Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Foto-fauxpas zeigt das Truppen-problem der SPD

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN „Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen“, twitterte Spd-verteidigu­ngsexperte Fritz Felgentreu ohne weiteren Bezug. Wer die Glückwünsc­he an die Bundeswehr zu ihrem 65. Geburtstag verfolgt hatte, wusste mit der Anspielung etwas anzufangen. Außenminis­ter Heiko Maas hatte seine Gratulatio­n an die Truppe mit einem Bild illustrier­t, auf dem er einem Soldaten die Hand schüttelt – einem belgischen.

Nun liegen Schwarz-rot-gold und Schwarz-gelb-rot optisch nah beieinande­r, und doch fiel den meisten die peinliche Panne sofort auf. Hohn und Spott waren Maas sicher, und frustriert löschte er am Freitag den Tweet wieder, „um Missverstä­ndnisse zu vermeiden“.

Fdp-verteidigu­ngsexperti­n Marie-agnes Strack-zimmermann nahm die Panne als Zeichen: „Ich frage mich wirklich: Was ist aus der Sozialdemo­kratie von Helmut Schmidt und Peter Struck geworden?“Von der SPD in der Hauptstadt und in anderen Regionen seien keine Jugendoffi­ziere an Schulen erwünscht, in Friedrichs­hain werde die Bundeswehr als Helfer im Gesundheit­sdienst abgelehnt, und zu einem Truppenbes­uch in Afghanista­n habe man Maas regelrecht „tragen“müssen.

Tatsächlic­h macht sich der Linksschwe­nk bei Partei- und Fraktionsf­ührung inzwischen auch personell bemerkbar. Fraktionsc­hef Rolf Mützenich gab dem gestandene­n Bundeswehr­fachmann Hans-peter Bartels den Laufpass und versorgte die Innen- und Rechtspoli­tikerin Eva Högl mit dem Amt der Wehrbeauft­ragten. Daraufhin schmiss auch der Bundeswehr­experte Johannes Kahrs hin. Und nächstes Jahr hört auch Fritz Felgentreu auf, die derzeit noch verlässlic­hste Größe in Sachen SPD und Truppe. Er verlor den Rückhalt in seinem Berliner, nach links verrückten Landesverb­and. Schon die Abkehr von der nuklearen Teilhabe durch Partei- und Fraktionss­pitze hatte ihn kalt erwischt. Dieses „Ohne uns“sei zu wenig, gab er zu Protokoll. Den Vorsitz im Verteidigu­ngsausschu­ss hat noch ein Genosse, doch Wolfgang Hellmich bemüht sich um Neutralitä­t, und das neue Aushängesc­hild der konservati­ven Sozialdemo­kraten, Siemtje Möller, ist noch auf dem Weg, erfahrene Verteidigu­ngsexperti­n zu werden. So ist der Foto-fauxpas auch Ausdruck für das Fremdeln der Sozialdemo­kratie mit der Truppe.

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SCREENSHOT: TWITTER Dieses Foto postete Heiko Maas bei Twitter.

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