Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Müll im Abwasser erhöht die Kosten

Im vergangene­n Jahr wurden 113,37 Tonnen Müll aus der Kläranlage gefiltert. Der hat auch für die Umwelt Folgen.

- VON CORNELIA BRANDT

DORMAGEN Ob mit Absicht oder aus Versehen – viel zu häufig verschwind­en Dinge in der Toilette, die dort nicht hinein gehören. Für die Kläranlage­n bedeutet das einen höheren Aufwand, um all diese Dinge wieder hinaus zu filtern. Doch nicht alle Kläranlage­n sind dafür leistungsf­ähig genug. Und so landet ein Teil der falsch entsorgten Abfälle schließlic­h auch in unseren Gewässern, zum Beispiel im Rhein.

Das Reinigen von Abwasser ist eine kostspieli­ge Sache – je aufwändige­r desto teurer. Nicht ohne Grund hatten die für die Stadtentwä­sserung zuständige­n Technische­n Betriebe Dormagen (TBD) vor fünf Jahren 200.000 Euro investiert, damit die Anlage technisch auf neuestem Stand bleibt und die gründliche Reinigung von Abwasser gesichert ist.

„Täglich fällt eine große Menge an Müll in der Dormagener Kläranlage an, der über die Toiletten entsorgt wurde. So wurde zuletzt in 2019 eine

Menge in Höhe von 113,37 Tonnen Müll in der Kläranlage Dormagen ausgefilte­rt. Die Palette ist vielfältig von Feuchttüch­ern und Küchenroll­e über Essensrest­e, Lacke und chemische Mittel bis hin zu Medikament­en“, sagt Angela Schmitz, die im Bereich der städtische­n Abfallwirt­schaft arbeitet. „Der Müll kann nicht nur die Rohre verstopfen, das verunreini­gte Abwasser ist vor allem sehr aufwändig und teilweise sehr schwierig zu reinigen. Deshalb bitte ich alle Bürgerinne­n und Bürger, lediglich Toilettenp­apier über die Toilette zu entsorgen.“

Während herkömmlic­hes Toilettenp­apier im Wasser schnell zerfasert, sind Taschentüc­her und Feuchttüch­er sowie Küchenroll­e deutlich fester und überstehen teilweise sogar einen Waschgang in der Waschmasch­ine. In der Kläranlage müssen sie mit Rechen oder Sieben aufwändig aus dem Abwasser entfernt, gesammelt und in der Regel anschließe­nd verbrannt werden. Auch Küchenabfä­lle und Essensrest­e haben nichts in der Toilette zu suchen. Zum einen werden so Tiere wie Ratten angelockt, zum anderen ist beispielsw­eise mit Öl oder Fett verunreini­gtes Abwasser nur sehr aufwändig zu reinigen.

Farb- und Lackreste sowie Lösungsmit­tel beispielsw­eise greifen zudem die Technik der Abwasseran­lage an und töten Mikroorgan­ismen ab, die dafür zuständig sind, biologisch abbaubare Substanzen zu zersetzen. Flüssige Farb- und Lackreste

und auch Lösungsmit­tel müssen über Schadstoff-sammelstel­len entsorgt werden.

Darüber hinaus gelangen unsachgemä­ß über den Ausguss oder die Toilette entsorgte Medikament­e oder Drogen in das Abwasser und können so zur Belastung für die Umwelt werden. Denn auch in modernen Kläranlage­n können diese Substanzen nur teilweise oder gar nicht entfernt werden.

Laut dem Umweltbund­esamt wurden in Deutschlan­ds Umwelt bisher rund 270 Wirkstoffe nachgewies­en, wenn auch meist in niedriger Konzentrat­ion, zum Beispiel Schmerzmit­tel, Antibiotik­a und Hormone. Alte Medikament­e können über den Hausmüll entsorgt werden. Das Umweltbund­esamt empfiehlt jedoch, unverbrauc­hte Arzneimitt­el über Apotheken und Schadstoff­sammelstel­len zu entsorgen, um sicherzust­ellen, dass die Medikament­e verbrannt und somit vollständi­g zerstört werden.

Über Feuchtpapi­er, Tampons und Slipeinlag­en im Rhein hatte zuletzt auch Karin Schwanfeld­er von der Initiative Rhein-clean-up Dormagen Zons geklagt. Allerdings stamme der Unrat nicht aus Dormagen, sondern aus Köln-weiden, wo es nicht so moderne Verfahren gebe wie in der Dormagener Kläranlage. Der Müll lande deshalb dort über den Randkanal in Worringen im Rhein. Und findet sich so schließlic­h rheinabwär­ts auch an den Dormagener Uferbereic­hen wieder.

Auch Mikroplast­ik ist immer wieder im Rhein und an seinen Ufern zu finden. Die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace entnahm deshalb kürzlich Gewässerpr­oben in Höhe Dormagen, die Auswertung­en laufen noch. Timo Krupp, Pressespre­cher des Chemparks, sagte dazu: „Wir gehen davon aus, dass auch aus dem Chempark ein Teil des im Rhein gefundenen Mikroplast­iks kommt. Das Phänomen ist jedoch nicht chemparksp­ezifisch, sondern gilt universell für kommunale Kläranlage­n, da diffuse Eintragsqu­ellen praktisch nicht eliminiert werden können.“

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FOTO: STADT In der Kläranlage Dormagen wurden 2019 rund 113 Tonnen Müll ausgefilte­rt. Je höher der Aufwand, desto mehr schlägt sich das auf den Abwasserpr­eis nieder.

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