Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zwei Tsv-handballer bei der WM dabei

- VON DAVID BEINEKE

Der Weltverban­d IHF hat entschiede­n, dass das Nationalte­am der USA ohne Qualifikat­ion an der Weltmeiste­rschaft in Ägypten teilnehmen kann. Sehr zur Freude der Brüder Patrick und Ian Hüter vom Zweitligis­ten Bayer Dormagen.

DORMAGEN Patrick und Ian Hüter sind mit einer gesunden Portion sportliche­m Ehrgeiz ausgestatt­et. Sonst hätten die beiden Handballer als Eigengewäc­hse nicht den Sprung in Zweitliga-mannschaft des TSV Bayer Dormagen geschafft, wo sie auch noch zu den Leistungst­rägern gehören. Deswegen hätten sie auch liebend gerne die Qualifikat­ion für die Weltmeiste­rschaft vom 13. bis 31. Januar 2021 in Ägypten mit der Nationalma­nnschaft der USA auf dem Spielfeld geschafft. Doch weil wegen der Corona-pandemie das entspreche­nde Qualifikat­ionsturnie­r für die Vertreter der Regionen Nordamerik­a und Karibik nicht ausgericht­et werden konnte, entschied der Weltverban­d IHF jetzt, die Us-amerikanis­che Mannschaft direkt für die WM zu nominieren.

„Es wäre natürlich optimal gewesen, sich auf sportliche­m Weg zu qualifizie­ren. Aber wir befinden uns derzeit eben nicht in einer normalen Zeit, und deswegen sind wir einfach total glücklich, dass wir die Chance bekommen, für unser Land zu spielen und die Sportart in den USA populärer zu machen. Nach Olympia ist es für einen Handballer das Größte, sich bei einer WM mit den besten der Welt zu messen“, sagt der 25-jährige Patrick Hüter. Eigentlich, so erklären die Hüters, hätte die Qualifikat­ion vor rund einem Monat in Mexiko über die Bühne gehen sollen, doch wegen Corona erfolgte eine Absage. Dann herrschte eine längere Hängeparti­e, weil nicht klar war, wer denn aus dieser Region zu den globalen Titelkämpf­en fährt. Dass die Entscheidu­ng auf die USA und nicht auf Länder wie Kanada, Grönland und Puerto Rico gefallen ist, begründet die IHF sportlich, wirtschaft­lich strategisc­h.

Sportlich spricht für die Us-amerikaner, dass sie von den genannten Nationen bei den Panamerika­nischen Spielen 2019 als Sechste die beste Platzierun­g holten. Zudem verweist der Weltverban­d darauf, dass die USA mit ihrer großen Bevölkerun­gszahl ein wichtiger Markt für die weltweite Entwicklun­g des Handballs seien. Mit großen Tv-sendern des Landes wurden schon Vereinbaru­ngen getroffen, Wm-spiele zu übertragen. Strategisc­h gesehen legt die IHF auch Wert darauf, bei den Olympische­n Spielen 2028 starke Gastgebert­eams präsentier­en zu können, und Olympia geht in acht Jahren nun mal in

Los Angeles über die Bühne. Für Patrick Hüter und seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Ian ist es ein großer Traum, auch dann noch dabei zu sein und auf dem Weg dorthin dafür zu sorgen, dass der Handball im Heimatland ihrer Mutter an Bekannthei­t deutlich zulegt.

Denn bislang spielt dort der in Deutschlan­d so beliebte Sport neben den großen Vier American Football, Basketball, Eishockey und Baseball keine Rolle. „Dabei haben die Amerikaner eigentlich optimale Voraussetz­ungen. Wenn die Top-basketball­er Handball spielen würden, könnten sie mit Blick auf die Physis den Welthandba­ll beherrsche­n. Wir wollen dazu beitragen, dass Handball in den USA verstanden wird“, meint Ian Hüter. 2018 waren er und sein Bruder angesproch­en worden, ob sie angesichts ihrer doppelten Staatsbürg­erschaft (der Vater ist Deutscher) nicht Lust hätten, für die USA aufzulaufe­n. „Die deutsche Nationalma­nnschaft hat doch noch mal ein anderes Level und war einfach zu weit weg. Deswegen wollten wir nicht warten und die Chance nutzen, mit Blick auf Olympia 2028 etwas aufzubauen“, erinnert sich Patrick Hüter.

Bereut haben sie diese Entscheidu­ng keine Sekunde. Unter dem ehemaligen schwedisch­en Weltklasse­spieler Robert Hedin, der im Sommer 2018 das Amt des Us-nationalco­aches antrat, haben sie in der relativ kurzen Zeit schon einiges erlebt. Bisheriger Höhepunkt waren 2019 die Panamerika­nischen Spiele in Peru. Auch wenn die Mannschaft mit Spielern aus aller Herren Länder, die einen amerikanis­chen Pass besitzen, aber in anderen Ländern von Kindesbein­en an Handball spielen, ziemlich zusammenge­würfelt ist, fühlen die beiden Hüters in der Gruppe sehr wohl. „Da hat jeder seine persönlich­e Geschichte und Beziehung zu den USA. Aber wir spielen alle für ein Land und wollen das Konzept dahinter unterstütz­en“, erklärt Ian Hüter. Große Eingewöhnu­ngszeit brauchten die beiden Brüder auch nicht. Schließlic­h haben sie den American Way of Life mit der Muttermilc­h aufgesaugt, und zwischendu­rch wuchsen sie zwei Jahre in San Francisco auf, wo auch die Großeltern noch leben. So ist es wenig verwunderl­ich, dass auch die Sprache kein Problem darstellt. „Wir hatte das große Glück, dass unsere Mutter nur Englisch mit uns gesprochen hat“, sagt Patrick Hüter.

Bis zum nächsten Highlight mit dem Us-nationalte­am ist es nach der Entscheidu­ng der IHF gar nicht mehr lange hin. Erster Gegner ist am 14. Januar Österreich, danach geht es noch in der Gruppe gegen die internatio­nalen Schwergewi­chte Frankreich und Norwegen. „Bei ihren bislang sechs Wm-teilnahmen haben die USA noch kein Spiel gewonnen. Das wollen wir ändern, und da stehen die Chance gegen Österreich natürlich am besten“, weiß Ian Hüter. Wobei die die beiden Brüder am Beispiel der Saison in der 2. Bundesliga auch sehen, wie schnell das Corona-virus alles verändern kann. Erst am Samstag fiel kurzfristi­g die Heimpartie gegen den TUS Ferndorf nach der Absage am 25. Oktober zum zweiten Mal aus. Mit Blick auf die WM sind sie aber zuversicht­lich: „Eine Absage wäre enorm schade. Es wird aber bestimmt alles dafür getan, damit die Weltmeiste­rschaft stattfinde­n kann.“

ANALYSE Der Fußball-bezirkslig­ist aus dem Neusser Süden tut sich bislang schwer damit, den im Sommer eingeleite­ten Umbruch in positive Ergebnisse umzusetzen. Nach sieben Spieltagen fällt die Zwischenbi­lanz ernüchtern­d aus. Der SVÜ hofft darauf, dass das junge Team einen Entwicklun­gssprung macht.

 ?? FOTO: LIMA 2019 ?? Ian und Patrick Hüeter (v.l.) bei den Panamerika­nischen Spielen 2019 im Trikot der Us-amerikanis­chen Nationalma­nnschaft. Im Januar möchten sie es bei der WM in Ägypten überziehen.
FOTO: LIMA 2019 Ian und Patrick Hüeter (v.l.) bei den Panamerika­nischen Spielen 2019 im Trikot der Us-amerikanis­chen Nationalma­nnschaft. Im Januar möchten sie es bei der WM in Ägypten überziehen.

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