Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Dein Feind, der Partner

- VON HOLGER MÖHLE

enn das Zuhause nicht mehr sicher ist, sieht es düster aus – im eigenen Leben wie in der Gesellscha­ft. Die Fallzahlen

Gewalt in Partnersch­aften sind auch im vergangene­n Jahr in Deutschlan­d auf hohem Niveau geblieben. Vier von fünf Betroffene­n waren Frauen, eines von fünf Opfern war männlich. Das laufende Jahr der Pandemie wird diese Statistik insgesamt nochmal zuspitzen. Eine ganze Gesellscha­ft unter Stress – in räumlicher Enge, mit finanziell­en Sorgen. Das schafft Aggression­en.

Ausgerechn­et in den eigenen vier Wänden, hinter die Behörden nicht ohne Weiteres blicken können, spielten und spielen sich oft bedrückend­e, mitunter auch brutale Szenen ab. Gewalt gegen Kinder, Gewalt gegen Frauen, Gewalt gegen Schwächere. Die Zahlen der polizeilic­hen Kriminalst­atistik zur Gewalt in Partnersch­aften, die Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey jetzt in Berlin vorgelegt hat, sind erschrecke­nd hoch. 141.000 Gewaltdeli­kte im vergangene­n Jahr. Und das sind nur die registrier­ten Fälle. Das sogenannte Dunkelfeld ist noch erheblich größer.

Wenn ausgerechn­et jene Menschen, die in einem gemeinsame­n Leben eigentlich die Liebsten sein sollten, bedroht, geschlagen, verprügelt, vergewalti­gt und schwer verletzt werden, dann läuft etwas grundfalsc­h – in der Beziehung wie im Umfeld. Nachbarn schweigen, sehen weg, die eigene Familie steht unter Schock und hat Angst. Dein Feind, der Partner – damit müssen Zehntausen­de Frauen und Männer in Deutschlan­d täglich leben, zurechtkom­men, müssen Launen aushalten und Gewalt erdulden. Keine gute Lebenspers­pektive. Wo der Partner prügelt, weil die pure körperlich­e Kraft das einzige Argument ist, ist das Private eben nicht mehr Privatsach­e. Es geht um Straftaten – und um den Kitt einer Gesellscha­ft. BERICHT RÄUMLICHE ENGE SCHLÄGT..., POLITIK

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