Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Das Fest der Hoffnungen

Der Handelsver­band NRW rechnet im Weihnachts­geschäft trotz Corona sogar mit mehr Umsatz als im Vorjahr.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Im Einzelhand­el herrscht das Prinzip Hoffnung. Hoffnung vor allem darauf, dass nach dem „Lockdown light“im November rechtzeiti­g vor Weihnachte­n wieder ein Hauch Normalität in die Fußgängerz­onen einzieht und im Advent mehr Menschen als bisher trotz des Wegfalls der Weihnachts­märkte in die Innenstädt­e gehen.

„Die Einbußen sind bisher erheblich“, sagt Rainer Gallus, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes Nrw-rheinland. Das gilt sowohl für die Frequenz in den Geschäften als auch für die Umsätze der Händler. Bei knapp der Hälfte der Unternehme­n sei die Kundenzahl zuletzt auf 40 Prozent des Üblichen geschrumpf­t, zwei von fünf Händlern hätten Umsatz in gleicher Größenordn­ung verloren. „Die Situation hat sich nicht verbessert, eher dramatisie­rt“, so Gallus. Bei einem zweiten Lockdown im Handel würde wohl einer fünfstelli­gen Zahl von Ladenlokal­en in NRW das Aus drohen.

Dass die Branche in der Region trotzdem mit einem Umsatz von 23,4 Milliarden Euro im Weihnachts­geschäft (das umfasst die Monate November und Dezember) rechnet und somit optimistis­cher ist als im Vorjahr, steht dazu nicht im Widerspruc­h. Denn der Online-handel ist wie beim ersten Lockdown im Frühling auch jetzt ein Gewinner der Pandemie, und das macht sich laut Gallus unter anderem in Düsseldorf bemerkbar, „wo die Unternehme­n in der Hinsicht gut aufgestell­t sind“– womöglich auch dank der Hilfe der Digitalcoa­ches, die den Händlern bei der (Fort-)entwicklun­g des Online-geschäfts zur Seite stehen.

Dagegen leidet der stationäre Modehandel ungebremst. Verbesseru­ngen seien da kaum zu erkennen, so Gallus. „Von Ausgleich der Umsatzverl­uste muss man da gar nicht reden.“Aber es bleibt eben die Hoffnung darauf, dass es der Handel auch in der Pandemie schafft, Weihnachts­stimmung zu verbreiten und die Kunden zum Kauf anzuregen.

Natürlich wären da auch die vom Land NRW erlaubten verkaufsof­fenen Sonntage vor und nach Weihnachte­n hilfreich, aber ob die stattfinde­n können, ist noch offen. Denn die Gewerkscha­ft Verdi hat dagegen vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht Münster geklagt, und dessen Entscheidu­ng steht noch aus. Am Freitag lief die Frist ab, in der Stellungna­hmen der beteiligte­n Parteien möglich waren. Das Nrw-wirtschaft­sministeri­um hat diese Frist sozusagen bis zum letzten Moment ausgereizt. Das Land Nordrhein-westfalen „beziehungs­weise die vom Land beauftragt­e Kanzlei“werde eine Stellungna­hme fristgerec­ht vorlegen, teilte das Arbeitsmin­isterium des Landes am Freitag auf Anfrage mit. Eine gerichtlic­he Entscheidu­ng, so heißt es in Justizkrei­sen, solle kommende Woche fallen. Ein Argument der Befürworte­r: Je mehr die Menschen sich beim Einkauf auf die einzelnen Wochenende­n verteilen, umso geringer ist das Ansteckung­srisiko in den Innenstädt­en. Aus Sicht der Gewerkscha­ft braucht es dagegen einen Anlass für eine Sonntagsöf­fnung, der wegen des Wegfalls von Veranstalt­ungen in der Pandemie nicht mehr gegeben sei.

Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens empfiehlt der Handelsver­band mit Blick auf die geplante Sonntagsöf­fnung in NRW: „Damit die frequenzst­ärkeren Adventssam­stage entlastet werden, hat die Nrw-landesregi­erung im Rahmen der Corona-schutzvero­rdnung die Adventsson­ntage generell für die Öffnung der Geschäfte zwischen 13 und 18 Uhr freigegebe­n. Da es sich allerdings um freiwillig­e Öffnungen handelt, empfiehlt der Handelsver­band, sich vorher zu informiere­n, ob das Geschäft der Wahl geöffnet hat.“Daraus spricht vermutlich die Erkenntnis, dass es aus Sicht einiger Händler betriebswi­rtschaftli­ch sinnvoller wäre, das eigene Geschäft zu schließen und dadurch Kosten zu sparen.

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FOTO: PETER STEFFEN/DPA Corona trübt die Stimmung im Weihnachts­geschäft.

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