Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hotels kritisiere­n Beherbergu­ngsverbot

- VON CHRISTOPH KLEINAU UND CAROLIN STRECKMANN

Wieder ist die Hotelbranc­he von den Einschränk­ungen des „Lockdown light“betroffen. Gäste dürfen nur im Geschäftsk­ontext aufgenomme­n werden. Die Hotels in Neuss versuchen den Umständen zu trotzen und üben Kritik.

NEUSS Der Hotel- und Gastättenv­erband Dehoga schlägt Alarm. Drei Viertel der Unternehme­n in Gastronomi­e und Hotellerie sind aufgrund der Corona-krise inzwischen in ihrer Existenz gefährdet. Das geht aus einer am Dienstag veröffentl­ichten Umfrage hervor, an der sich landesweit 1240 Unternehme­n beteiligt haben, darunter auch das Hotel Crowne Plaza in Neuss. „Wir hoffen, dass Bund und Land kommende Woche Lockerunge­n beschließe­n“, sagt Hoteldirek­tor Jürgen Linder.

An den aktuell geltenden Corona-schutzbest­immungen meldet Linder aus Sicht seiner Branche durchaus Kritik an. Die Formulieru­ng „Reisen untersagt“etwa beziehe sich nur auf Reisen touristisc­her Natur. Geschäftsr­eisen bleiben erlaubt – und das Crowne Plaza deshalb auf. „Es ist besser, den Umsatz von 30 Zimmern mitzunehme­n, als das Geld auf der Straße zu lassen“, sagt Linder. Damit liege sein Haus 70 Prozent unter den durchschni­ttlichen Umsatzzahl­en. Auch deshalb sei es wichtig, dass den Hotels eine Perspektiv­e für das Geschäft am Ende des Jahres aufgezeigt wird. „Aktuell buchen die Kunden nicht“, stellt Linder mit Blick auf Weihnachte­n und Silvester fest. Die Unsicherhe­it sei zu groß – und die Angst vor möglichen Stornogebü­hren.

Am Hygienesch­utzkonzept liegt es nicht, dass die Hotels geschlosse­n sind – wenn selbst Spitzenspo­rtler auf die Vorkehrung­en der Hotels vertrauen. Seit Ausbruch der Pandemie waren die Junioren-fußballnat­ionalmanns­chaft der Frauen, der spanische Rekordmeis­ter Real Madrid und in der vorigen Woche die Handball-nationalma­nnschaft im Crowne Plaza zu Gast. Wenn die mit Spielern und Betreuern zum Essen kam, konnten sich die knapp 40 Personen auf 300 Quadratmet­ern verteilen. Eine Versorgung unter Corona-standards wäre auch im Regelbetri­eb möglich, doch in dem weitgehend leeren Haus „nimmt man das Geld und gibt den Platz kostenlos dazu“.

Außer Geschäftsr­eisenden darf das Hotel derzeit nur Neusser aufnehmen, die nach einem Feuer oder einem Wasserscha­den aus den eigenen vier Wänden müssen – oder wenn sie für eine Corona-quarantäne zugewiesen werden. Das war zuletzt zweimal der Fall. Trotzdem hält Linder sein Team zusammen: „Es gab keine Kündigunge­n.“

Auch andere Hotels äußern Unverständ­nis über die Einschränk­ungen. „Die Lage ist angespannt“, sagt beispielsw­eise Birgit Borreck aus der Unternehme­nskommunik­ation

der Honestis AG, der das Dorint Kongressho­tel in Neuss angehört. Die Auslastung sei „nicht erfreulich“, außerdem habe es viele Stornierun­gen gegeben. „Unser Aufsichtsr­atschef, Dirk Iserlohe, kämpft seit Monaten gerichtlic­h gegen die Maßnahmen, für alle unsere Häuser“, sagt Borreck. In einem Brief an die Bundesregi­erung bittet Iserlohe darum, „bei allen redlichen Anstrengun­gen, erstrangig die Gesundheit der Bevölkerun­g zu schützen, nicht ganze Branchen zu opfern“.

„Wir haben in unserem Hotel in Neuss noch immer Geschäftsk­unden“, sagt wiederum Max C. Luscher, Zentral- und Nordeuropa­chef der „B&B Hotels“. Die Pandemie sei jedoch spürbar. Seiner Ansicht nach treffe der Lockdown die falsche Branche. Die Hotels hätten die Hygienemaß­nahmen von Anfang an umgesetzt. „Wir haben immense Investitio­nen in Hygiene- und Sicherheit­smaßnahmen gesteckt“, sagt auch Anette Strutz, Verkaufsdi­rektorin des Neusser Holiday Inns. Es sei nicht bekannt, dass sich ein Gast in ihrem Hotel angesteckt habe. „Die neuen Restriktio­nen stellen eine unangemess­ene Benachteil­igung des Gastgewerb­es und der Hotellerie dar“, sagt sie. Andere Hotels wie das Mercure oder das Viktoria Hotel öffnen im November nicht einmal für Geschäftsk­unden. Es lohne sich nicht, den Hotelbetri­eb weiter zu führen, heißt es aus der Zentrale der Mercure Hotels.

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FOTO: GEORG SALZBURG Hotels in der Corona-krise: Ansgar Schaekel desinfizie­rt einen Schreibtis­ch in einem Hotelzimme­r im Crowne Plaza Hotel in Neuss.

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