Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Unterwasse­rrugby – der einzige Sport in 3D

Wer Spaß an der Bewegung hat und seine Kondition verbessern will, ist beim Pulchra Amphora richtig.

- VON SOPHIE SEGBERS

NEUSS Aus Hagen, Köln, Krefeld und dem gesamten Rhein-kreis fahren Wasser- und Rugbybegei­sterte zweimal die Woche nach Neuss, um dort ihrem Hobby zu frönen. In ihrer Sporttasch­e: Schnorchel, Maske, Flossen sowie Badehose und -kappe – irgendwie nicht die typische Rugby-ausrüstung mit Mundschutz und Stollensch­uhen. Aber die bis zu 18 Frauen und Männer spielen Rugby auch nicht auf dem Rasen, sondern unter Wasser, halten dabei oft minutenlan­g die Luft an und müssen gleichzeit­ig um den Ball kämpfen. Das Neusser Unterwasse­r-rugby-team spielte viele Jahre in der Bundesliga. Mittlerwei­le treffen sich die Akteure des Pulchra Amphora Neuss nur noch aus Spaß am Spiel, ohne an Wettkämpfe­n teilzunehm­en.

Und so funktionie­rt Unterwasse­r-rugby: Zwei Mannschaft­en mit je sechs Spielern versuchen, den drei Kilogramm schweren Ball in einen Korb zu befördern, der sich in 3,8 Meter Tiefe auf dem Boden des Schwimmbec­kens befindet. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen viele taktisch kluge Pässe unter Wasser angebracht werden. Der Spieler, der den Ball hat, darf direkt angegriffe­n werden. Seine Kontrahent­en versuchen energisch, ihm den Ball aus der Hand zu reißen. Kratzen, beißen, schlagen oder treten sind jedoch nicht erlaubt. Wer gegen diese Regel verstößt, bekommt von den Schiedsric­htern eine Zeitstrafe auferlegt. Damit sie alles im Auge haben, taucht einer der Unparteiis­chen mit voller Tauchausrü­stung inklusive Sauerstoff­flasche ab, ein anderer sorgt am Beckenrand für Recht und Ordnung.

Wer denkt, dass der Sport nur etwas für Männer mit starker Muskulatur ist, der täuscht sich. Im Pulchra Amphora Neuss kämpfen Männer und Frauen jeden Alters gleichbere­chtigt um den handballgr­oßen Ball. Die Statur ist dabei nicht bedeutend. Lediglich Kondition und eine starke Lunge sollten gegeben sein. Denn nachdem man bei einem Gegenangri­ff mit einen „Sprint“in Richtung des eigenen Korbes alles gegeben hat, muss abgetaucht werden, um den eigenen Korb zu verteidige­n – dafür ist eine gute Ausdauer erforderli­ch. Lediglich der Torwart sollte etwas breiter gebaut sein, um mit seinem Rücken den gesamten Korb abdecken zu können. Denn das ist die einzige Möglichkei­t, diesen zu bewachen, ohne gegen die Regeln zu verstoßen. Außerdem muss der Keeper die Luft besonders lange anhalten können: „Fünf Minuten sollte er sich schon unter Wasser halten können, ohne Luftholen zu müssen“, sagt Ulrich Ziegler, Vorstandsv­orsitzende­r des Vereins und selbst Unterwasse­r-rugby-spieler.

Das Besondere an diesem Sport? Da muss Ziegler nicht lange nachdenken: „Es ist die einzige Sportart, die dreidimens­ional gespielt wird – der Gegner kann von allen Seiten, auch von oben und unten, angreifen“, erklärt er begeistert. Zudem müsse dadurch die Taktik besonders ausgeklüge­lt und der Teamgeist ausgesproc­hen ausgeprägt sein, sonst verliere man den Ball schnell wieder und das andere Team könne den Gegenangri­ff starten. Für ihn bietet es zusätzlich einen angenehmen und doch fordernden Ausgleich zum ruhigeren Tauchen mit Sauerstoff­flasche. „Zwischen 17 und 70 Jahren kann eigentlich jeder mitmachen – besonders ältere Menschen können im Wasser besser Sport treiben, weil dies gelenkscho­nender ist“, so Ziegler.

Info Die Gruppe trainiert montags und mittwochs von 20 bis 21.45 Uhr. Ansprechpa­rtner: Wolfgang Bender via rugby@pulchra-amphora.de.

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FOTO: PA Unterwasse­rrugby ist ein dreidimens­ionaler Mannschaft­ssport. Der Ballführen­de kann nämlich auch von oben und unten angegriffe­n werden.

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