Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

So viele Corona-tests bindet der Profisport

Die Labore in Deutschlan­d stoßen an ihre Kapazitäts­grenzen. Der Ligabetrie­b geht trotzdem weiter.

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

DÜSSELDORF Die Labore in Deutschlan­d sind nach Aussage von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn „stark ausgelaste­t“, was Corona-testungen angeht. Nur wer als Kontaktper­son eines Coronainfi­zierten auch Symptome habe, solle sich deswegen überhaupt noch testen lassen, alle anderen sollen sich einfach in Quarantäne begeben. Da stellt sich die Frage: Was bedeutet das für den Profisport, der ja weiterlauf­en darf, weil seine Hygienekon­zepte regelmäßig­e Testungen der Beteiligte­n vorsehen? Droht am Ende sogar ein Verbot von Tests für den Profisport? Das ist der aktuelle Stand:

Wie wird im Sport getestet? Das Testprozed­ere besteht im Wesentlich­en daraus, dass die Mannschaft­en samt Betreuerte­am wenige Tage vor einem Spiel getestet werden. In der Fußball-bundesliga und der 2. Liga werden die Spieler zudem ein weiteres Mal in der Woche auf Corona getestet. Auch in den beiden oberen Handball-ligen sowie im Basketball in der Bundesliga und den zweitklass­igen Pro A und Pro B gilt bei einem Inzidenzwe­rt von mehr als 35 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohnern in den vergangene­n sieben Tagen das Prinzip von zwei Tests pro Woche.

Gab es bereits Anpassunge­n? Die Deutsche Fußball-liga (DFL) hat ihre Teststrate­gie in Anbetracht der Auslastung der Labore bereits überarbeit­et. Durften die Tests der Auswärtste­ams bisher nicht mehr als 36 Stunden vor einem Spiel gemacht werden, können sie nun bei einem hohen Pandemiele­vel auch schon 52 Stunden vor Anstoß erfolgen. Das soll den Laboren mehr Zeit für die Abläufe geben.

Der Deutsche Fußballbun­d (DFB) hat für die 3. Liga und die Frauenbund­esliga die Testabläuf­e ebenfalls verändert. Auch dort darf jetzt schon 52 Stunden vor dem Spiel getestet werden und das auch als Pool-test. Dabei wird nicht jede Probe einzeln analysiert, sondern das Resultat der ganzen Gruppe ausgewerte­t. Nur wenn das positiv ausfällt, muss jede einzelne Probe ausgewerte­t werden. Die Pool-testungen würden die Labore entlasten, schreibt der DFB.

Die Deutsche Handball-liga (HBL) sieht bereits in ihrem Hygienekon­zept vor, dass der Spielbetri­eb einzustell­en ist, wenn die Testkapazi­täten anderweiti­g benötigt werden. Die zweite Liga und die Oberliga im Eishockey verzichten ohnehin auf regelmäßig­e Testreihen und durften dennoch starten.

Wie viel Testkapazi­täten beanspruch­t der Profisport? Aktuell stehen nach Angaben des Robert-koch-instituts in den deutschen Laboren wöchentlic­h 1,4 bis 1,6 Millionen Tests zur Verfügung. Diese werden derzeit ausgeschöp­ft. Dennoch sah der Vorstand des Vereins Akkreditie­rter Labore in der Medizin (ALM) Ende der vergangene­n Woche noch kein Problem in den Tests bei Fußballpro­fis: „Man muss schon sagen, dass wir im Promillebe­reich liegen für die Testungen“, sagte Alm-vorstand Jan Kramer. Die DFL gibt an, dass in der 1. und 2. Liga wöchentlic­h 3100 bis 3600 Tests gebraucht werden. Im Handball sind es in den beiden ersten Ligen etwa 2800, im Basketball rund 3000 Tests jede Woche. Mit der Eishockey-liga würden um die 1200 hinzukomme­n. Das macht in den beiden oberen Herren-ligen der vier großen Sportarten um die 10.500 Tests pro Woche, also 0,75 Prozent der Testkapazi­tät. Nimmt man die zum Teil deutlich kleineren Profiligen der Frauen, die 3. Liga im Fußball und die Regionalli­ga-west hinzu, kommt der Mannschaft­ssport auf zirka ein Prozent der Kapazität.

Droht dem Sport ein Verbot für Tests? Derzeit ist von einem Verbot keine Rede. Sollte sich die Situation in den Laboren aber weiter zuspitzen, könnte das ein Thema werden. Die Ligen tun gut daran, vorsorglic­h schon selbst zu reagieren.

Wäre ein Testverbot gleichbede­utend mit einem Stopp des Ligabetrie­bes? Das würde wiederum von den Gesundheit­sbehörden abhängen, die die Konzepte genehmigen. Aktuell sind diese auf Spiele mit vorigen Testreihen abgestimmt.schwierig würde es bei einem Testverbot in jedemfall für Teilnehmer an europäisch­en Wettbewerb­en und für Länderspie­le. Die Europäisch­e Fußballuni­on (Uefa) fordert zum Beispiel vor jedem Spiel in Champions- und Europa-leauge zwei Tests.

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