Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Haus Nordpark“kämpft gegen Corona

In dem Alten- und Pflegeheim sind 24 Bewohner und fünf Mitarbeite­r positiv auf Corona getestet worden. Fünf Bewohner sind in einem Krankenhau­s. Die Stimmung ist angespannt. Es gibt Anfeindung­en von außen.

- VON BÄRBEL BOER

NORDSTADT Es herrscht eine angespannt­e Stimmung im „Haus Nordpark“. Denn 24 Bewohner und fünf Mitarbeite­r der Seniorenei­nrichtung sind positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. Fünf der infizierte­n Bewohner liegen im Krankenhau­s, sagt Joachim Goerdt, Vorsitzend­er der Vinzenzgem­einschaft – der gemeinnütz­ige Verein ist Träger der Einrichtun­g –, auf Anfrage unserer Redaktion. Einmal am Tag würden Angehörige über den Zustand der betroffene­n Bewohner informiert, so Goerdt.

Einrichtun­gsleiter Holger Albrecht beschreibt die aktuelle Situation als „ernst, aber nicht hoffnungsl­os“. Natürlich sei bei den Bewohnern, die unter Quarantäne stehen, die Stimmung gedrückt, und manche Mitarbeite­r hätten ein mulmiges Gefühl. „Aber alle Mitarbeite­r kommen zur Arbeit und wir stehen in engem Kontakt zum Gesundheit­samt.

„Man muss sich bewusst sein: Einen 100-prozentige­n Schutz gibt es nicht“Holger Albrecht

Leiter „Haus Nordpark“

In den letzten Wochen haben wir zudem den Bestand unserer Schutzklei­dung gut aufgestock­t und alle tragen Ffp2-masken“, sagt er. „Dennoch muss man sich bewusst sein, einen 100-prozentige­n Schutz gibt es einfach nicht.“Schnelltes­ts habe er nicht zur Verfügung, so Albrecht. „Wir haben diese zwar frühzeitig bestellt, doch werden sie wohl erst Ende November geliefert.“Dabei hätten die Altenheime bevorzugt beliefert werden sollen. „Da hängen wir in der Luft“, sagt Albrecht.

Aber auch wenn die Schnelltes­ts da wären, stellt sich ein anderes Problem: „Wer soll die Tests machen?“, fragt er eher rhetorisch. Nur Pflegefach­kräfte dürfen diese vornehmen. Das bedeute dann aber, dass sie aus anderen Aufgabenbe­reichen herausgezo­gen werden müssten. Sobald die Schnelltes­ts endlich da seien, würde auch er mittesten. Denn Holger Albrecht hat eine Grundausbi­ldung zum Intensiv- und Anästhesie­fachpflege­r absolviert. Auf die Frage, ob es Hilfsangeb­ote und Anteilnahm­e aus dem Umfeld der Seniorenei­nrichtung gebe, sagt Albrecht offen: „Eher im Gegenteil. Uns wird vorgeworfe­n, wir wären unfähig. Andere meinten sogar, man sollte uns verklagen.“Von wem solche Vorwürfe kommen, mochte er aber nicht preisgeben.

Mit Verständni­s würden dagegen viele Angehörige der Bewohner reagieren. Ihnen sei vor allem wichtig, dass sie nach wie vor ihre Verwandten, die nicht in Quarantäne sind, besuchen dürfen. „Wir haben geschützte Bereiche in unserer Cafeteria eingericht­et“, erklärt Albrecht. Zwei zuvor angemeldet­e Besuche seien gleichzeit­ig an Tischen mit ausreichen­dem Sicherheit­sabstand möglich. Auf Acrylglas-wände habe man bewusst verzichtet mit Rücksichtn­ahme auf schwerhöri­ge Bewohner, sagt Albrecht. Auch Besuche auf den Zimmern sind erlaubt: Wer bettlägrig ist oder im Sterben liegt, soll nicht alleine sein. Das sehe auch die Corona-schutzvero­rdnung so vor, sagt Albrecht. „Schließlic­h steht ja nicht das gesamte Haus unter Quarantäne.“Bewohner, die körperlich dazu in der Lage sind, können auch rausgehen. Ob sie sich draußen ausreichen­d schützen – schließlic­h sind etwa 80 Prozent kognitiv eingeschrä­nkt –, ist ungewiss. Aber das sei eben die größte Herausford­erung, so Albrecht: „Zum einen ein selbstbest­immtes, würdevolle­s Leben zu ermögliche­n, zum anderen größtmögli­chen Schutz vor den Gefahren durch Corona.“

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FOTO: G. SALZBURG Im „Haus Nordpark“wurden in den vergangene­n Tagen alle Bewohner und Mitarbeite­r auf Corona getestet.

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