Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wie sich Ältere schützen können
Immer wieder fallen Senioren auf Betrüger rein. Der Polizei-experte Christoph Kaiser erklärt, was man tun kann.
DORMAGEN Es passiert immer wieder: Betrüger versuchen ältere Menschen mit dreisten Tricks auf ganz unterschiedliche Art und Weise um ihr Geld zu bringen. Da gibt es zum Beispiel den berüchtigten Enkeltrick am Telefon, Täter, die sich an der Haustür als Gasableser oder ähnliches ausgeben, aber auch Betrüger im Internet über Portale zur Partnersuche. Egal, ob am Telefon, an der Haustür oder virtuell – „Die Täter erzeugen immer eine Situation, die eine Dringlichkeit beinhaltet, sodass die Menschen in Bedrängnis geraten und glauben, in einer Drucksituation schnell handeln zu müssen“, erklärt Christoph Kaiser von der Polizei des Rhein-kreises. Der Polizeihauptkommissar ist Opferschutzbeauftragter und Ansprechpartner bei Sicherheit für Senioren.
Doch warum sind gerade Senioren Ziel vieler Trickbetrüger? Zum einen ist die Chance, eine alleinstehende ältere Person tagsüber anzutreffen, recht groß, weil wir in einer alternden Bevölkerung leben. „Außerdem ziehen die Täter ihre Maschen sehr subtil durch und spielen mit den Emotionen und der Hilfsbereitschaft der Menschen.“Bei den Betrugsdelikten am Telefon suchen die Täter meist gezielt in Telefonverzeichnissen nach veralteten Vornamen wie Wilhelmine oder Hubert und rufen die Leute an. Sie melden sich mit „Rate mal, wer hier dran ist“oder „Hier ist dein Enkel, weißt du welcher?“und verwickeln die Angerufenen so schnell in ein Frage-antwort-spiel, das darauf hinausläuft, die Senioren zu bedrängen, dringlich finanziell Hilfe zu leisten. Oft versuchen Täter, mit Schockanrufen ans Geld der Senioren zu kommen.
So erging es einem 71 Jahre alten Hackenbroicher Ende Oktober: Ein angeblicher Arzt versuchte dem Mann zu suggerieren, dass sein Sohn schwer erkrankt sei und dringend Geld für den Transport eines wichtigen Medikaments überweisen müsse. Der Senior war skeptisch und konnte durch gezielte Rückfragen den Betrüger abwehren, der schließlich auflegte. Vielen gelingt das aber nicht. „Die Menschen geraten dann in eine Stresssituation, mit der sie total überfordert sind“, sagt Christoph Kaiser. Er rät: im Zweifel sofort auflegen und die Polizei verständigen. Auf keinen Fall sollte man sich auf Geldübergaben oder Überweisungen an Unbekannte einlassen. Auch bei Gewinnversprechen am Telefon sollte man kritisch sein, wie es auch einem über 70-jährigen Mann aus Dormagen jetzt gelang. Als der Senior aufgefordert wurde, einen vierstelligen Betrag als Gebühr zu überweisen, schöpfte er Verdacht und informierte die Polizei.
Aufpassen sollten die Menschen auch beim Einkaufen und auf der Straße. Mehrfach versuchten Trickbetrüger in Dormagen, Senioren durch geschicktes Verwickeln in ein Gespräch abzulenken und Schlüssel zu entwenden. Die Polizei rät dazu, keine persönlichen Gegenstände wie Schlüssel aus der Hand zu geben und Fremden weder Namen noch Adresse zu geben. Auch bei Fremden an der Haustür sei Vorsicht geboten. „Nicht jedem sofort die Tür öffnen“, empfiehlt Kaiser. Denn Täter geben sich häufig als Wasserwerker, Mitarbeiter einer Telefongesellschaft oder der Stadt aus und verschaffen sich so Zugang zu Wohnungen. Und kurze Zeit später fehlen Geld und Schmuck. „Oft liegt da eine Hörigkeit der Menschen gegenüber offiziellen, übergeordneten Stellen vor“, erläutert Kaiser.
In den Vorträgen und Schulungen, die er bei Senioren hält sagt er immer wieder: „Sie entscheiden, wen sie ins Haus lassen!“Gut sei es, Vorkehrungen zu treffen, um erstmal zu klären, was der Besucher an der Haustüre möchte, zum Beispiel durch eine Sprechanlange, durch einen Spalt an der Tür oder durch ein Fenster. Wenn sich jemand als Mitarbeiter einer Firma ausgibt, sei es im Zweifel ratsam, die Besucher vor der Türe warten zu lassen, und bei der entsprechenden Firma anzurufen, um zu fragen, ob das seine Richtigkeit hat. Und auch hier gilt: im Zweifel die Polizei über die 110 wählen. Es gibt auch Betrüger, die sich über das Telefon als Polizisten ausgeben und im Display die 110 erscheinen lassen. Da sagt Christoph Kaiser ganz klar: „Das gibt es nicht. Der Notruf 110 ist eine Einbahnstraße zur Polizei! Wenn die Polizei bei Bürgern anruft, erscheint niemals die Notrufnummer, sondern immer eine Festnetznummer!“
Um Senioren vor solchen Angriffen zu schützen, ist Aufklärung ganz wichtig. Davon ist auch Hans-peter Preuss, Vorsitzender des Seniorenbeirates der Stadt, fest überzeugt. Das Gremium bietet Vorträge von Fachleuten zu diesem Thema an, auch in Zusammenarbeit mit der Polizei. „Da kommen dann auch ein paar Leute, ich würde mir aber wünschen, dass wesentlich mehr kommen und sich mit dem Thema auseinandersetzen“, sagt Preuss.