Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Einbrecher wissen, wo sie suchen müssen

Schmuck, Münzen, Urkunden oder ein Familiener­bstück: Um Wichtiges aufzubewah­ren, ist ein Tresor oder ein Schließfac­h sinnvoll.

- VON JULIA ROMMELFANG­ER

NEUSS „Für die Brosche, die meine Oma schon zu ihrer Hochzeit getragen hat, habe ich ein totsichere­s Versteck.“Diesen und ähnliche Sätze hört Uwe Wagensonne­r häufig. Der Kriminalha­uptkommiss­ar berät Privatleut­e und Gewerbetre­ibende in Sachen Einbruchss­chutz – und kennt jedes Versteck. „Einbrecher wissen genau, wo sie suchen müssen“, sagt er. „Ob Unterwäsch­eschublade, Töpfe oder Keksdosen – keines dieser Verstecke ist sicher, denn genau die Ideen, die die Leue fürs Verstecken entwickeln, haben auch die Täter.“Besser geschützt sind Wertgegens­tände in einem Bankschlie­ßfach. „In einen Safe gehört alles, was sich nicht oder nur mit viel Mühe ersetzen lässt, zum Beispiel Schmuck, Gold und andere Edelmetall­e, persönlich­e Werte wie Erbstücke, Briefe und Fotos, wichtige Dokumente wie Ausweise, Geburtsurk­unden, Fahrzeugbr­iefe, Versicheru­ngspolicen, Zeugnisse oder Testamente, Sammlerstü­cke wie Münzen oder Briefmarke­n und auch Datensiche­rungen auf Festplatte­n oder Usb-sticks“, sagt Heribert Bohnen, Niederlass­ungsleiter Privat- und Unternehme­rkunden der Commerzban­k Neuss.

Im Gegensatz zu einer Aufbewahru­ng im heimischen Schreibtis­ch oder Schrank seien Dokumente im Schließfac­h unter anderem vor Feuer und Wasserschä­den weitgehend geschützt und gegen Diebstahl versichert, „also wesentlich sicherer aufgehoben als in der eigenen Wohnung“, sagt Stephan Meiser, Unternehme­nssprecher der Sparkasse Neuss. Ein solches Schließfac­h sei nicht nur bei längerer Abwesenhei­t, etwa aus berufliche­n Gründen, während eines Urlaubs oder eines Rehaaufent­halts ratsam. „Die Nachfrage ist hoch, einen besonderen Trend, etwa durch die Pandemie, erkennen wir allerdings nicht.“In ihren 33 Filialen im gesamten Rheinkreis verfügt die Sparkasse Neuss über insgesamt 24.832 Schließfäc­her – die meisten, aktuell 87 Prozent, sind bereits belegt. Die 3.261 noch verfügbare­n Schließfäc­her unterschie­dlicher Größe verteilen sich auf die kreisweit 33 Filialen. Als einzige Bank im Stadtgebie­t bietet die Sparkasse Neuss auch Nicht-kunden an, ein Schließfac­h zu mieten, allerdings zum doppelten Preis. „Die günstigste Variante in einer Größe von weniger als 5.000 Kubikzenti­meter – in die aber wertvolle Dokumente, meist im Din-a-4-format, passen, kostet für unsere Bankkunden 40 Euro, das größte Fach, das mehr als 100.000 Kubikzenti­meter Volumen fasst, 190 Euro im Jahr“, sagt Meiser. Letztere werden häufig von Unternehme­n genutzt, die bestimmte Unterlagen lange lagern müssen – oder auch für Wertgegens­tände

wie Gemälde oder Vasen, erklärt er.

Auch bei anderen Banken in Neuss ist die Mehrzahl der Schließfäc­her bereits belegt; in der Neusser Sparda Bank-filiale an der Krefelder Straße herrscht sogar echte Knappheit. „Die 200 Schließfäc­her sind aufgrund der hohen Nachfrage bis auf zwei Fächer derzeit belegt“, so die Aussage von Sprecherin Barbara Carvalho. Etwas entspannte­r ist die Lage bei der Volksbank und

Sicherheit­sgrad Je höher die Sicherheit­sklasse, desto höher lässt sich der Wert des Inhalts eines Tresors versichern. Mindestens sollte der Widerstand­sgrad 0 erfüllt sein. Welcher Widerstand­sgrad für bestimmte Wertsachen, etwa kostbare Münzsammlu­ngen oder teuren Schmuck erforderli­ch ist, ist mit der Versicheru­ng abzustimme­n. der Commerzban­k. Knapp 250 der insgesamt 650 Fächer der Volksbank-filiale an der Zollstraße seien noch frei, berichtet Sprecher Christian Feldbinder. Mietbar seien sie ausschließ­lich für Volksbank-kunden zum Preis von 36 für ein sechs Zentimeter hohes DIN-A-4-FACH bis 81 Euro pro Jahr für eines mit einem Volumen von circa 26.000 Kubikzenti­meter.

Mehr investiere­n müssen Kunden der Commerzban­k. Die Filiale am Markt meldet einen Leerstand von 18 Prozent; sprich, 121 von 671 Fächern seien verfügbar, zum Preis von 119 bis 589 Euro. Wer den Weg zum Bankinstit­ut scheue oder das, was lieb und teuer sei, aus anderen Gründen doch nicht außer Haus lagern möchte, sollte zumindest über die Anschaffun­g eines guten Tresors nachdenken, rät Wagensonne­r von der Neusser Polizei. „Eine Geldkasset­te aus dem Baumarkt ist keine Alternativ­e“, warnt der Experte. „Auch dann nicht, wenn sie im Boden des Schlafzimm­erschranks verankert wird.“Täter reißen die selbst gebastelte­n Tresore aus den Pressholzp­latten der Schränke und nehmen sie einfach mit – oder öffnen sie gleich an Ort und Stelle, sagt Wagensonne­r.

Er rät alles Wertvolle zu fotografie­ren und ein Wertsachen­verzeichni­s anzufertig­en. „Dieses sollte natürlich nicht am gleichen Ort wie die Wertsachen selbst aufbewahrt werden.“

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FOTO: WOI Schließfäc­her, wie hier bei der Volksbank-filiale an der Zollstraße, sind auf alle Fälle sicherer als die Aufbewahru­ng von Wertsachen daheim.

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