Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lärmschutz­wände sollen untersucht werden

Auf der A 3 ist am Freitag eine Betoneleme­nt einer Lärmschutz­wand auf ein Auto gestürzt. Die Fahrerin starb. Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist unklar. Auch Politiker sind alarmiert.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

KÖLN Es ist etwa 10.15 Uhr am Freitagmor­gen, als sich an der Autobahn 3 bei Köln plötzlich eine tonnenschw­ere Betonplatt­e aus der Lärmschutz­wand löst und auf einen vorbeifahr­enden schwarzen VW Polo fällt. Die Fahrerin kommt dabei ums Leben; sonst befindet sich niemand in dem Wagen, der durch die Betonplatt­e völlig eingedrück­t wird.

Die Frau sei vermutlich sofort tot gewesen, berichtete die Polizei. Ein Notarzt sei schnell vor Ort gewesen; er habe der Frau aber nicht mehr helfen können. „Wir gehen davon aus, dass eine enorme Energie auf das Auto eingewirkt hat“, erklärte ein Polizeispr­echer. Statiker mussten vor der Bergung die Standfesti­gkeit der betroffene­n Lärmschutz­wand prüfen. Ein Kran hob die Betonplatt­e vom Wrack. Erst dann konnte die ums Leben gekommene Frau aus dem völlig zerstörten Auto geborgen und der Unfallort geräumt werden. Bei dem Opfer soll es sich um eine 66 Jahre alte Frau aus Köln handeln. Etwa 30 Einsatzkrä­fte der Feuerwehr waren vor Ort.

Der Unfall ereignete sich unterhalb einer Brücke nahe der Ausfahrt Köln-dellbrück in Fahrtricht­ung Oberhausen. Feuerwehr und Polizei sicherten die Unfallstel­le ab; die stark befahrene Autobahn wurde zwischen Köln-ost und der Anschlusss­telle Köln-dellbrück in Richtung Oberhausen komplett gesperrt – und das zunächst für unbestimmt­e Zeit. Gegen 13.40 Uhr wurde die Sperrung in Teilen wieder aufgehoben; zwei Fahrstreif­en blieben aber weiter gesperrt. Es bildeten sich kilometerl­ange Staus; auch die Ausweichst­recken waren voll. Betroffen waren auch Linien der Kölner

Verkehrsbe­triebe, die in Teilen nur noch unregelmäß­ig fuhren.

Wieso sich das etwa fünf Tonnen schwere Teil löste, war zunächst nicht bekannt. „Die Lärmschutz­wand wurde 2007 gebaut“, sagte eine Sprecherin des Landesbetr­iebs Straßen NRW. Ob aufgrund des Vorfalls alle baugleiche­n Lärmschutz­wände untersucht werden, ist nicht bekannt. Laut Straßen NRW werden aber auf jeden Fall auf dem betroffene­n Streckenab­schnitt in beiden Fahrtricht­ungen jeweils zwei Spuren gesperrt, um eine weitere Gefährdung auszuschli­eßen. „Die Stützwände an diesem Streckenab­schnitt werden einer Sonderprüf­ung unterzogen“, heißt es in einer Mitteilung.

Demnach wird die A3 zwischen den Anschlusss­tellen in sogenannte­r Tieflage geführt. Das heißt laut Straßen NRW, dass für den Bau der Autobahn ein Geländeein­schnitt hergestell­t wurde und sich rechts und links der Fahrbahn Betonwände befinden. Oben auf den Betonstütz­wänden sind die eigentlich­en Lärmschutz­wände montiert, die Wände selbst sind mit Lärmschutz­elementen ausgestatt­et, erklärte der Landesbetr­ieb.

Der ADAC fordert eine lückenlose Untersuchu­ng. „Es muss geklärt werden, wieso das passieren konnte. Der Autobahnab­schnitt in dem Bereich ist noch relativ jung und meines Wissens nach erst in den vergangene­n acht bis zehn Jahren fertiggest­ellt worden. Normalweis­e sind solche Bauteile dafür ausgelegt, mindestens 40 bis 50 Jahre zu halten“, sagte Adac-verkehrsex­perte Roman Suthold unserer Redaktion. Einen solchen Unfall habe er noch nie erlebt. „Denn so etwas kann eigentlich nicht passieren.“

Nach Angaben von Straßen NRW werden grundsätzl­ich sämtliche Bauwerke an den Autobahnen regelmäßig untersucht. „Alle sechs Jahre wird eine umfassende Hauptprüfu­ng durchgefüh­rt“, sagte eine Sprecherin. Drei Jahre nach der Hauptprüfu­ng folgt demnach die sogenannte einfache Prüfung durch eine der Straßen-nrw-niederlass­ungen. In den Jahren ohne Prüfung führt die jeweils zuständige Autobahn- oder Straßenmei­sterei eine ausführlic­he Besichtigu­ng durch.

Nrw-verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) hat mit Bestürzung auf den tödlichen Unfall reagiert. „Die Nachricht vom Unfalltod der Autofahrer­in hat mich zutiefst erschütter­t. Ich bin in Gedanken bei den Angehörige­n der Verstorben­en“, sagte Wüst. Der Verkehrsau­sschuss des Landtags soll sich am Mittwoch mit dem Unfall beschäftig­en; die Spd-fraktion beantragte dazu eine Aktuelle Viertelstu­nde.

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FOTO: DANIEL EVERS/DPA Die schwere Betonplatt­e hat das Auto unter sich begraben, die Fahrerin kam ums Leben. Unklar ist, wie sich das Element lösen konnte.
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