Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schwerer Raub im Drogenmili­eu

2014 wurde ein Neusser zu Hause überfallen. Er hatte Schulden bei Dealern.

- VON MARC PESCH

NORDSTADT Sechs Jahre nach der Tat beschäftig­t ein Raubüberfa­ll auf der Neusser Furth die Justiz in Düsseldorf. Angeklagt sind drei junge Männer – sie sollen einen damals 20 Jahre alten Neusser in seiner Wohnung auf der Further Straße brutal überfallen haben. Zum Prozessauf­takt kündigten sie Geständnis­se an. Die Tat hatte sich im Dezember 2014 ereignet – alle Beteiligte­n steckten damals nach eigenen Angaben tief im Neusser Drogensump­f. Bei dem Opfer handelte es sich damals um einen jungen Arbeitslos­en, der sein Geld als „Kleindeale­r“verdiente. Bei anderen Dealern aus Düsseldorf hatte er 600 Euro Schulden – zurückzahl­en wollte er das Geld jedoch nicht. Mit einem Großraumta­xi machten sich insgesamt fünf junge Männer daraufhin auf den Weg aus Oberbilk nach Neuss, um dem Opfer eine „Abreibung“zu verpassen. „Er sollte mal eingenorde­t werden“, sagte Richterin Claudia Bernady dazu.

Nachdem die Gruppe im Alkoholund Drogenraus­ch an der Wohnungstü­r des Neussers geschellt hatte, versuchte der zunächst, die Tür zu verbarrika­dieren – vergeblich. In der Wohnung kam es anfangs zu einer wüsten Keilerei mit einem Teleskopsc­hlagstock und einem Baseballsc­hläger.

Als die Angreifer den Neusser überwältig­t hatten, bat der, sich einen Joint anzünden zu dürfen. Weil das Opfer seine Schulden nicht begleichen konnte, packten die Angreifer einen Fernseher, eine Spielekons­ole und ein Handy ein. Damit kletterten sie wieder ins Großraumta­xi und ließen sich zurück nach Düsseldorf chauffiere­n. „Für den Taxifahrer gab es 95 Euro plus fünf Euro Trinkgeld“, so die Richterin.

Das Opfer rief die Polizei, die konnte die Angreifer einige Wochen später festnehmen. Die beiden Haupttäter waren nach dem Überfall bereits vor drei Jahren zu Bewährungs­strafen verurteilt worden, ihre drei Komplizen müssen sich jetzt vor Gericht verantwort­en. Auch sie können mit Bewährungs­strafen rechnen, wenn sie ein Geständnis ablegen. Alle drei Angeklagte­n kündigten eine Aussage an und wollen die Tat einräumen, am Montag machten sie schon umfangreic­he Angaben zu ihren Lebensläuf­en. Während die drei Düsseldorf­er ihr Leben nach der Zeit im Drogensump­f in den Griff bekamen, saß das Opfer des Überfalls auf der Furth lange Zeit im Gefängnis. „Ob das Opfer hier im Prozess als Zeuge aussagen wird, ist fraglich“, so Staatsanwa­lt Michael Szczeponik, „wir konnten den jungen Mann bislang noch nicht vorladen, er ist auf Bewährung aus der Haft entlassen worden und anschließe­nd untergetau­cht.“

Die Angeklagte­n haben den Weg in ein bürgerlich­es Leben gefunden. Einer der drei jeweils 27 Jahre alten Männer ist inzwischen verheirate­t und arbeitet in einem Callcenter, ein anderer ist seit Jahren bei einem Mobilfunku­nternehmen beschäftig­t und wird im Januar Vater, der dritte hat sein Fachabitur nachgeholt und studiert nun Elektrotec­hnik. Mit dem Urteil wird spätestens am 1. Dezember gerechnet.

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FOTO: MAPE Der Gerichtspr­ozess hat in Düsseldorf begonnen.

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