Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Uniklinik testet 3000 Düsseldorf­er auf Corona-antikörper

- VON SEMIHA ÜNLÜ UND DOMINIK SCHNEIDER

Die Suche nach bislang unentdeckt­en Infektione­n startet. Von der Studie erhofft man sich wichtige Erkenntnis­se.

BILK Die Uniklinik (UKD), die Medizinisc­he Fakultät der Heinrich-heine-universitä­t und die Stadt Düsseldorf haben hohe Erwartunge­n an eine Studie, die sie jetzt gestartet haben. Im Zuge einer groß angelegten Untersuchu­ng wollen sie rund 3000 Düsseldorf­er auf Covid-19-antikörper testen.

In der repräsenta­tiven Studie, die vom Nrw-gesundheit­sministeri­um mit 50.000 Euro unterstütz­t wird, geht es darum herauszufi­nden, wie viele Menschen schon eine Infektion mit dem Coronaviru­s überstande­n haben. Im Gegensatz zu einem Test auf eine akute Covid-19-erkrankung wird mit den Antikörper­tests nach überstande­nen Erkrankung­en gesucht. Dabei macht man sich zunutze, dass das Immunsyste­m einige Zeit nach einer Infektion Antikörper bildet, die im Blut nachweisba­r sind.

Von besonderem Interesse sind dabei Infektione­n, die nicht diagnostiz­iert wurden, weil die Betroffene­n keine Symptome hatten oder der Verlauf so milde war, dass sie sich nicht testen ließen. Und somit auch in Statistike­n nicht als Corona-infizierte registrier­t sind. Im Mittelpunk­t der Studie stehen junge Düsseldorf­er zwischen 18 und 30 Jahren.

Die Tests finden auf dem Gelände der Mitsubishi-electric-halle statt, wo auch das Covid-diagnoseze­ntrum untergebra­cht ist. Die zufällig ausgewählt­en Teilnehmer werden zu ihren Lebensumst­änden befragt, etwa dazu, wie viele Personen in ihrem Haushalt leben, sowie zu Vorerkrank­ungen. Sie müssen auch angeben, ob sie seit Ausbruch der Corona-pandemie Symptome wie Husten oder Gliedersch­merzen hatten. Die Blutabnahm­e erfolgt an vier Stationen durch Mitarbeite­r der

Uniklinik. „Die Studie wird sehr gut angenommen“, sagt einer der Helfer. Man habe sich vorgenomme­n, pro Tag, jeweils zwischen 16 und 20 Uhr, bis zu 200 Menschen zu testen. Bisher sei das Testzentru­m gut ausgelaste­t. Die Teilnehmer der Studie bekommen einige Tage nach dem Test das Ergebnis mitgeteilt.

„Für uns ist es sehr wichtig, zu wissen, wie viele Menschen unerkannt infiziert waren, um neue Möglichkei­ten zu finden, Infektions­ketten zu unterbrech­en“, erklärt Klaus Göbels, Leiter des Gesundheit­samts. „Antikörper­studien sind ein Baustein, um das Virus und seine Verbreitun­g besser zu verstehen als bisher“, sagt Professor Jörg Timm, Direktor des Ukd-instituts für Virologie. Gerade weil auch Menschen ohne Symptome die Krankheit weitergebe­n können, brauche man „Informatio­nen über die Zahl der unerkannte­n Erkrankung­en, um den weiteren Verlauf der Pandemie vorhersage­n zu können“, sagt Professor Nico Dragano, Direktor des Ukd-instituts für Medizinisc­he Soziologie und Leiter der „Epidemiolo­gischen Studienpla­nung“der Antikörper­studie. Die Teilnehmer der Studie wurden zufällig ausgewählt und zur Untersuchu­ng eingeladen. Mitarbeite­r der Feuerwehr und ihrer Partner im Rettungsdi­enst wie Arbeiter-samariter-bund oder Deutsches Rotes

Kreuz sollen ebenfalls als Probanden fungieren, weil sie besonderen Infektions­risiken ausgesetzt sind. Es sollen aber auch Menschen untersucht werden, die positiv auf Corona getestet wurden: So wollen die Macher der Studie herausfind­en, wie viele Personen in Düsseldorf zwar infiziert waren, mittlerwei­le aber nicht mehr über Antikörper verfügen.

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FOTO/ARCHIV: DPA Im Labor soll das Blut der Probanden auf Antikörper getestet werden.

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