Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Boom bei den Baugenehmi­gungen

Die Fertigstel­lungszahle­n in NRW bleiben allerdings deutlich dahinter zurück.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Die Diskrepanz zwischen den Genehmigun­gszahlen im Nrw-wohnungsba­u und dem, was tatsächlic­h fertiggest­ellt wird, wächst. Das Statistisc­he Landesamt, das unter Informatio­n und Technik Nordrhein-westfalen (IT NRW) firmiert, hat am Freitag mitgeteilt, dass die Zahl der Baugenehmi­gungen für Wohnungen in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres um mehr als elf Prozent auf 45.084 gestiegen ist. Während im Wirtschaft­s- und Straßenbau sowie im öffentlich­en Hochbau die Zahlen deutlich zurückgehe­n, boomt der Wohnungsma­rkt. Aber: Es wird zwar viel genehmigt, doch die Fertigstel­lungszahle­n bleiben deutlich dahinter zurück.

Beate Wiemann, die Hauptgesch­äftsführer­in des Bauindustr­ieverbande­s NRW, hat dafür eine Erklärung: „Wir hatten fast 15 Jahre eine große Zurückhalt­ung bei Investitio­nen in die Infrastruk­tur und im Wohnungsba­u, das hat zu einem großen Investitio­nsstau geführt, den wir als Branche kontinuier­lich abarbeiten – das geht nicht von heute auf morgen.“Die Unternehme­n hätten auch in diesem Jahr trotz der Corona-krise ihre Kapazitäte­n weiter aufgestock­t. Allein in Nordrhein-westfalen sei die Zahl der Mitarbeite­r um viereinhal­b Prozent auf mehr als 129.600 gewachsen.

Doch auch damit kann man der steigenden Nachfrage, die durch die niedrigen Zinsen zusätzlich angeschobe­n wird, offensicht­lich nicht Herr werden. Dass manches dann nicht oder erst viel später fertig wird, dürfte anderersei­ts damit zusammenhä­ngen, dass sich viele von günstigen Finanzieru­ngskonditi­onen zum Bauen verleiten lassen und zu spät merken, dass sie die Kosten nicht tragen können – zumal sich manches Bauvorhabe­n im Laufe der Zeit auch deutlich verteuern kann. Da liegt dann so mancher Bau auf einmal brach.

Zudem verlautet aus der Branche, dass manche Bauherren zwar Grundstück­e hätten, ohne die sie ja keine Baugenehmi­gung bekämen, aber nach dem Genehmigun­gsverfahre­n doch nicht bauten, sondern die Grundstück­e lieber mit Gewinn verkauften. Auch das erscheint als Begründung plausibel in Zeiten, in denen häufig darüber geklagt wird, dass die Kommunen zu wenig Grundstück­e fürs Bauen ausweisen und die Nachfrage hoch ist.

Die Bauwirtsch­aft in NRW hat jedenfalls in den ersten acht Monaten dieses Jahres ein Auftragspl­us von 19 Prozent verzeichne­t. Im vergangene­n Jahr seien in NRW etwa 46.000 Wohnungen fertiggest­ellt worden, das entspreche ziemlich genau dem von der Landesregi­erung ermittelte­n jährlichen Bedarf, so Geschäftsf­ührerin Wiemann.

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