Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neustart mit dem Handelspar­tner USA

Das Ergebnis der Us-präsidents­chaftswahl beschäftig­t die Wirtschaft in der Region. Die USA sind der Top-3-außenhande­lspartner.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

RHEIN-KREIS Im Weißen Haus hält Us-präsident Donald Trump nach wie vor an seiner Überzeugun­g fest, er habe die Wahl gewonnen. Aber als Geschäftsm­ann sollte er eigentlich ein Mann der Zahlen sein – und das Wahlergebn­is spricht eine andere Sprache. Überzeugun­g hin, Überzeugun­g her: Trump wird sich daran gewöhnen müssen, seinen Umzug zu organisier­en. Der gewählte neue Us-präsident Joe Biden bereitet sich auf seinen Amtsantrit­t am 20. Januar vor. Und das nährt Hoffnungen auf eine Kehrtwende für die deutsch-amerikanis­chen Wirtschaft­sbeziehung­en. Für die Region ist das enorm wichtig. Nicht nur weil 143 Us-unternehme­n am Mittleren Niederrhei­n vertreten sind, darunter der Multitechn­ologiekonz­ern 3M und das Pharmaunte­rnehmen Johnson & Johnson in Neuss, sondern auch, weil die Vereinigte­n Staaten der Top3-handelspar­tner für die Nrw-industrie sind.

Der Außenhande­lsausschus­s der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n hat sich daher nach Bekanntgab­e des Wahlsieger­s Joe Biden mit der Frage beschäftig­t, welche Auswirkung­en das Wahlergebn­is in den USA auf die deutsch-amerikanis­chen Wirtschaft­sbeziehung­en hat. Peer Kesper, Vorsitzend­er des Ausschusse­s, betonte zu Beginn der virtuellen Sitzung, wie wichtig die transatlan­tischen Beziehunge­n für die Region sind. „Für 30 Prozent unser exportorie­ntierten Industrieu­nternehmen ist Nordamerik­a ein wesentlich­es Exportziel, und knapp jeder vierte Industrieb­etrieb mit Auslandsin­vestments benennt die USA als bedeutende Zielregion.“Mit Biden verbindet Kesper die Hoffnung, dass der neue Präsident die USA eint, den Multilater­alismus sowie die transatlan­tische Freundscha­ft stärkt und sich für Freihandel und gegen Protektion­ismus einsetzt. Allerdings gibt es mahnende Stimmen, die vor zu hohen Erwartunge­n, insbesonde­re mit Blick auf den Freihandel, warnen.

An der Sitzung des Ihk-außenhande­lsausschus­ses nahm unter anderem Dietmar Rieg, Präsident der deutsch-amerikanis­chen Handelskam­mer in New York, teil. Er betonte, die Atmosphäre werde wieder partnersch­aftlich und konstrukti­v. So werde die Welthandel­sorganisat­ion voraussich­tlich wieder gestärkt, ebenso stehe die Rückkehr zum Pariser Klimaabkom­men an. Große wirtschaft­spolitisch­e Würfe erwartet er nicht. Über allem stehe zudem die Frage des Umgangs mit China. „In der Handelspol­itik ist China für die Amerikaner das alles beherrsche­nde Thema“, erklärte Rieg. Die Meinung, dass Peking in Sachen Technologi­etransfer und Subvention­en nicht fair spiele, sei weit verbreitet. Mit Blick auf die künftigen transatlan­tischen Beziehunge­n werde es darauf ankommen, wie sich die Europäisch­e Union und Deutschlan­d in der China-frage positionie­ren.

Das betonte auch Jürgen Matthes, Leiter des Kompetenzf­elds Internatio­nale Wirtschaft­sordnung und Konjunktur des Instituts der deutschenw­irtschaft(iw)inköln.„die Amerikaner erwarten von ihren europäisch­en Partnern den Schultersc­hluss in diesem Konflikt“, erklärte er mit Blick auf China. Von der Biden-regierung erwartet Matthes in Zukunft mehr Kooperatio­n statt Konfrontat­ion. „Er wird stärker auf internatio­nale Lösungen setzen und weniger auf nationale Alleingäng­e.“Nicht ausgeklamm­ert werden dürfe, dass die Demokraten traditione­ll eher handelskri­tisch seien. „Der Slogan ,Buy American’ gehörte zu Bidens Wahlkampf“, betont Matthes. „Ein neuer Anlauf für ein umfassende­s transatlan­tisches Freihandel­sabkommen ist nicht zu erwarten, stattdesse­n könnten Strafsteue­rn für Unternehme­n kommen, die ihre Produktion aus den USA ins Ausland verlagern, und Steuererle­ichterunge­n für Investitio­nen in den Vereinigte­n Staaten.“

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FOTO: PIXABAY „Lady Liberty“als Symbol für die Freiheit. Die Unternehme­n hoffen auf weniger Abschottun­g seitens der USA.

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