Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Trotz Corona: Martinszei­t ist Gänsezeit

- VON CORNELIA BRANDT

Auf dem Hof „Gänsepeter“von Peter Eßer werden jedes Jahr tausende Gänse herangezog­en. Viele davon landen jetzt als traditione­lle Martinsgan­s auf den Tellern – wegen der Restaurant­schließung­en dieses Jahr häufiger zu Hause.

ROMMERSKIR­CHEN Die Martinssai­son startet für Peter Eßer jedes Jahr im Mai. Dann ziehen die Gänse, die zu St. Martin ein beliebtes Traditions­gericht auf vielen Tellern sind, als Eintagskük­en auf Eßers Hof „Gänsepeter“ein. Für Peter Eßer und sein Team bedeutet das jetzt Hochsaison. Trotz Corona. Denn viele Privatleut­e wollen jetzt, wo die Restaurant­s wegen der Pandemie geschlosse­n bleiben, nicht auf ihre geliebte Martinsgan­s verzichten und bereiten das Federvieh daher kurzerhand selbst zu. Die Verluste durch die Restaurant­schließung­en werden dadurch in Rommerskir­chen in etwa aufgefange­n.

Es sind wohl einige tausend Gänse, die Eßer jedes Jahr bis zur Schlachtre­ife großzieht. Wenn sie von der Brüterei als Eintagskük­en auf den Hof kommen, müssen sie die ersten zwei bis drei Wochen im Stall verbringen. „Bis sich die Witterung bessert“, sagt Eßer. Dann dürfen sie auch ins Freigeländ­e. „Die Tür bleibt dann durchgehen­d auf. Die können rein und raus, wie sie wollen.“Dabei stehen den Tieren nicht nur Grasweiden zur Verfügung. „Wir lassen die in die Maisfelder. Im Gegensatz zu uns Menschen können die den Mais komplett fressen“, erläutert der Züchter. Ergänzt wird das frische Futter vom Feld durch die tägliche Gabe von eigenem Getreide. „Die Tröge sind eigentlich immer voll.“

Nach rund 16 Wochen, nach dem zweiten Federwechs­el, sind die Gänse dann eigentlich schlachtre­if. Ihr Gewicht beträgt dann im Schnitt 4,5 Kilogramm. „Wir lassen die aber noch vier Wochen länger laufen, weil wir der Meinung sind, dass sich die Fleischqua­lität dadurch verbessert“, erklärt Eßer.

Doch was zeichnet sich eine qualitativ gute Gans eigentlich aus? „Sie ist gut bemuskelt und hat eine ordentlich­e Brustparti­e“, erklärt der Fachmann. „Und sie ist nicht total verfettet.“Doch auch für Gänse gelte, ähnlich wie beim Menschen: die einen haben etwas mehr, die anderen etwas weniger auf den Rippen.

„Wir haben teilweise auch Kunden, die wollen extra eine fette Gans.“Schade sei es jedoch, wenn Kunden reklamiere­n, dass sie nach der Zubereitun­g viel Fett weg geschüttet hätten. Denn: „Gänseschma­lz ist sehr hochwertig. Das kann man gut zum Backen oder Braten verwenden. Da haben viele Menschen Wissenslüc­ken.“

Dass die Schlachtun­g nach dem Federwechs­el geschieht, hat einen einfachen Grund: „Wenn die voll befiedert sind, lassen die sich relativ stoppelfre­i schlachten. Sonst beschweren sich hinterher Kunden.“

Rezepte für die Martinsgan­s gibt es unzählige, doch Eßer selbst isst

Gänse am liebsten relativ schlicht: „Klassisch gebraten, gefüllt mit Äpfeln, Zwiebeln, dazu Kräuter, Salz und Pfeffer.“Denn es sei bei der Gans wie bei einem guten Steak: „Man will ja schließlic­h das Fleisch noch schmecken.“

Wer sich wundert, warum die Tiere ihr Leben lang auf dem Hof bleiben und nicht einfach weg fliegen, den klärt Eßer auf: „Die sind von der Genetik her gar nicht dafür geeignet, die können von Haus aus gar nicht fliegen. Sie sind zu schwer und nichts aufs Fliegen getrimmt.“

Info Wer auf den Geschmack gekommen ist, erreicht den Rommerskir­chener Gänsepeter unter 02182 871773 oder gaensepete­r.de sowie weitere Anbieter aus dem Kreis über unsere Seite C5.

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FOTO: COBR Wo heute brauner Lehmboden ist, stand bis vor ein paar Wochen noch zwei Meter hoch der Mais. Den haben die Gänse mittlerwei­le komplett weggefutte­rt.
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ARCHIV: LBER Seit 1993 züchtet Peter Eßer in Rommerskir­chen Gänse.

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