Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Lärmschutzwände sollen untersucht werden
Auf der A 3 ist am Freitag eine Betonelement einer Lärmschutzwand auf ein Auto gestürzt. Die Fahrerin starb. Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist unklar. Auch Politiker sind alarmiert.
KÖLN Es ist etwa 10.15 Uhr am Freitagmorgen, als sich an der Autobahn 3 bei Köln plötzlich eine tonnenschwere Betonplatte aus der Lärmschutzwand löst und auf einen vorbeifahrenden schwarzen VW Polo fällt. Die Fahrerin kommt dabei ums Leben; sonst befindet sich niemand in dem Wagen, der durch die Betonplatte völlig eingedrückt wird.
Die Frau sei vermutlich sofort tot gewesen, berichtete die Polizei. Ein Notarzt sei schnell vor Ort gewesen; er habe der Frau aber nicht mehr helfen können. „Wir gehen davon aus, dass eine enorme Energie auf das Auto eingewirkt hat“, erklärte ein Polizeisprecher. Statiker mussten vor der Bergung die Standfestigkeit der betroffenen Lärmschutzwand prüfen. Ein Kran hob die Betonplatte vom Wrack. Erst dann konnte die ums Leben gekommene Frau aus dem völlig zerstörten Auto geborgen und der Unfallort geräumt werden. Bei dem Opfer soll es sich um eine 66 Jahre alte Frau aus Köln handeln. Etwa 30 Einsatzkräfte der Feuerwehr waren vor Ort.
Der Unfall ereignete sich unterhalb einer Brücke nahe der Ausfahrt Köln-dellbrück in Fahrtrichtung Oberhausen. Feuerwehr und Polizei sicherten die Unfallstelle ab; die stark befahrene Autobahn wurde zwischen Köln-ost und der Anschlussstelle Köln-dellbrück in Richtung Oberhausen komplett gesperrt – und das zunächst für unbestimmte Zeit. Gegen 13.40 Uhr wurde die Sperrung in Teilen wieder aufgehoben; zwei Fahrstreifen blieben aber weiter gesperrt. Es bildeten sich kilometerlange Staus; auch die Ausweichstrecken waren voll. Betroffen waren auch Linien der Kölner
Verkehrsbetriebe, die in Teilen nur noch unregelmäßig fuhren.
Wieso sich das etwa fünf Tonnen schwere Teil löste, war zunächst nicht bekannt. „Die Lärmschutzwand wurde 2007 gebaut“, sagte eine Sprecherin des Landesbetriebs Straßen NRW. Ob aufgrund des Vorfalls alle baugleichen Lärmschutzwände untersucht werden, ist nicht bekannt. Laut Straßen NRW werden aber auf jeden Fall auf dem betroffenen Streckenabschnitt in beiden Fahrtrichtungen jeweils zwei Spuren gesperrt, um eine weitere Gefährdung auszuschließen. „Die Stützwände an diesem Streckenabschnitt werden einer Sonderprüfung unterzogen“, heißt es in einer Mitteilung.
Demnach wird die A3 zwischen den Anschlussstellen in sogenannter Tieflage geführt. Das heißt laut Straßen NRW, dass für den Bau der Autobahn ein Geländeeinschnitt hergestellt wurde und sich rechts und links der Fahrbahn Betonwände befinden. Oben auf den Betonstützwänden sind die eigentlichen Lärmschutzwände montiert, die Wände selbst sind mit Lärmschutzelementen ausgestattet, erklärte der Landesbetrieb.
Der ADAC fordert eine lückenlose Untersuchung. „Es muss geklärt werden, wieso das passieren konnte. Der Autobahnabschnitt in dem Bereich ist noch relativ jung und meines Wissens nach erst in den vergangenen acht bis zehn Jahren fertiggestellt worden. Normalweise sind solche Bauteile dafür ausgelegt, mindestens 40 bis 50 Jahre zu halten“, sagte Adac-verkehrsexperte Roman Suthold unserer Redaktion. Einen solchen Unfall habe er noch nie erlebt. „Denn so etwas kann eigentlich nicht passieren.“
Nach Angaben von Straßen NRW werden grundsätzlich sämtliche Bauwerke an den Autobahnen regelmäßig untersucht. „Alle sechs Jahre wird eine umfassende Hauptprüfung durchgeführt“, sagte eine Sprecherin. Drei Jahre nach der Hauptprüfung folgt demnach die sogenannte einfache Prüfung durch eine der Straßen-nrw-niederlassungen. In den Jahren ohne Prüfung führt die jeweils zuständige Autobahn- oder Straßenmeisterei eine ausführliche Besichtigung durch.
Nrw-verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) hat mit Bestürzung auf den tödlichen Unfall reagiert. „Die Nachricht vom Unfalltod der Autofahrerin hat mich zutiefst erschüttert. Ich bin in Gedanken bei den Angehörigen der Verstorbenen“, sagte Wüst. Der Verkehrsausschuss des Landtags soll sich am Mittwoch mit dem Unfall beschäftigen; die Spd-fraktion beantragte dazu eine Aktuelle Viertelstunde.