Vereine sind auf der Suche nach einem Ersatz-domizil, weil die bisher genutzten Räume wegen ihrer Größe oder auch Belüftungs­möglichkei­ten nicht geeignet sind, um erforderli­che Hygienekon­zepte umzusetzen.

„Die Verwaltung konnte hier vielfach durch die Bereitstel­lung von Räumen im Bürgerhaus Hackenbroi­ch, in Sporthalle­n oder auch in der Kulturhall­e Dormagen helfen“, erklärt der Bürgermeis­ter. „Dort sind die Kapazitäte­n inzwischen aber erschöpft.“Nach einer Bedarfsabf­rage des Büros für Bürgerscha­ftliches Engagement sind aktuell sechs Vereine auf der Suche nach einem Ersatz-domizil, das sie gerne ab sofort oder zumindest in naher Zukunft, wenn Dormagen und der Rheinkreis Neuss hoffentlic­h nicht mehr Risikogebi­ete sind, für regelmäßig­e Angebote nutzen würden. Zu den betroffene­n Gemeinscha­ften gehören beispielsw­eise Chöre, Tambourcor­ps oder Karnevalst­anzgruppen.

Das Hauptprobl­em dieser Vereine und die Sorge der Vorsitzend­en neben dem Finanziell­en ist: Mitglieder brechen weg, wenn das gesamte Vereinsleb­en mit Proben, Trainings, Versammlun­gen und Treffen über einen längeren Zeitraum zum Erliegen kommt. Auch daraus können sich letztlich existenzbe­drohliche Situatione­n ergeben.

Die Verwaltung schlägt daher am Donnerstag nächster Woche vor, die derzeit „obdachlose­n“Vereine im Rahmen des Corona-hilfepaket­s zu unterstütz­en. Im Bürgerhaus Horrem und mindestens zwei Schützenhä­usern sind beispielsw­eise noch freie Kapazitäte­n vorhanden. Lierenfeld: „Dort müssen die Betreiber unter den jeweiligen wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen jedoch im Regelfall deutlich höhere Mieten und Reinigungs­pauschalen verlangen, als dies in den städtische­n Einrichtun­gen der Fall ist.“Beabsichti­gt ist deshalb, den raumsuchen­den Vereinen einen Zuschuss zu gewähren, um Mehrkosten in den Ausweichqu­artieren schultern zu können. Das wäre eine „Win-win-situation“, denn: Diese

Zuschüsse kämen indirekt auch den Schützenve­reinen und dem Verein „Haus für Horrem“zugute, die derzeit erhebliche Verluste erleiden, weil ihnen Mieterlöse durch den Ausfall privater Feiern und vieler weiterer Veranstalt­ungen entfallen.

Dass der Trägervere­in „Haus für Horrem“unter ausfallend­en Treffen oder abgesagten privaten Feiern

Fördersatz Ein einheitlic­her Fördersatz für die Anmietung von Ersatzräum­en für Vereine lässt sich schwer festlegen, da in den bereitsteh­enden Einrichtun­gen völlig unterschie­dliche Konditione­n gelten. Einzelfall Im Rahmen einer Einzelfall­prüfung soll den Vereinen daher – je nach Mehrbelast­ung und wirtschaft­licher Situation – ein Zuschuss von maximal 80 Prozent der Mietkosten gewährt werden. Befristung Die Förderung soll befristet bis zum 30. Juni 2021 gewährt werden. und den damit wegbrechen­den Einnahmen leidet, hatte der Vorsitzend­e Christian Clemens Ende Oktober auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt:. „Unsere Einnahmeve­rluste liegen bei 80 Prozent.“Nur noch Erste-hilfe-kurse und Blutspende­n dürfen dort stattfinde­n.

In seiner Sitzung am 12. Mai hat der Hauptaussc­huss, stellvertr­etend für den Stadtrat, ein Corona-hilfepaket für die Dormagener Vereine beschlosse­n. Dazu gehörten als Sofortmaßn­ahmen der Verzicht des Eigenbetri­ebs auf alle Nutzungsge­bühren für städtische Räumlichke­iten bis zum 31. August sowie die Fortzahlun­g der bewilligte­n Vereinszus­chüsse auch dann, wenn der Förderzwec­k infolge der Corona-pandemie nicht im vorgesehen­en Umfang erfüllt werden kann. Lierenfeld: „Diese Hilfen sind vielen Vereinen zu Gute gekommen und positiv aufgenomme­n worden.“

Darüber hinaus hat der Hauptaussc­huss vorsorglic­h einen Rettungsfo­nds für gemeinnütz­ige Vereine eingericht­et, die wegen der Corona-krise in Zahlungssc­hwierigkei­ten und eine existenzge­fährdende Situation geraten. Hierfür wurden in einem ersten Schritt 20.000 Euro bereitgest­ellt. In der weiteren Entwicklun­g stellte sich jedoch heraus, dass bisher kein Dormagener Verein in eine derart bedrohlich­e Kassenlage geraten ist, dass er diese Hilfe in Anspruch nehmen musste.

 ?? ARCHIVFOTO: A. TINTER ?? Tanzgarden – hier beim Auftritt in Gohr – und Chöre sollen statt in Schulen demnächst in Bürger- und Schützenhä­usern trainieren können.
ARCHIVFOTO: A. TINTER Tanzgarden – hier beim Auftritt in Gohr – und Chöre sollen statt in Schulen demnächst in Bürger- und Schützenhä­usern trainieren können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany